Land Grabbing der neue Agro-Imperialismus

Land Grabbing der neue Agro-Imperialismus

Beitragvon Juliane » Sonntag 21. August 2011, 16:55

"Land Grabbing – Den Armen wird der Boden unter den Füßen weggezogen

Eine ausreichende Versorgung mit bezahlbaren Lebensmitteln ist nicht nur eine Herausforderung für Entwicklungsländer, sondern auch für Schwellen- und sogar Industrieländer. Die Zeit des Überflusses ist vorbei: Die weltweite Getreideproduktion bleibt zunehmend hinter der wachsenden Nachfrage zurück.
Vor diesem Hintergrund hat sich ein Trend beschleunigt, der ‚Land Grabbing’ genannt wird: Staatliche Akteure und private Investoren aus Industrie- und Schwellenländern sichern sich mittels langfristiger Pacht- oder Kaufverträge große Agrarflächen in Entwicklungsländern, um dort Nahrungsmittel und Energiepflanzen
für den Export anzubauen. Nicht selten stoßen sie auf das Wohlwollen einheimischer Eliten, die großes Interesse an lukrativen Geschäften um Land zeigen. Eine riskante Gratwanderung zwischen notwendigen Investitionen in die Landwirtschaft und neo-kolonialer Landaneignung hat begonnen.

http://www.landcoalition.org/pdf/09_brennpunkt_8_land_grabbing.pdf
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Land Grabbing der neue Agro-Imperialismus

Beitragvon Juliane » Sonntag 21. August 2011, 16:56

"Wie sich DWS-Fonds der Deutschen Bank am "Land Grabbing" beteiligen
In Kambodscha enteignen internationale Unternehmen viele Reisbauern mithilfe von bestochenen Soldaten und Polizisten. Die betroffenen Familien verlieren ihre Lebensgrundlage. Entschädigungen werden ihnen nicht gezahlt. Der thailändische Zuckerkonzern KSL ließ so 2006 nach UNO-Angaben 400 kleinbäuerlichen Betrieben die Felder wegnehmen."

http://www.swr.de/report/landgrabbing/-/id=233454/nid=233454/did=7133132/zorrgk/index.html
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Land Grabbing der neue Agro-Imperialismus

Beitragvon Juliane » Sonntag 21. August 2011, 16:57

"Experten beobachten seit einigen Jahren einen Trend: Reiche Länder kaufen großflächig Ackerland in Entwicklungsländern auf, um ihren Nahrungsmittelnachschub zu sichern. Das "Land Grabbing" sei aber nicht automatisch negativ, sagen Fachleute, wenn es klare Regeln gibt.

Von Sabine Müller, HR-Hörfunkstudio Washington

Es passiert in Mosambik, auf Madagaskar oder den Philippinen und das IFPRI schaut immer hin. Die Experten des International Food Policy Research Institutes sammeln Informationen zum neuen Agro-Imperialismus, aber das ist keine leichte Aufgabe. "Viele dieser Deals sind sehr intransparent", beklagt Ruth Meinzen-Dick, die sich intensiv mit "Land Grabbing" beschäftigt. Seit der Nahrungsmittel-Preiskrise von 2007 bis 2008 hat der großflächige Ankauf von Farmland in Entwicklungsländern stark zugenommen - laut einer Studie der Weltbank war im Jahr 2010 weltweit eine Fläche von fast 650.000 Quadratkilometern betroffen. Das ist mehr als die gesamte Mais- und Weizenanbaufläche der USA.


Die Käufer des Landes sind meist wohlhabende oder bevölkerungsreiche Staaten, die ihren Nahrungsmittelnachschub sichern wollen, aber auch Hedgefonds und Konzerne. Sehr aktiv seien die Golfstaaten, sagt Expertin Meinzen-Dick, ihnen gehe es um Lebensmittelimporte, ebenso wie Ländern wie China, Indien oder Südkorea. Europäische Länder seien meist daran interessiert, sich Anbauflächen für Biokraftstoff-Pflanzen zu sichern und für internationale Investoren seien diese Deals Spekulationsmaterial.

Meinzen-Dick betont, der großflächige Aufkauf von Land sei nicht automatisch negativ zu sehen. Viele Entwicklungsländer benötigten dringend Investitionen in den Agrarsektor, für die sie selbst kein Geld hätten. Die Käufer könnten neue Technologien und Kapital mitbringen, sagt Meinzen-Dick, manche Verträge enthielten Versprechen, Straßen und Häfen zu bauen. Die Befürworter des "Land Grabbing" sprechen außerdem von neuen Jobs für die Einheimischen und dem Aufbau von Schulen und Gesundheitszentren.



Doch der neue Agro-Imperialismus stößt vielen Experten bitter auf. Sie weisen auf eine Vielzahl von Problemen hin. "Oft werden diese Geschäfte mit den örtlichen Eliten gemacht, über die Köpfe der Menschen hinweg, die das Land tatsächlich nutzen, dort Pflanzen anbauen oder ihr Vieh weiden lassen", so Meinzen-Dick. Fehlende Transparenz verhindere meist, dass die normalen Bürger Anteil daran hätten, diese Deals auszuhandeln und umzusetzen. Oft würden Kleinbauern von ihrem Land vertrieben, ihr Lebensunterhalt gerate in Gefahr. Außerdem sei ökologische Nachhaltigkeit für viele Investoren ein Fremdwort, ihnen gehe es hauptsächlich um kurzfristigen Profit.

Preise für Land stark gestiegen
Und Profit ist zu machen: die Preise für Ackerland sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, das Institut IFPRI dokumentiert teilweise Zuwächse von bis zu 31 Prozent pro Jahr. Die Landkäufer, egal ob es sich um Länder oder Hedgefonds handelt, sind nicht überall willkommen. Dem IFPRI-Institut ist mindestens ein Fall bekannt, wo Widerstand gegen den Agro-Imperialismus zu politischen Unruhen führte. 2009 auf Madagaskar sollen die Proteste gegen ein geplantes Geschäft mit China mitverantwortlich für den Sturz der Regierung gewesen sein.

Das IFPRI macht sich dafür stark, die Risiken des "Land Grabbing" mit einem internationalen Verhaltenskodex zu minimieren. Die Käufer sollten sich verpflichten, ihre Geschäfte transparent abzuwickeln, existierende Landrechte zu respektieren, die einheimische Gemeinschaft an den Profiten teilhaben zu lassen und nachhaltig umweltschonend zu operieren. Bisher gibt es einen solchen Verhaltenskodex allerdings nicht."


http://www.tagesschau.de/ausland/landgrabbing100.html
Juliane
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