Verdorbene Nahrung im Handel

Verdorbene Nahrung im Handel

Beitragvon Janik » Donnerstag 13. Oktober 2005, 08:51

In den letzten zwei Jahren sollen nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Memmingen und der Zollfahndung Lindau mindestens 1700 Tonnen Geflügelkarkassen und Schweineschwarten, die nach EU-Recht als "nicht für den menschlichen Verzehr, Material der Kategorie 3" gekennzeichnet waren, in Lebensmittelbetriebe verschoben worden sein. Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner neuen Ausgabe.


Ein Insider bezeichnet derartige Geschäfte als üblich: "Die ganze Branche lebt damit." In welchen Handelsprodukten das verschobene Fleisch letztlich auf den Markt kam, ist noch unklar. Aus genusstauglichen Geflügelkarkassen wird so genanntes Separatorenfleisch gepresst, das zum Beispiel in Hühnerbrühe und Press-Putenschnitzeln, auf Tiefkühl-Pizzen, in Tortellini und Ravioli, Geflügel-Nuggets und Wurst verwendet werden kann. Schweineschwarten werden vor allem zur Gelatineproduktion verwendet. Speisegelatine ist in Joghurt, Tortenguss, Gummibärchen, Margarine, im Mohrenkopf, in der Götterspeise, in Wurst jeder Art, in Getränken und sogar in der Hülle von Vitamintabletten.

Ermittelt wird nach stern-Informationen gegen den 39-jährigen Geschäftsführer der bayerischen "Deggendorfer Frost GmbH". Die Firma, die nur eine Zulassung nach dem Tierkörperbeseitigungsgesetz als "Zwischenbehandlungsbetrieb" für "Material der Kategorie 3" besitzt und daher nur an Tierfutterhersteller verkaufen darf, soll ihre genussuntaugliche Rohware bei Schlachthöfen und
Schlachtabfallsammelbetrieben aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bezogen und danach zu Lebensmitteln umdeklariert haben, zum Teil mit Hilfe ihres Mutterbetriebes, der "Kollmer Fleisch und
Kühlhaus GmbH" aus Illertissen im Allgäu. Die umdeklarierten Schwarten und Karkassen seien dann europaweit verkauft worden: In Deutschland an drei Verarbeiter von Geflügelfleisch und einen Gelatinehersteller, im Ausland an Wurstfabrikanten aus Litauen, Polen und Ungarn sowie einen französischen und einen italienischen Gelatinehersteller.

In den Fall wurde auch die europäische Betrugskontrollbehörde "Olaf" eingeschaltet.

Autor: Stern Magazin
Janik
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Verdorbene Nahrung im Handel

Beitragvon Chris » Donnerstag 13. Oktober 2005, 12:55

Ich habe Bilder davon im Fernsehen gesehen. Bin ich froh, dass ich den Fertigfr... nicht esse. Da dreht sich der Magen gleich 3x um. Für Geld scheint ein großer Teil der Menschheit alles zu machen.
Noch schöne Sonnentage Chris
Chris
 

Verdorbene Nahrung im Handel

Beitragvon Alex » Montag 17. Oktober 2005, 07:48

Weitere News über den Skandal:

"Die Möglichkeiten für den Missbrauch sind gewaltig", so Veterinärmediziner Matthias Wolfschmidt, bei foodwatch zuständig für Kampagnen. "Nur die Schlachthöfe und Entsorgungsunternehmen wissen, wie viele Abfälle anfallen." Zuständige Behörden der Länder hätten auf Anfrage eingestanden, keine Informationen zu besitzen.

Was im Einzelnen mit diesen Schlachtabfällen geschieht, ist nicht nachvollziehbar. Eine Umdeklarierung von Schlachtabfällen zu Rohstoffen der Lebensmittelindustrie ist auch in größerem Maße
vorstellbar. Ein Beispiel sind so genannte Griebenmehle, die beim Ausschmelzen von Fetten entstehen. Als Geschmacksverstärker werden sie in vielen Fertiggerichten eingesetzt, als Würze für die Kruste von Schweinebraten oder in Muskelaufbaupräparaten für Sportler. Im Endprodukt ist eine Unterscheidung von Griebenmehlen, die für Lebensmittel zugelassen sind und denen für Futtermittel nicht mehr möglich.

"Die Sicherheitslücken bei der Verwendung von Schlachtabfällen sind skandalös", so Wolfschmidt. foodwatch hatte bereits vor einem Jahr in dem Report "Alles - außer Kontrolle" den ungeklärten Verbleib von 124.000 Tonnen Tiermehl aufgedeckt. Seitdem fordert foodwatch von der Bundesregierung, den Verbleib des Kategorie 3-Materials aufzuklären. Schlachtabfälle der Kategorie 3 dürften nicht mehr frei gehandelt werden. Sie müssten Risikomaterial der Kategorie 1 und 2 bezüglich Dokumentation und Überwachung gleichgestellt werden. Zudem müssten bundesstaatliche Kontrollen die "Kleinstaaterei" in den einzelnen Ländern beenden.

Rund ein Drittel von jedem Schlachttier landet im Abfall. Dazu gehören zum Beispiel Euter, Augen, Häute, Innereien, Sehnen, Füße und Skelettteile. Das daraus hergestellte Tiermehl darf auf Grund der BSE-Krise seit 2001 europaweit nicht mehr an landwirtschaftliche Nutztiere verfüttert werden und auf diesem Wege in die Nahrungskette gelangen.

Hinweis: Der foodwatch Tiermehl-Report kann unter http://www.foodwatch.de als PDF-Dokument herunter geladen oder als Druckversion per Post bestellt werden.

Autor: foodwatch e.V
Alex
 

Trittin fordert Handeln

Beitragvon Sonora » Montag 17. Oktober 2005, 08:53

Endlich fordert ein Politiker, daß gehandelt wird.
Wer will so eine Schweinerei auch auf dem Tisch?
Für mich müßten die Verantwortlichen nur noch von ihrem eigenen Mist ernährt werden.

Viele Grüße
Sonora


Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Bonn:
Bundesminister Jürgen Trittin erneuerte gestern in Berlin die Aufforderung an das zuständige bayerische Verbraucherschutzministerium, den Skandal um Schlachtabfälle, die in die Lebensmittelproduktion gelangt sind, zügig und konsequent aufzuklären. "Ich erwarte, dass schon im Interesse der Verbraucher und Verbraucherinnen die Fakten endlich vollständig auf den Tisch kommen und die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden.

Der von Bayern mehrfach angekündigte Rückruf von Lebensmitteln, die aus verbotenen Abfällen hergestellt wurden, muss endlich öffentlich erfolgen. Das heutige Eingeständnis des bayerischen Verbraucherministers Schnappauf, die Rückrufaktion sei gescheitert, ist ein erschütterndes Eingeständnis. Es kann nicht akzeptiert werden, dass jetzt deutsche und europäische Verbraucherinnen und Verbraucher Lebensmittel essen sollen, die aus 2600 Tonnen ekelerregender Schlachtabfällen hergestellt worden sind. Genauso inakzeptabel ist es, dass die gesamte deutsche Lebensmittelwirtschaft wegen der kriminellen Energie einiger weniger Betriebe und der Nicht-Informationspolitik des bayerischen Ministers unter einen Generalverdacht gerät. Minister Schnappauf muss sofort die Hersteller von diesen Lebensmitteln nennen, damit die Verbraucherinnen und Verbraucher die bereits gekaufte Ware in die Läden zurücktragen können.“

Die Rückverfolgung der Waren muss trotz aller Schwierigkeiten eingeleitet und die Rückrufaktion öffentlich gestartet werden. Die Verbraucher haben ein Recht darauf, informiert zu werden. erklärte Trittin heute in Berlin. „Dieser Skandal und der unbefriedigende Umgang mit den Informationen zeigt mir einmal mehr, wie wichtig es ist, endlich die Blockade der CDU/CSU und FDP gegen ein Verbraucherinformationsgesetz zu lösen.“

Trittin verwies darauf, dass neben dem Recht der Verbraucher, zu erfahren was in ihre Lebensmittel gelangt, Deutschland auch verpflichtet ist, die betroffenen Mitgliedstaaten sowie die Europäische Kommission schnellstmöglich und umfassend darüber zu unterrichten, in welchem Umgang Schlachtabfälle in die Lebensmittelkette gelangt sind, wohin die Waren gegangen sind. Trittin forderte das Bayerische Verbraucherschutzministerium auf, dem Bundesverbraucherschutzministerium umgehend einen ausführlichen Bericht zur Unterrichtung der Kommission und der anderen Mitgliedstaaten zuzuleiten.
Sonora
 


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