"Schilddrüsen-(Dys)funktion, Adipositas und kardio-metabolisches Syndrom
- eine gelegentlich übersehene Verbindung
Rolle der Schilddrüse für Thermogenese und Grundumsatz
Bedeutung der Schilddrüse für den Energiestoffwechsel
In der Bevölkerung der meisten Wohlstandsländer wird ein massives Ansteigen des Köpergewichtes beobachtet, verbunden mit einer Zunahme der mit Adipositas assoziierten Komplikationen. Eine der wichtigsten Ursachen ist sicherlich der veränderte Lebensstil mit Überernährung und einer immer geringer werdenden körperlichen Aktivität. Daher werden zur Prävention und Therapie mit Recht intensive Änderungen des Lebensstils gefordert.
Dennoch dürfen andere Zusammenhänge nicht vernachlässigt oder gar übersehen werden; so bestehen in der Betreuung von Patienten mit Adipositas gelegentlich Defizite, denn nicht selten wird beispielsweise dem übergewichtigen Patienten mit Hypertonie dringend angeraten, Gewicht zu reduzieren.
Eine differenzierte Beratung und vor allem aber auch eine genauere medizinische Untersuchung bzgl. des Gewichtsproblems - i.S. einer differentialdiagnostischen Abklärung - erfolgt leider nicht immer. Doch eine endokrinologische Abklärung sollte, auch wenn keine Schilddrüsen-spezifischen Symptome vorliegen, wenigstens einmalig erfolgen, um Pathologien auszuschließen.
Während von Seiten des Patienten durchaus häufig die (alleinige) Erklärung für das bestehende Übergewicht in „langsam arbeitenden Drüsen“ gesucht wird, wird dies nicht selten von ärztlicher Seite als „Ausrede“ eingestuft und nicht ernst genommen, denn eine endokrinologische Erkrankung (z.B. Cushing/Hypothyreose) ist naturgemäß selten die alleinige Ursache für eine Adipositas. Dennoch kann eine – auch subklinische - Hypothyreose eine Mitursache des Übergewichtes sein.
Ziel: Die vorliegende Arbeit soll daher einen kleinen Überblick über die Datenlage und die Zusammenhänge geben.
Bedeutung der Schilddrüse für den Energiestoffwechsel
Es ist nahe liegend, dass eine – auch kleine - Funktionsstörung der Schilddrüse zu Veränderungen des Körpergewichtes, und damit auch zum Übergewicht beitragen kann.
Durch die Schilddrüsenfunktion werden beeinflusst:
• Wachstum, Entwicklung
und Fertilität
• Energiehaushalt, Körper-
gewicht
• Eiweiß- und Kohlenhydrat-
Stoffwechsel
• Fett-Stoffwechsel
• Knochen-Stoffwechsel
• Herz-Kreislauf-System
• Muskelfunktion
• Gehirn, ZNS, Psyche
• Haut und Haare
• Verdauung
Mehrere Faktoren – u.a. auch die Schilddrüsenhormone – kontrollieren den Stoffwechsel und den Grundumsatz. Bekanntermaßen stimulieren die Schilddrüsenhormone die Thermogenese. Durch den erhöhten Energieverbrauch kommt es zu einer Freisetzung von Wärme.
Untersuchungen haben ergeben, dass in Ruhe bis zu 30 Prozent des Grundumsatzes durch die Schilddrüse beeinflusst wird (Sedoux et al. 1982; Bianko und Silva 1987). Bereits bei einer subklinischen Hypothyreose ist der Grundumsatz messbar vermindert (Tagliaferri et al. 2001).
Ein verminderter Grundumsatz ist jedoch ein nicht unwesentlicher Faktor für die Entwicklung einer Adipositas (Carpenter et al. 1998; Wurmser et al. 1998).
Schilddrüsen-Funktion und BMI
Daher ist gut nachzuvollziehen, dass Störungen der Schilddrüsen-Funktion i.S. einer Hyperthyreose, beispielsweise durch die Erhöhung der Thermogenese und damit des Grundumsatzes, zu einem Gewichtsverlust führen kann, während eine Hypothyreose aufgrund der Verringerung der Thermogenese und des Grundumsatzes eine Gewichtszunahme eher fördert.
Bereits kleine Veränderungen der Schilddrüsen-Funktion haben nachweisbaren Einfluss auf den Stoffwechsel, das Gewicht und die Begleit-Risikofaktoren – somit auch auf die Entwicklung eines Metabolischen Syndroms:
So zeigten Knudsen et al. (2005) in einer dänischen Untersuchung mit über 4.600 Teilnehmern einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Schilddrüsen-Funktion, d.h. dem TSH-Wert und dem Body-Mass-Index (Abb. 1). Bei den Dänen hatten Frauen mit leicht erhöhtem TSH von 4,5 mU/l (Median) gegenüber denjenigen mit einem TSH 0,28 mU/l (Median) ein um ca. 5,5 kg höheres Gewicht (Knudsen et al. 2005).
Dies wurde in anderen Studien bestätigt (Bastemir et al. 2007, Nyrnes et al. 2006). De Pergola et al. 2007 fanden zusätzlich signifikante Assoziationen zwischen Schilddrüsen-Funktion, dem BMI und dem Bauchumfang."
Die ganze Arbeit hier:
http://www.adipositasspektrum.de/fileadmin/adipositasspektrum.de/ausgaben/AS_August07_Prof.Jacob.pdf