Vergiften uns die Bauern?

Vergiften uns die Bauern?

Beitragvon Janik » Samstag 21. Januar 2006, 18:55

Die "gute" Nachricht lautet: D
ie meisten Lebensmittel in Deutschland sind insgesamt nur geringfügig belastet. Zu diesem positiven Ergebnis kommt der Bericht zum Lebensmittelmonitoring 2004, den das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Mitte Januar in Berlin veröffentlicht hat. Im Rahmen der von Bund und Ländern gemeinsam getragenen Untersuchungsreihe wurden im Jahr 2004 annähernd 5 000 Proben auf unerwünschte Stoffe wie Pflanzenschutzmittelrückstände sowie organische und anorganische Kontaminanten in und auf 50 Lebensmitteln bzw. Lebensmittelgruppen repräsentativ untersucht.

Von Bratwurst bis Erdnuss Positiv schnitten unter anderem Getreideerzeugnisse wie Brot, Pizza und Frühstückscerealien ab. In den meisten Fällen waren diese Lebensmittel nur gering mit 3-MCPD kontaminiert, ein im Tierversuch Krebs hervorrufender Stoff, der sich beim Backen oder Toasten salz- und fetthaltiger Lebensmittel bilden kann. Eine Einschränkung gab es bei Früchtemüslis, in denen vereinzelt das Schimmelpilzgift Ochratoxin A im Bereich der Höchstgehalte gefunden wurde. Das in hohen Dosen leberschädigende Stoffwechselprodukt von Schimmelpilzen stammt wahrscheinlich von den enthaltenen Rosinen, was das BVL veranlasst, direkt die Hersteller aufzurufen, die Rohwaren besser zu kontrollieren.

Sehr gut stellte sich die Situation bei Brühwürsten dar. Bockwurst, Wiener, Bratwurst und Co. weisen nur geringe Gehalte an allgemein in der Umwelt auftretenden, schwer abbaubaren Organochlorverbindungen auf. Nitrofen , ein Stoff, der noch vor nicht allzu langer Zeit ein Problem bei Futtermitteln war, wurde überhaupt nicht mehr nachgewiesen. Einen sehr erfreulichen Trend stellten die Wissenschaftler bei Erd-, Wal-, Haselnüssen und Mandeln fest: Die Blei - und Cadmiumbelastung, sowie die Aflatoxingehalte spielen offensichtlich keine Rolle mehr.

Von Paprika bis Apfel Kritischer sieht es dafür bei anderen Lebensmitteln aus. In rund sechs Prozent der untersuchten Produkte wurden die gesetzlich festgelegten Höchstgehalte für Pflanzenschutzmittelrückstände, Schwermetalle oder andere unerwünschte Stoffe überschritten. Auffällig hoch waren Pflanzenschutzmittelrückstände in Gemüsepaprika, Kopfsalat, Rucola, Äpfeln sowie in Strauchbeerenobst. Auffallend sind hierbei die steigenden Zahlen der Mehrfachrückstände. Das heißt, es wurden teilweise bis zu 20 verschiedene Pflanzenschutzmittel in einer Mischprobe gefunden. Bei Äpfeln ist sogar ein Negativtrend in den letzten Jahren zu beobachten, wobei Gehalte über den erlaubten Höchstmengen ausschließlich bei importierten Äpfeln nachgewiesen wurden. Ebenfalls negativ fielen hohe Nitratgehalte in Kopfsalat und vor allem in Rucola auf.

Im Hinblick auf Schwermetallbelastungen berichtet das Lebensmittelmonitoring über erhöhte Kontaminationen bei barschartigen Fischen (z. B. Thunfisch ) aus Südostasien mit Quecksilber und empfiehlt ganz gezielt den Verzehr einzuschränken. Abhängig von der Herkunft wurden bei Muscheln zum Teil erhebliche Kontaminationen mit Blei (hier vor allem aus den Niederlanden), Cadmium und Tributylzinn (Verwendung bei Schiffsfarbe) festgestellt. In Gewürzen und Kakao wurden in einigen Proben relativ hohe Gehalte an Ochratoxin A ermittelt. Hier empfiehlt das BVL den Herstellern auch dringend, der Qualität der Rohstoffe mehr Beachtung zu schenken.

Maßnahmen BVL-Sprecher Jochen Heimberg betonte die besondere Problematik bei einem Monitoring für Lebensmittel: "Die Analytik dauert lange und bis dahin sind die Lebensmittel längst verkauft". Heimberg stellte deshalb folgende Maßnahmen als Quintessenz heraus: - "Der Handel soll Eckpunkte mit den Anbauern vereinbaren. Das wirkt sich am Beispiel der Babykost äußerst positiv auf die Rückstandsproblematik aus. - Die Kontrolle der Vorernte sollte zur Pflicht werden, um schon im Vorfeld festzustellen, ob beispielsweise zu viel Pflanzenschutzmittel verwendet wurde. - Waren müssen auch konsequent zurückgewiesen werden, falls sie nicht einwandfrei sind. Die Verantwortung des Handels gegenüber den Verbrauchern muss im Vordergrund stehen".

Harald Seitz, AID Infodienst
Janik
Forenlegende
 
Beiträge: 1603
Registriert: Montag 15. August 2005, 11:52

Zurück zu Nahrungsmittelsensibilitäten / Nahrungsmittelskandale

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste