SPIEGEL ONLINE - 01. August 2007, 16:11
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DRAHTLOSE NETZWERKE
Bundesregierung warnt vor W-Lan
Drahtlose Netzwerke für den Hausgebrauch werden mit großem Aufwand
beworben und sind entsprechend populär. Das sollte sich ändern, wenn es
nach der Bundesregierung geht: W-Lan-Netze in Privathaushalten sollten
vermieden werden, heißt es in einer Antwort der Regierung auf eine
Anfrage der Grünen.
Der entscheidende Satz in der Antwort der Bundesregierung, der
Heimnetzwerker verunsichern und den PC-Fachhandel auf die Palme bringen
dürfte, lautet: "Die Bundesregierung empfiehlt allgemein, die
persönliche Strahlenexposition durch hochfrequente elektromagnetische
Felder so gering wie möglich zu halten, d. h. herkömmliche
Kabelverbindungen zu bevorzugen, wenn auf den Einsatz von funkgestützten
Lösungen verzichtet werden kann." Mit anderen Worten: Die schöne
kabellose Welt, in der man wie in zahllosen Werbespots auf dem Sofa
sitzt, mit dem Laptop auf dem Schoß, ist der Bundesregierung zu gefährlich.
W-Lan-Router: Gefährlicher als Kabel-Lösung?
W-Lan-Router: Gefährlicher als Kabel-Lösung?
14 Fragen hatte die Grüne Bundestagsfraktion an die Regierung gerichtet,
unter der Überschrift "Strahlenbelastung durch drahtlose
Internet-Netzwerke". Darin geht es um geplante Studien zum Thema
elektromagnetische Strahlung und Gesundheit, um Maßnahmen zur Reduktion
der Strahlenbelastung, um W-lan an Schulen. Und um die Frage: "Welche
Vorsorgemaßnahmen werden in der Bundesregierung und/oder in anderen
EU-Staaten getroffen, um die Belastung der Bevölkerung durch W-Lan
möglichst gering zu halten?"
Was die EU plane, wisse man nicht, steht in der Antwort, und eben der
obige Satz. Der wiederum basiert vermutlich auf einer ähnlich lautenden
Empfehlung des Bundesamtes für Strahlenschutz: Auch dort steht man auf
dem Standpunkt, dass man lieber ein bisschen vorsichtiger sein sollte,
auch wenn es gar keine Hinweise auf gesundheitsschädliche Auswirkungen
von Mobilfunk- und W-Lan-Strahlung gibt.
"Abschließende Bewertung nicht erfolgt"
Schon in der Anfrage der Grünen heißt es, dass es zwar "nach dem
aktuellen Stand der Wissenschaft keinen Nachweis" gebe, dass "innerhalb
der gesetzlichen Grenzwerte der effektiven Strahlungsleistung" eine
Gesundheitsgefahr bestehe. "Allerdings ist ebenso wie beim Mobilfunk
eine abschließende Bewertung noch nicht erfolgt."
Auf diesen Standpunkt stellt sich nun offenbar auch die Bundesregierung:
Obwohl es keine belastbaren Belege für schädliche Auswirkungen von
Funkstrahlung gibt - aber einige Studien, die zeigen, dass vermeintliche
Strahlungsopfer eher unter ihrer Angst als unter der Strahlung leiden-
will man die Bundesbürger vom Kauf der überall angepriesenen
W-Lan-Router für zu Hause warnen.
Der Bayerische Landtag gab schon Ende 2006 eine Empfehlung an die
Schulen des Freistaates heraus, auf W-Lan-Netze nach Möglichkeit zu
verzichten. Auch diese Empfehlung orientierte sich an der Haltung des
Bundesamtes für Strahlenschutz.
Schon im Jahr 2005 wurden in Deutschland mehr Notebooks und Laptops als
Desktop-Rechner verkauft. Die meisten der Klapprechner enthalten ab Werk
auch eine W-Lan-Antenne.