WHO ganz klar zu Strahlung

WHO ganz klar zu Strahlung

Beitragvon Janik » Samstag 18. August 2007, 20:03

Bereits 2002 wurden niederfrequente Felder von der mit der WHO assoziierten International Agency for Research on Cancer (IARC) als Klasse 2B "möglicherweise kanzerogen" eingestuft. Ausschlaggebend hierfür waren die epidemiologischen Beobachtungen einer statistischen Assoziation von kindlicher Leukämie und einer zeitlich gemittelten Magnetfeldexposition der Kinder im Bereich >0,3 - 0,4 µT (siehe auch: http://www.bfs.de/elektro/nff/wirkungen.html).

Die seither durchgeführten epidemiologischen Studien erzielten ähnliche Ergebnisse. Parallel dazu initiierte experimentelle Studien konnten jedoch ein krebsauslösendes oder krebsförderndes Potenzial von Magnetfeldern bis heute nicht bestätigen. Die aktuellen Studienergebnisse wurden jetzt in einem umfassenden Review (Environmental Health Criteria monograph N°238 on Extremely Low Frequency Fields) zusammengefasst und bewertet. Auf dieser aktuellen Risikobewertung aufbauend hat die WHO ein begleitendes Papier (Fact Sheet) mit dem Titel Electromagnetic fields and public health - exposure to extremely low frequency fields veröffentlicht, in dem u. a. Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise dargelegt werden.

Die wesentlichen Aussagen der WHO im vorgenannten Papier (Fact Sheet) sind:

Die neuen epidemiologischen Studien geben keinen Anlass, die Einschätzung zu ändern, dass Magnetfelder "möglicherweise kanzerogen" sind. Allerdings ist die Aussagekraft der epidemiologischen Studien durch methodische Probleme geschwächt (Grund: ein möglicher Selektionsbias). Zudem ist der zugrunde liegende Wirkmechanismus unbekannt und die epidemiologischen Beobachtungen werden von zahlreichen Studien am Tiermodell nicht unterstützt.

Kindliche Leukämie ist bezogen auf die Weltbevölkerung eine relativ seltene Krankheit (weltweit etwa 49 000 neue Fälle pro Jahr). Ebenfalls selten ist die zeitlich gemittelte häusliche Magnetfeldexposition über 0,3 µT (nur etwa 1 bis 4% der Kinder sind über 0,3 µT exponiert). Wäre der beobachtete statistische Zusammenhang kausal, dann könnten weltweit zwischen 100 und 2400 Fälle pro Jahr auf erhöhte Magnetfeldexpositionen zurückgeführt werden. Dies bedeutet, dass das berechnete Ausmaß begrenzt ist, selbst wenn Magnetfelder das Risiko tatsächlich erhöhen würden.

Studien an anderen Phänomenen wie Krebs bei Erwachsenen, Depression und Selbstmord, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entwicklungsstörungen, immunologische Veränderungen, Verhaltensänderungen, etc. zeigen keine Beeinflussungen durch Magnetfelder.

Aus diesen Fakten zieht die WHO folgende Schlüsse:

Um akute und gut untersuchte gesundheitsrelevante Wirkungen von Magnetfeldern zu vermeiden, sollten die Länder die auf internationaler Ebene erarbeiteten Grenzwertempfehlungen (ICNIRP 1998) einführen. Dies ist in Deutschland durch die 26. BImSchV bereits erfolgt.

Bei Langzeitwirkungen wird die Wahrscheinlichkeit eines Kausalzusammenhangs zwischen kindlicher Leukämie und Magnetfeldexposition als schwach angesehen. Daher empfiehlt die WHO,

dass die Regierungen und die Industrie die Forschung beobachten und Forschungsprogramme initiieren mit dem Ziel, die wissenschaftlichen Unsicherheiten zu reduzieren.

die Kommunikation mit allen zu Beteiligenden (Stakeholdern) zu forcieren. Das betrifft auch die Koordination und Konsultation zwischen der Industrie, den örtlichen Behörden sowie den Bürgerinnen und Bürgern bereits in der Planungsphase für neue Anlagen zur elektrischen Energieversorgung.

im Rahmen der Planung neuer Hochspannungsleitungen, Umspannwerke, etc., aber auch neuer Geräte, Wege der Expositionsreduzierung zu beschreiten. Angemessene Maßnahmen zur Expositionsminimierung können von Land zu Land verschieden ausfallen. Willkürlich gesetzte, niedrigere Expositionsgrenzwerte werden als nicht gerechtfertigt angesehen.
Im Anhang des umfassenden EHC-Dokuments wird auch für einzelne Länder auf Basis vorliegender Expositionsdaten eine quantitative Risikoabschätzung durchgeführt. Für Deutschland wurden zwei Datensätze verwendet. Wenn die Vor-Ort-Messungen bei Fall-Kontrollstudien zugrunde gelegt werden, wären im Falle eines Kausalzusammenhangs etwa 1% der kindlichen Leukämiefälle in Deutschland auf eine über den Tag gemittelte Magnetfeldexposition über etwa 0,3 bis 0,4 µT zurückzuführen. Der Anteil würde etwa 4% betragen, wenn die Expositionsverteilung aus dem Alltag der Bevölkerung zugrunde gelegt würde. Letztgenannter Datensatz wurde allerdings ausschließlich für Erwachsene erhoben und enthält auch Expositionen aus dem beruflichen Umfeld. Die Werte sind deshalb nicht repräsentativ für die Exposition von Kindern.

Aus der aktuellen Datenlage ergeben sich nach Auffassung des BfS folgende Konsequenzen für den Strahlenschutz in Deutschland: Die WHO-Empfehlungen zum vorsorglichen Gesundheitsschutz werden vom BfS mitgetragen. Vor diesem Hintergrund plant das BfS, vor allem die Forschung zur Klärung der Datenlage zu intensivieren und die Kommunikation in diesem Bereich zu verstärken. Es wird empfohlen, Maßnahmen zur Expositionsminimierung im Sinne der WHO-Empfehlung bei Planung und Neubau entsprechender Anlagen sowie bei Geräteentwicklungen aber auch im privaten Bereich zu berücksichtigen. Auf den bestehenden Maßnahmenkatalog des BfS wird hingewiesen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat darüber hinaus die Strahlenschutzkommission (SSK) gebeten, kurzfristig eine Stellungnahme zu dem WHO-Papier zu erarbeiten


http://www.bfs.de/elektro/nff/risiko_who.html
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