Menschliche "Versuchskaninchen"

Menschliche "Versuchskaninchen"

Beitragvon Clarissa » Sonntag 28. September 2008, 13:11

Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,577109,00.html

MEDIKAMENTENTESTS
Afrikanisches Roulette

Von Erich Lederer

Das Geschäft der Pharmaindustrie mit den Armen boomt: Tausende Inder, Chinesen und Afrikaner lassen Medikamente an sich testen, ohne die Risiken zu kennen. Eine US-Autorin wirft der Branche vor, die Probanden mit Geld und falschen Versprechungen zu ködern.

Es geht um Geld, Prestige und Investitionen. Und es geht um die Heilung von Kranken. Dazwischen steht die Entwicklung von Medikamenten, die billig, wirksam und einfach herzustellen sein sollen. Vor allem die Testphase darf nicht zu teuer werden, denn nicht selten erweisen sich pharmakologische Hoffnungsträger als unwirksam - das investierte Geld ist dann verloren.

Wie die Pharma-Industrie die Ärmsten der Welt für Medikamententests missbraucht, darüber schreibt die amerikanische Wissenschaftsjournalistin Sonia Shah in ihrem Buch "Am Menschen getestet". Der Schlüssel für günstigere Medikamente und höhere Gewinne der Pharmafirmen seien demnach vor allem Armut und mangelnde Bildung.

Der Arzneimittelriese Pfizer etwa streitet seit Jahren mit dem Staat Nigeria. Es geht um Milliarden von Dollar - und um elf tote Kinder. Pfizer hatte 1996 während einer Meningokokken-Epidemie ein Antibiotikum an Kindern getestet, das sich noch in der Entwicklung befand. Elf Kinder starben, viele andere sind dauerhaft behindert. Ob das noch nicht zugelassene Medikament die Todesfälle verursacht hat, ist Gegenstand des Rechtsstreits zwischen dem afrikanischen Staat und dem Arzneimittelriesen. Pfizer argumentiert, die bleibenden Schäden seien auf die Meningitis zurückzuführen und das Medikament habe trotz der Todesfälle die Gesamt-Todesrate gesenkt.

Das Pekinger Ditan Hospital testete 2003 ein Aids-Medikament der US-Biotech-Firma Viral-Genetics. Das Arzneimittel befand sich noch im Versuchsstadium, die Firma trat bei diesem klinischen Test als Sponsor auf. Mehrere Teilnehmer starben. Der Klinik wird vorgeworfen, sie habe die Probanden nicht ausreichend über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt. Die Kontrollgruppe der Studie - ebenfalls Aids-Kranke - erhielt offenbar zum Vergleich nicht etwa eine bereits nachgewiesen wirksame Therapie, sondern Placebo-Injektionen. Für den Verlauf der Krankheit ein möglicherweise fatales Versäumnis. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE äußerte sich das Unternehmen nicht zu den Vorwürfen. Das chinesische Aids-Präventions- und Kontroll-Zentrum versichert, bei dem Versuch habe es keine schwerwiegenden Probleme gegeben.

Eine Milliarde potentieller Testpersonen

In China und Indien sehen die Strategen von Pharmafirmen große Entwicklungschancen für neue sogenannte Blockbuster, erfolgreiche Arzneimittel mit Milliardenumsatz. Der Grund: Medikamententests sind hier verhältnismäßig billig. Während die durchschnittlichen Kosten für eine klinische Studie in den USA bei 180 Millionen Dollar liegen (rund 115 Millionen Euro), müssen in Indien nur 100 Millionen Dollar (64 Millionen Euro) einkalkuliert werden.

BUCHTIPP
Sonia Shah:
"Am Menschen getestet!"
Wie die Pharma-Industrie die Ärmsten der Welt für Medikamententests missbraucht.

Redline Wirtschaft, 304 Seiten; 24,90 Euro.

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Dabei investieren die Konzerne den größten Teil ihrer Budgets für die Forschung und Entwicklung eines Medikaments in klinische Studien. Excel PharmaStudies, die sich auf Arzneimitteltests in China spezialisiert hat, hat im Reich der Mitte seit 1999 mehr als 150 verschiedene Studien durchgeführt, vor fünf Jahren lag diese Zahl noch bei 20. Jeder dritte Verantwortliche für einen klinischen Test aus führenden Forschungseinrichtungen arbeitet nicht mehr in Nordamerika, Westeuropa oder Japan, sondern in Indien, China, Russland oder Argentinien: Länder, die den Firmen nicht nur niedrige Kosten, sondern auch die besten Erfolgsaussichten bieten.

In den Industrieländern springen bei einer solchen Studie im Durchschnitt 40 bis 70 Prozent der Teilnehmer wieder ab. In Indien liegt die Quote der "Durchhalter" bei weit über 90 Prozent. Nachdem Vioxx und andere scheinbar erfolg- und ertragreiche Medikamente ihre Zulassung wegen ihrer Nebenwirkungen verloren haben, werden die Anforderungen an neue Substanzen immer höher. Wenn der Wirkstoff beweisen soll, dass er besser als andere Behandlungen wirkt und wenige unerwünschte Effekte hat, sind Tests mit vielen tausend Teilnehmern über längere Zeiträume hinweg notwendig. Jeder Proband, der die Studie vorzeitig abbricht, kostet die Firma viel Geld.

Komplikationen als Erfolgsfaktor

Aber nicht nur die große Zahl an "Freiwilligen", die aus wirtschaftlichen Gründen an klinischen Studien teilnehmen, kommt den Firmen entgegen. Auch die mangelnde Gesundheitsversorgung in Asien, Afrika oder Südamerika trägt zum Boom der Medikamententests in Entwicklungsländern bei: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO fordern nichtansteckende Krankheiten wie Diabetes oder Herzleiden besonders in den Entwicklungsländern viele Opfer. Vier von fünf Menschen sterben daran in Ländern, in denen es nicht genug Ärzte und Kliniken gibt.

Ohne entsprechende Behandlung sind aber nicht voraussehbare Ereignisse bei solchen chronischen Leiden häufiger. Sonia Shah zitiert John Wurzelmann, einen Experten für klinische Studien: "Eine Erprobung kann man nur erfolgreich abschließen, wenn es genügend Komplikationen gibt." Wer nachweisen kann, dass es den Menschen mit seinem Mittel und der entsprechenden Behandlung besser geht als ohne, ist der Zulassung einen großen Schritt näher.

Der indische Ärzteverband verlangt keine Weiterbildung seiner Mitglieder, ethische Grundsätze fehlen in seinen Statuten. Dementsprechend lasch kontrollieren die Ethikkommissionen oft klinische Versuche. Vierhundert Frauen in ganz Indien, die vorher vergeblich versucht hatten schwanger zu werden, bekamen im Jahr 2003 das nur für die Krebsbehandlung zugelassene Mittel Letrozol. Das stammt ursprünglich von der Firma Novartis, in Indien wird es jedoch als Generikum von Sun Pharmaceuticals produziert. Die Frauen dachten, das Mittel werde ihnen dabei helfen, schwanger zu werden. Ohne ihr Wissen und ihr Einverständnis nahmen sie jedoch an einem Versuch teil, der erst zeigen sollte, dass sich das Medikament auch zur Steigerung der Fruchtbarkeit einsetzen lässt. Gegenüber SPIEGEL ONLINE bezog Sun Pharmaceuticals nicht Stellung zu den Vorwürfen.


Strengere Kontrollen der EU und USA

Nach zahlreichen Skandalen, die von der niederländischen Non-Profit Organisation Somo dokumentiert sind, haben die Arzneimittelbehörden in Europa und den USA reagiert: Günter Verheugen berichtete vor einigen Wochen im Namen der Europäischen Kommission von intensiveren Kontakten der EU mit Indien und anderen Dritte-Welt-Ländern zur Einhaltung von ethischen Grundsätzen bei Arzneimitteltests. Die Europäische Arzneimittelbehörde Emea hat seit 2006 ein eigenes Inspektionssystem aufgebaut, mit dem sie immer intensiver auch entsprechende Tests in Drittländern unter die Lupe nimmt. Auch die US-Arzneimittelbörde FDA hat in Peking inzwischen ein eigenes Büro.

Durch die Kontrollorgane, das zunehmende Bildungsniveau in den bisher unterentwickelten Staaten und den Ausbau des Gesundheitssystems wird das Maß der Ausbeutung menschlicher Ressourcen in den nächsten Jahren möglicherweise zurückgehen. Uwe Perlitz von der Research-Abteilung der Deutschen Bank schreibt in einem Betrag über die Pharmaindustrie in Indien: "Klinische Tests können (dort) leichter durchgeführt werden und bringen häufig sogar genauere Ergebnisse. Dies liegt daran, dass sich in Indien dank der höheren Bevölkerungszahl deutlich mehr geeignete Testpersonen finden lassen als im Westen. ... Allerdings könnte hier ein Problem entstehen, wenn ethische Gesichtspunkte mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, weil Nebenwirkungen aufgrund des relativ hohen monetären Anreizes zu wenig Beachtung geschenkt wird."

Die Zeit, in der menschliche Versuchskaninchen leicht und kostengünstig zu haben sind, geht damit möglicherweise langsam zu Ende.
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Menschliche "Versuchskaninchen"

Beitragvon salömchen » Sonntag 28. September 2008, 14:27

hallo
daß weiß ich schon länger,auch darüber habe ich eine video reportage,aber daß ist noch lange nicht alles.
Mitten in deutschland werden kindern die krank sind med. von erwachsenen verordnet,die für kinder gar nicht zugelassen sind.Die werden einfach minimiert.
Auch herz medikamente u.s.w. Viele eltern wissen gahr nicht daß sie ihre kinder so schaden . was umwelt reportagen angeht schaue ich mir nur wissenschafftlich bewießene repotagen an./PHÖNIX U: SPIEGEL TV:USW.Auch meine künstlerrischen tätigkeit als profie- künstlerrin (ich habe daß studiert)befasse ich mich seid 1990 mit umwelt texten und gemälden,ich bin ne reine fundgrube nätürlich alles selbst verfaßt und gemahlt,ich gehe auf tornee damit und habe sehr viele ausstellungen lg s
salömchen
 

Menschliche "Versuchskaninchen"

Beitragvon salömchen » Sonntag 28. September 2008, 17:04

Sorry daß ich in rahten schreibe ( LICHTBROBLEM)
Was ich noch sagen wollte: Es gibt in deutschland sogenannte probanten,die für die wissenschafft med.aller art testen für bahres.Es ist aber nicht zulässig, kinder als brobannten einzusetzen. Welche eltern würden daß bei uns auch mit ihren kindern machen, keine. Daher bleibt die wissenschafft in sachen med. forschung für kinder auf der strecke und es gibt nur wenige med. die für kinder zugelassen sind.
Mann geht dann in die dritte welt und kauft sich billig kinder probannten ein und testet dann da.Wer weiß schon in der dritten welt davon ? Die menschen sind froh,etwas mehr geld zum essen zu haben und fragen nicht weiter nach. lgs
salömchen
 

Menschliche "Versuchskaninchen"

Beitragvon sunday » Sonntag 28. September 2008, 17:10

heutzutage geht es immer und überall nur um einen möglichst hohen profit. menschenleben, gesundheit, schutz der umwelt und der anderen lebewesen usw.
zählt doch heute überhaupt nichts mehr. viel besser war es zwar nie, aber heute gehen auch noch die letzten reste an anstand den bach runter.

allerdings nicht nur bei den großen industrieunternehmen, sondern auch bei den meisten leuten.
die industrie wird ihren mist, mit dem sie der umwelt und den menschen schaden, doch nur los, weil fast alle leute das unbesehen kaufen. hauptsache billig. ob der extrem niedrige preis durch kinderarbeit oder umweltzerstörung oder tierquälerei oder....., entsteht, interessiert die meisten überhaupt nicht. hauptsache billig.

und das nicht nur bei denen, die wenig geld haben (auch da kann man durch verzicht auf dinge, die nicht unbedingt notwendig sind, durchaus umweltbewußt etc. einkaufen), sondern auch bei den besser verdienenden.

und das aufklärung in den meisten fällen überhaupt nichts nützt, sieht man u.a. daran, daß in deutschland immer noch ein paar millionen menschen rauchen, obwohl sie wissen, wie schädlich das ist (und das nicht nur für andere, sondern ja in erster linie auch für sie selbst. erst wenn es schon zu spät ist, fängt das große jammern an "warum gerade ich" "ich bin doch noch zu jung zum sterben" usw.).

wie ich schon mal in einem anderen thread geschrieben hatte, machen die meisten leute vor allem das, was gerade "in" ist ("geiz ist geil" usw.) und das, was die werbung ihnen einredet (parfüm muß sein etc.) und lieben die bequemen lösungen, auch wenn es keine wirkliche lösung ist, wie z.b. das schlucken von schmerzmitteln bei kopfschmerzen, anstatt herauszufinden, woran es wirklich liegt und z.b. gesünder zu leben o.ä.

die pharmaindustrie verdient vor allem deshalb das große geld und macht menschenversuche, weil die leute sich immer mehr völlig blödsinnig mit pillen vollstopfen, anstatt etwas an ihrer lebensweise zu ändern, um gesünder zu sein. pillen sind ja bequemer.

und so lange die meisten leute alles nur billig, nur bequem usw. haben wollen, wird die industrie (nicht nur die pharmaindustrie, sondern auch alle anderen), die umwelt und die menschen weiter zerstören.

und von etlichen promis wird das noch unterstützt, indem sie werbung für allen möglichen mist machen, weil sie viel geld dafür bekommen oder auch noch selbst abkassieren (z.b. viele neue parfüms, die von schauspielerinnen usw. "kreiert" und unter ihrem eigenen namen verkauft werden usw.).

würden die promis statt dessen z.b. immer wieder sagen, daß sie jung, fit, gutaussehend, faltenfrei usw. sind, weil sie gesund leben, nicht rauchen, keine chemikalien (auch kein parfüm) verwenden usw., wäre auch das nach einer weile "in" und die leute würden ihr geld in den bioladen tragen statt zu douglas usw.

solange aber sowohl promis als auch "ärzte", "wissenschaftler" usw. sagen, daß parfüm etc. nicht schädlich ist, daß man unbesorgt gemüse etc. im supermarkt usw. kaufen kann, weil hierzulande ja alles soooo gut kontrolliert wird usw. usw., ist es den leuten absolut egal, was ein paar "ökochonder" sagen.

auch die, die scheinbar anders sind, sind es oft nicht. z.b. regen sich viele vegetarier über die fleischesser auf, weil dafür ja tiere umgebracht werden, essen selbst aber munter jede menge milchprodukte und eier.
dabei werden dafür auch jede menge tiere umgebracht, weil sowohl für die milch- als auch für die eierproduktion (auch wenn es bio ist) fast nur weibliche tiere gebraucht werden und da auch bei tieren jede menge männlicher tiere geboren werden, bringt man diese natürlich auch um, weil sie ja nicht gebraucht werden.

und wenn im tv z.b.über kinderarbeit berichtet wird, finden das viele schlimm, aber am nächsten tag kaufen sie trotzdem die billig-t-shirts usw., ohne sich zu fragen, wieso die so billig sind und das sowas doch bei einer normalen bezahlung der leute, die sie herstellen (und die die bw herstellen usw.), überhaupt nicht sein kann.
und wenn sie dann hungernde menschen im tv sehen, finden sie das wieder ganz schrecklich, kaufen aber wieder superbillig und auch ökosprit (für den nahrungsmittel verbraucht werden) usw. usw.

wenn niemand mehr irgendwelchen dreck kaufen würde, egal ob parfümiertes oder gespritzte nahrung oder ..... , würde die industrie sich darauf einstellen und die gewünschten besseren sachen produzieren. oder erst mal noch mehr werbung mit promis machen, um den dreck doch noch loszuwerden.

schon seit -zig jahren versuchen tausende von vernünftigen leuten, etwas für den umweltschutz, tierschutz usw. zu tun und andere dazu zu bewegen, auch etwas zu tun, aber es nützt nichts. es ist immer nur noch schlimmer geworden.

vielleicht sollte man wirklich mal versuchen, statt an die vernunft usw. zu appelieren, mit hilfe von promis (wirklichen, nicht nur kaum bekannte deutsche schauspielerinnen o.ä.) eine große werbekampagne "gesund leben ist geil" "rücksichtnahme ist geil" usw. zu starten.
bei all dem mist funktioniert das doch prima, warum nicht auch mal für etwas gutes?

negativ"werbung" wie z.b. rauchen (oder parfüm usw.) schadet der gesundheit, bringt jedenfalls nichts, das wollen die leute nicht hören. sie wollen spaß haben, "in" sein usw.

wenn man diese bedürfnisse "bedienen" würde, hätte man wahrscheinlich mehr erfolg als mit den negativen dingen, die die leute sowieso nicht hören wollen (oder sehr schnell wieder verdrängen, weil es ihnen unangenehm ist).

liebe grüße
sunday

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