Verzichten lernen mit MCS

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Beitragvon Gepaucker » Mittwoch 1. Dezember 2010, 11:30

Liebe Leute,

sagt doch mal was ihr mit eurer Krankheit alles zurücklassen musstet.

Möbel etc. wie oft ihr umgezogen seid. Ob ihr jetzt zufrieden seid. Und so weiter.
Vielleicht könnten die, die verträgliche Wohnungen gefunden haben, die Ohren offenhalten, wenn in dem Haus oder ähnlichen Umgebung was frei wird.


Erzählt doch mal auf was ihr alles verzichten musstet und wie es euch dabei geht.

LLG Manu
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Beitragvon Sausewind » Mittwoch 1. Dezember 2010, 11:54

Verzichten musste ich auf meinen geliebten Job, meine Hobbies, meine Freiheit, ....

Irgendwie auf fast alles.
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Beitragvon Kira » Mittwoch 1. Dezember 2010, 12:22

Nicht "Irgendwie auf fast alles", sondern AUF ALLES.

Leben mit toxischen Schäden ist einfach nur der Horror, zumals wenn es einen jungen Menschen trifft der erst mit dem Leben angefangen hat. Nichts ist mehr normal, egal was man versucht irgendeine Exposition ist immer mit im Spiel. Die Liste des Verzichtes oder Nicht-mehr-wahrnehmen-können ist ellenlang - eigentlich alles was man unter "sozial" kreiert um an der Gesellschaft teilnehmen zu können.
Diese Erkrankung nimmt dir alles und womit bitteschön soll man sich dann noch ablenken wollen. Alles was Spaß gemacht hat ist nicht mehr möglich - der Kopf will, aber der kaputte Körper macht nicht mehr mit. Schmerzen sind deine täglichen Begleiter ebenso diese Isolation.

Man will aber leben und kämpft deshalb Tag für Tag ums Neue. Irgendwie geht es weiter.
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Beitragvon Gepaucker » Mittwoch 1. Dezember 2010, 12:45

Ach Kira,

ich habe gleich ein paar Tränchen verdrückt.

LG Manu
- Editiert von Gepaucker am 01.12.2010, 11:45 -
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Beitragvon Leckermäulchen » Mittwoch 1. Dezember 2010, 13:41

... ein menschenwürdiges Leben.... einen Geldbetrag, der das ermöglicht und nicht regelmäßig schon am 5. oder 10. d. M. alle ist.

Ist das Verfassungsgerichtsurteil vom 9.2.10 auch für NEM aus der Apotheke, für die alle Nachweise vorgelegt werden, gültig? Wir werden sehen. Denn die vom ÄD des Amtes geforderte Schweigepflichtsentbindung des Umweltarztes bedeutet nicht, dass dieser ihn auch konsultiert. Der ÄD entscheidet selber. Nun - wie ich gestern erfuhr - untersuchen sie nicht einmal mehr (weil sie zu überlastet sind), sondern entscheiden nach Aktenlage. Und mir hatten sie vor Jahren eine psych. Falschdiagnose aufgezwungen, gegen die mein schriftlicher Widerspruch zwecklos war.

Also werde ich weiter von regelmäßig 30 ... 40 oder "sogar" auch hin und wieder mal über 100 Euro monatlich "leben" müssen.

ALLES MAKULATUR, WAS GESETZE BEABSICHTIGEN SOLLEN, ODER???

Verzichten muss ich außerdem auf Verständnis. Meine Bedürfnisse konstruieren langjährig Bekannte lieber in ihrer Fantasie zurecht und präsentieren mir dann ihr "Entgegenkommen", aber dass jemand mir überhaupt erst zuhört, ohne sich ein Urteil zu bilden, hat extremen Raritätswert.
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Beitragvon Therese » Mittwoch 1. Dezember 2010, 17:26

Wie Kira schreibt das Leben mit toxischen Schäden ist einfach der Horror.
Lebenswert ist es schon lange nicht mehr.
Auf was mann alles verzichten muß,kann mann garnicht alles aufzählen die Liste wäre unendlich.
Einfach mal gemütlich im Cafe zu sitzen oder Essen gehen wie früher gibts nicht mehr.Mann lernt damit zu leben und umzugehen.
Aber es ist nicht einfach kein normales Leben mehr führen zu können.
Ein Leben in Isolation.
Freunde-was sind Freunde??? Die gibts nicht mehr.
Das ist eigentlich das schlimmste für mein Mann.Keiner ruft mehr an oder kommt vorbei.Wenn mann nicht mehr für sie da ist oder benutzt werden kann,wird mann einfach fallen gelassen.Dann lernt mann die wahren Freunde kennen.Solche Freunde braucht mann nicht.
Wir haben unseren Sohn mit Freundin Christiane die sind immer für uns da.Die beiden machen das Leben lebenswert. Sonnst......

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Beitragvon Yol » Mittwoch 1. Dezember 2010, 20:01

Das Verzichten auf fast alles ist an sich nicht so schlimm, daran gewöhnt man sich.Das sind materielle Werte. Selbst der Verzicht auf vieles/fast alles was man essen mag - das Bedürnis ist irgendwann nicht mehr da.

Wie Therese schreibt, betrifft aber MCS auch den Partner und die andern Familienmitglieder. Ich hatte bisher von meiner eigenen kleinen Familie immer jegliche Unterstützung. Nicht sehr heiter war es dennoch dass mein Mann immer allein war, wenn er etwas unternehmen wollte, daran war er nicht gewöhnt. Ansonsten waren wir zu zweit isoliert - Freunde hatten sich schon lange verabschiedet, zu kompliziert diese komische Krankheit die sie hat und er unterstützt sie noch....

Das alles ist vorbei seit er tot ist - und nun lebe ich tatsächlich in Isolationshaft.
Und das nicht nur körperlich - dies auch seelisch.

Letztendlich seh ich aber nach einiger Zeit dass grade diese Isolationshaft vielleicht positiv einzuschätzen ist, man muss sie nur aushalten oder ausfüllen können. Die Isolationshaft bedingt auch, dass man sich keinen Gesellschaftszwängen/normen auszusetzen braucht (als outsiders waren wir da schon immer immunisiert) und nur nach den eigenen Bedürfnissen lebt. MCS und allein sein zwingt uns eigentlich in einer andern Zeit zu leben - und da war es oft so, dass Menschen total auf sich selbst bezogen leben mussten. Ich habe das noch erlebt und kann es deshalb einschätzen (abgelegene Höfe, Häuser, Burgen usw.)

Und MCS ist nicht die einzige Krankheit die den Menschen in die Isolation treibt oder ihm Verzicht abverlangt.
Jede Krankheit oder jedes Abweichen vom "normalen" Leistungspotential verscheucht das ganze Sammelsurium an sogenannten Freunden - und dies EGAL WELCHE STELLUNG der Mensch vorher in der Gesellschaft eingenommen hat! Wir nannten das "aufforsten" da bleibt dann nur noch das "gesunde" Holz übrig, d.h. die ganz ganz wenigen echten Freunde.

Und das ist universal so.

Solange man fähig ist anderen etwas zu bieten - egal was - dann finden sich viele ein. Doch hier geht es um den Menschen an sich, den Menschen als das was er IST und nicht als das was er hat oder tut. Und da spielt es keine Rolle welcher Umstand/Krankheit die Freunde die keine sind entfernt.
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Beitragvon Kira » Mittwoch 1. Dezember 2010, 21:12

Zitat "Das alles ist vorbei" bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat es ja noch nicht einmal angefangen!
Sie können nichts mehr in der Form erleben was zusätzlich Kraft geben kann hinsichtlich Erlebten und Erinnerung - sie werden von Anfang an isoliert, diskrimisiert,verachtet, lächerlich gemacht, vera.... im wahrsten Sinne des Wortes - aber von Gleichaltrigen ernst genommen??? Lol
Hinsichtlich Patrnerschaft, Liebe , Familie ..... welche Chance bekommen sie....Null. Welche Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene sind bereit solche Verzichte/Opfer für einen anderen zu bringen?
Kreativität, Talente, Intelligenz und.... wenn interessierts??
Entweder man ist "gesund" und gibt was andere erwarten oder....... Gerade hier können Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene grausam sein, gerade sie weil die noch ziemlich direkt reagieren.

Wie weh es tut, auch für mich als Mutter, dem zusehen zu müssen, zu wissen das er draußen in der Gesellschaft quasi garnicht existiert, keine Rechte hat, keine finanzielle Absicherung - niemand interessiert das!! Freunde, das hat Theresa und Yol ja schon geschrieben.

Denke das reicht mal, für mich kommt momentan zu viel hoch, zumals ja auch mein Mann schwer toxisch erkrankt ist. Ich für meinen Teil kann nur sagen, ich bin auf beide so was von stolz wie sie ihr Schicksal meistern, welche Stärke sie entwickelt haben.
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