Schimmelpilze

Schimmelpilze

Beitragvon Alfred Marder » Donnerstag 2. Dezember 2004, 22:01

Hallo,

obwohl ich seit längerer Zeit im Forum angemeldet bin, hier mein erster Eintrag:

Nach einer Odyssee durch die Ärztelandschaft und Arbeitsunfähigkeit seit über drei Monaten komme ich langsam den Ursachen meiner Beschwerden auf die Schliche:

Ich habe den Verdacht, dass ich sensibel auf Schimmelpilze reagiere. Zu meinem Erschrecken habe ich in der Wohnung beim "Tapetenwechsel" auch noch Schimmel entdeckt. Im freien geht es mir gut. Sobald ich muffige Kellerräume betrete oder wie jetzt "hinter die Tapete" schaue, dann fängt die Haut am ganzen Körper an zu brennen und die Fingergrundgelenke röten sich.

Ich kann auch nicht aussschließen, dass ich selbst noch einen Pilz in mir habe, und mein KÖrper deshalb überreagiert.

Nun habe ich gelesen, dass man mit einem HAT, oder ELISA-Test, bestimmen kann, ob eine Pilzinfektion vorliegt. Mehrere Nystatinbehandlungen habe ich schon hinter mir. Allerdings wirkt dieses Medikament nicht gegen Schimmelpilze.

Kann mir jemand sagen, wie man einen Pilzbefall oder Schimmelpilzintoxikation (im Blut) messen oder feststellen kann? Welcher Arzt (Internist, usw.) wäre sinnvollerweise anzusprechen? Hat jemand mit einem Untersuchungslabor schon mal ERfahrung gemacht?

Für eure Beiträge und Antworten schon mal vorab vielen Dank.
Alfred
Alfred Marder
 

Schimmelpilze

Beitragvon Roland » Freitag 3. Dezember 2004, 23:55

Hallo Alfred,

eine Allergie und Sensibilisierung wäre natürlich möglich.
Offiziell mußt Du aber mit den Ausdrücken Intoxikation im Zusammenhang mit Schimmel vorsichtig sein, das wird Dir bei 99,5% der Ärzte als psychische Überreaktion angelastet.

Du hast die Möglichkeit, Dich evtl. bei einem Umweltmediziner aus dem dbu http://www.dbu-online.de oder der igumed http://www.igumed.de zu melden. Frage bitte dort danach, wer sich mit diesem Problem am besten auskennt.

Zu den Testmöglichkeiten:
1. Für Sofortreaktion Typ I und das sieht bei Dir hier so aus als hättest Du die, da es bei Berührung auch deutlich auftritt.
a) Standard sind Hauttests – Typ I Prick, Scratch…, Epicutan (wird auch für Spätreaktion Typ IVeingesetzt) oder spezifische IgE im Blut; häufig nicht so sensibel wie folgende Tests
b) Basophilendegranulationstest
c) Leukotrien LTC4 Test, Nachweis pseudoallergischer Reaktionen („nicht IgE-vermittelte“ Sofortreaktionen)
d) Histaminfreisetzungstest (Histaminreleasetest)

2. Typ III Reaktion Arthus Typ spezifische IgG (früher präzipitierende Antikörper)- mit Komplemenreaktion C3, C4, C1q möglich,
Immunkomplexreaktion - die Antigen-Antikörper-Komplexe können sich in Gefäßen und Gelenken ablagern und dort zu Entzündungsreaktionen und Schäden führen.

3. Spätreaktion Typ IV Allergie nach 48-72 Stunden
Lymphozytentransformationstest (LTT)

4. neuer Test: Immuntoleranztest
In vitro (d.h. im Reagenzglas) Stimulation der Leukozyten durch in diesem Fall Schimmelpilzantigene und Auswertung der Interleukinausschüttung (IFNgamma und evtl. IL-2 als Interleukine der sog. TH1 Achse gegenüber der Ausschüttung des Interleukins IL-10 der sog. TH2-Achse)
Hintergrund ist die Entgleisung des Gleichgewichts im Immunsystem zwischen TH1 und TH2 Zellen (T-Helferzellen 1 und 2) zu gunsten einer stärkeren Entzündungsreaktion zu TH1 (IFN gamma) oder einer verstärkten Unterdrückung des Immunsystems zu TH2 (IL-10).

Dieser letzte Test ist ein sehr spezieller Test, dazu solltest Du auf jeden Fall noch sehr gute Ärzte fragen.

Die anderen Tests sind in versch. Labors durchführbar, gelten aber auch als absolute Spezialtests, werden nicht routinemäßig durchgeführt.
Wobei es am sichersten ist, wenn das Blut vor Ort abgekommen wird, da die Blutzellen noch „vital“ sein müssen (max. 24h-Versand)
Labor Dres Tiller und Kollegen, München http://labortiller.de

Labor IMD Berlin http://www.imd-Berlin.de
Institut für Medizinische Diagnostik

Es gibt noch weitere in Düsseldorf und Bremen

Hier findest Du Adressen der Baubiologie, die in diesem Fall auch von Interesse wären:
http://www.baubiologie.net/docs/biozide_in_wohnungen.html#Typ%20IV%20%20Allergien

Bundesgeschäftsstelle VDB e.V.
GF Doris Schünemann

Reindorfer Schulweg 42
21266 Jesteburg

Tel: 04181 - 20 39 450
Fax: 04181 - 20 39 451

Gesünder-Wohnen-Telefon :
0800 2001007

Man kann auch mit Nährböden (Raumluftfallen, Malzextraktagar wird meistens verwendet, der andere wäre ein DG18) versuchen den Schimmel im verdächtigen Raum anzuzüchten und diesen dann im Labor zusammen mit einer Blutprobe testen lassen, sowohl Typ I als auch Typ IV Immunreaktion)

Hintergrundinformationen gibts auch beim Umweltbundesamt im sog. Schimmelpilzleitfaden
http://www.apug.de/archiv/pdf/Schimmelpilze_Leitfaden.pdf
oder
sowie beim LGA Baden-Württemberg:
Schimmelpilze in Innenräumen - Nachweis, Bewertung, Qualitätsmanagement
http://www.landesgesundheitsamt.de/download/schimmelpilze020321.pdf

http://www.muenzenberg.net/Veroeffentlichungen/Schimmel/Schimmelpilze_Gesundheit.pdf
Abhandlung eines Baubiologen


Zu den Intoxikationen mit Mykotoxinen, die einige Arten von Schimmelpilze freisetzen gehören Aflatoxin B1, B2, G1, G2, M1, M2; Ochratoxin A, Sterigmatocystin, T2 Toxin, Trichothecene, Nivalenol, Deoxynivalenol DON, Zearalenon, Fumonisine, Patulin usw...).
Mir ist allerdings keine Stelle bekannt, die bei Menschen alle diese Mykotoxine bestimmt.

Ein Artikel zu Getreide und Mykotoxine findet sich bei der Deutschen Landwirschaftsgesellsschaft.
http://www.dlg-mitteilungen.de/de/pflanzenschutz/myko_mass.html

Unter den Namen der Toxine, eingegeben bei google finden sich sehr viele Webseiten.
Die Gefährlichkeit der Toxine ist hinreichend bekannt.

Nicht ratsam sie so testen zu lassen, weil sie hier meist davon ausgehen, dass Du psychisch krank bist, solange Du nicht fast tot auf der Intensivstation liegst. Und dann sucht kein Mensch mehr danach, das ist unsere deutsche Wissenschaft, vom Allerfeinsten.

Das Argument führen höchste Professoren, sog. Mykosenpäpste, sowie das Referenzzentrum für Aspergillusdiagnostik in Göttingen an.


Aflatoxin B1, B2, G1, G2 und Ochratoxin A kann man messen lassen in einigen Labors. Bitte ergoogeln und nachfragen vorher, da sie selten gemacht werden.
Alle anderen Dinge werden teilweise bei offiziellen und inoffiziellen Lebensmittelkontrollen und Studien gemessen.

Die Toxinmessung an sich wird Dir bei Ärzten allerdings leider nicht viel helfen, da nicht anerkannt, weil darüber zu wenig Wissen vorhanden ist.
Bei Allergien kommst Du evtl. schon weiter (aber selbst das versuchen neuerdings einige zu leugnen). Und die sind nach Deiner Beschreibung vorhanden.

bgVV und Ges. für Mykotoxinforschung e.V. Mykotoxin-Workshop, Berlin-Marienfelde, 03. - 05.Juni 2002
http://www.bgvv.de/cm/235/mykotoxin_2002_abstracts.pdf
Studie bei Deponiearbeitern, Ochratoxin A (im Mittel 0,4-0,5 ng/mL)

Ich hoffe das hilft einigen hier weiter.

Viele Grüße
Roland
Roland
 

Schimmelpilze

Beitragvon Glada » Montag 6. Dezember 2004, 18:12

Hallo Roland,

vielen, vielen Dank für Deine umfangreichen Informationen.

Ganz lieben Dank,

Glada
Glada
 


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