Wenn extreme Hitzewellen Regel werden.
FR online berichtet:
"Die Vorfreude auf den Sommer in Deutschland wird in den Städten künftig womöglich nicht mehr so ausgeprägt sein wie noch heute. Denn immer öfter muss für Mitteleuropa mit Temperaturen gerechnet werden, die den Menschen insbesondere in den Metropolen arg zusetzen werden. „Extreme Hitzewellen wie 2003 in Süd- und Westeuropa werden ab 2040 fast der Regelfall in Mitteleuropa sein“, sagt Professor Helmut Mayer, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG).
Damals waren in Frankreich und Deutschland zwischen 22.000 und 35.000 Menschen der Hitze zum Opfer gefallen. Hintergrund der erwarteten Hitzeextreme ist der Klimawandel, der nach Auskunft der Forscher bis 2050 zu einer Erhöhung der Durchschnittstemperaturen von mindestens zwei Grad im Vergleich zum Niveau vor der Industrialisierung führen wird.
„Die Chemie der Stadtluft verändert sich mit dem Klimawandel“, sagt Guy Brasseur, Direktor des Climate Service Centers (CSC) aus Hamburg. So sorgt die erwartete Erwärmung in den Metropolen für einen Zuwachs der Ozon-Konzentration in der Luft. „Ein Drittel der Todesfälle von 2003 ist weniger auf die Hitze als auf Ozon zurückzuführen.“
Das aggressive Gas, das aus drei Sauerstoffatomen besteht und bei hoher Konzentration die Lungenfunktionen schädigt, bildet sich in den Städten um so mehr, je höher die Temperaturen und die Sonneneinstrahlung sind. Energiereiches UV-Licht sorgt zusammen mit der Hitze für die Abspaltung einzelner Sauerstoffatome, die sich mit Luftsauerstoff zu Ozon verbinden.
Quellen für diese Prozesse gibt es in den Städten reichlich, etwa Stickoxide, die der Straßenverkehr und die Industrie freisetzen. Aber auch die Produktion organischer Vorläufersubstanzen aus natürlichen Quellen wird durch den Klimawandel angeheizt. „Bei einem Grad Erwärmung steigen die natürlichen Emissionen von Isopren um zehn Prozent“, rechnet Brasseur vor. Dieser Kohlenwasserstoff wird von Bäumen freigesetzt und hemmt die Rückreaktion von Ozon zu Stickstoffoxid und Sauerstoff.
Erschwerend kommt für viele Städte hinzu, dass mit dem erwarteten Anstieg der sommerlichen Hitze auch die Trockenheit zunimmt. Denn Wasser hat die Fähigkeit, Ozon zu binden. Städte − insbesondere im Süden Europas, deren Flüsse im Sommer immer trockener fallen − sind dem Ozonangriff besonders schutzlos ausgesetzt.
Die Forscher beobachten, dass die durchschnittliche Ozonbelastung in Europa auch unabhängig von der Jahreszeit kontinuierlich wächst. „In den letzten 20 Jahren ist sie um 20 Prozent angestiegen“, sagt Brasseur. „Wir wissen noch nicht genau wie, aber offensichtlich gibt es einen globalen Transport von Ozon und dessen Vorläufersubstanzen.“
Die Stadtluft ist mit weiteren Schadstoffen belastet, die im Sommer Herz und Kreislauf erheblich zusetzen. Das gilt vor allem für den Feinstaub, dessen gefährlichste Quelle neben der Industrie der Dieselruß ist. „In Frankreich gibt es sehr viele Diesel-Pkw. Deshalb ist Paris, was die Belastung mit Feinstaub betrifft, eine der schmutzigsten Metropolen der Welt“, sagt Brasseur. ..."
http://www.fr-online.de/wissenschaft/klimawandel/ozon---killer-der-staedte/-/1473244/8345168/-/index.html