Grundschule Lippstadt - Formaldehyd-Belastung

Grundschule Lippstadt - Formaldehyd-Belastung

Beitragvon Palau » Sonntag 9. Oktober 2011, 23:17

Palau
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Grundschule - Lipperode soll evakuiert werden

Beitragvon Palau » Sonntag 9. Oktober 2011, 23:21

http://www.lpamsonntag.de/index.php?id=922&archiv=

08.10.2011
Grundschule Lipperode soll evakuiert werden


Lippstadt-Lipperode. (-tt)

Was seit Tagen schon als Gerücht durch die Elternschaft der Lipperoder Grundschüler geisterte, wurde bei der Infoveranstaltung am Dienstagabend Gewissheit. Die Grundschule Lipperode hatte gemeinsam mit der Stadt Lippstadt und der Schulpflegschaft zu einem Elternabend eingeladen, um über Schadstoffe in der Luft zu berichten, die durch Formaldehyd in der Deckenkonstruktion abgegeben werden.
Rund 50 Eltern hatten sich in der Schulaula eingefunden, um den Ausführungen von Gutachterin Dipl.-Ing. Martina Clemens-Ströwer zu folgen. Die von der Stadt beauftragte Sachverständige für Innenraumschadstoffe aus Welver erläuterte, dass aufgrund von Geruchsauffälligkeiten in einem Raum im Juni eine erste Messung durchgeführt worden sei: „Diese Messung hat ergeben, dass eine Konzentration von 0,15 mg von Formaldehyd in der Luft ist. Bei einer zweiten Messung wurden auch in anderen Räumen erhöhte Werte von 0,15 mg gemessen. Damit wurde das Ergebnis der ersten Messung bestätigt.“ Als Quelle sei die Decke unter dem Flachdach ausgemacht worden, in der formaldehydbelastete Spanplatten verbaut worden seien. Wie Clemens-Ströwer betonte, komme das ebenfalls überprüfte Schulmobiliar als Ursache für die Immissionen nicht in Frage.
Nach den Messungen seien der Hausmeister und die Lehrer zur intensiven Lüftung der Räume angehalten worden, womit eine Senkung auf 0,05 mg erreicht worden sei – laut Clemens-Ströwer ein „unbedenklicher Wert“. „Die Weltgesundheitsorganisation sagt, dass ein Wert unter 0,05 mg unbedenklich ist, ab 0,08 mg kommt man jedoch in einen Bereich, wo Maßnahmen erfolgen müssen.“ Dass die Schadstoffbelastung erst jetzt erst auffiel, zumal die Spanplatten seit 40 Jahren in der Decke sind, hänge mit einem Austausch der Fenster zusammen. Clemens-Ströwer: „Die Schadstoffkonzentration ist vom Luftwechsel eines Gebäudes abhängig.“ Die neuen, dichten Fenster ließen diesen Luftwechsel im geschlossenen Zustand nicht mehr zu.
Um eine Verbesserung der Situation zu erzielten und Kinder und Lehrer nicht zu gefährden, gebe es mehrere Möglichkeiten.

So könne die Quelle durch dampfdiffusionsdichte Folien abgedichtet werden, aber auch ein vermehrtes Lüften, das mit einem „Lüftungsprotokoll“ belegt wird, könne zur Senkung der Schadstoffwerte beitragen.

„Die sicherste Variante ist, langfristig die Quelle zu entfernen und durch formaldehydfreie Platten zu ersetzen.

Diese Lösung streben wir an. Wir möchten noch einen weiteren Versuch starten und prüfen, ob aus dem Fußboden ebenfalls Formaldehyd kommt. Das steht noch aus und ist für nächste Woche terminiert. Ende nächster Woche müsste das Ergebnis vorliegen“, so Clemens-Ströwer. Ende dieses Jahres, Anfang 2012 könnten dann bauliche Maßnahmen erfolgen, in deren Zuge auch eine energetische Dämmung vorgenommen werden soll.

„Bis dahin müssen einmal in der Stunde die Fenster geöffnet werden. Ab 20 Minuten fängt der Belastungswert wieder an zu steigen“, unterstrich die Sachverständige.

Auf die Frage eines Vaters, warum es bis zum Jahreswechsel dauere bis man mit dem Umbau beginne, gab Jörg Veenhof vom städtischen Fachdienst Gebäudewirtschaft zu bedenken, dass die Stadt an das Vergaberecht gebunden sei. Bis die Ausschreibung der Baumaßnahme, das Einholen von Angeboten und die Vergabe des Auftrags abgeschlossen seien, dauere es eine Zeit. Die Sanierung selbst könne in vier bis sechs abgeschlossen werden. Werde zusätzlich noch eine Belastung des Fußbodens festgestellt, verlängere sich die Sanierung um etwa zwei Wochen. Mit dem Abschluss des Umbaus könne im Februar gerechnet werden.
Wie der Leiter des Fachbereichs Familie, Schule und Soziales, Manfred Strieth, deutlich machte, greife bis dahin in den Klassen das Lüftungskonzept. Die Vorstellung in den bevorstehenden kalten Wintermonaten die Fenster aufzureißen, stieß den Eltern übel auf. „Lüften bei schlechtem Wetter? Da hab ich Bauchschmerzen, die Kinder sitzen im Winter dann im Durchzug“, sagte eine Mutter, und ein Vater ergänzte: „Ich gebe meine Tochter in einen Raum, der belastet ist, da ist Gefahr im Verzug! Das dauerhafte Lüften ist keine Alternative, warum nimmt man die Kinder nicht raus und verteilt sie auf andere Räume?“ Dieser Vorschlag löste bei den gut vorbereiteten Eltern eine engagierte Diskussion aus, die viele Fragen aufwarf. „Warum hat man die Decke nicht schon in den Sommerferien entfernt?“ „Welche Möglichkeit habe ich, wenn ich in dieses Belüftungskonzept kein Vertrauen habe?“ „Warum sagen die Lehrer eigentlich nichts dazu?“ Der leise Einwurf einer Lehrerin: „Wir hätten genug zu sagen…“ ging in der aufgewühlten Diskussion unter.
Schließlich mischte sich Lipperodes Ortsvorsteher Otto Brand ein: „Es ist gut, dass die Schule und die Stadt die Eltern schnell informieren. Mir geht es darum, eine klare Aussage zu hören. Können Sie klar sagen, wenn 100-prozentig gelüftet wird, dass den Kindern und Lehrern kein Schaden zugefügt wird?“ Gutachterin Clemens-Ströwer erwiderte: „Wenn sichergestellt wird, dass nach jeder Stunde gelüftet wird, besteht keine Gefahr zu erkranken.“

Hier hakte Schulleiterin Annette Buschmeyer ein: „Die Sicherheit der Kinder und meiner Kollegen ist mein größter Wunsch. Man muss in alle Richtungen denken, aber wir brauchen genauere Werte, wenn wir an das Lüftungskonzept glauben sollen.“

Die Lehrerkonferenz habe sich einstimmig für eine sofortige Auslagerung der Klassen ausgesprochen.

Ein Vater brachte den Vorschlag ein, die Schüler bis zum Abschluss der Sanierung im katholischen Gemeindehaus unterzubringen und erntete Applaus von den anderen Eltern. Auch die Idee, die Kinder des ersten Schuljahres in den Räumen der angegliederten Offenen Ganztagsschule (OGS) zu unterrichten, kam gut an.
Träger der OGS ist die PariSozial gGmbH, deren Geschäftsführer, Thomas Assmann, am Dienstagabend betonte: „Es wird kein Problem sein, mal ein paar Wochen zusammenzurücken.“
Wie Fachbereichsleiter Strieth erklärte, hatte die Schulpflegschaft bei einem Vorgespräch in der letzten Woche für das "Lüftungskonzept" gestimmt.

Am Dienstagabend wurden die Stimmen gegen diesen Lösungsansatz allerdings lauter, so dass Clemens-Ströwer die Eltern schließlich abstimmen ließ – mit dem Ergebnis, dass die Evakuierung der Schule einstimmig beschlossen wurde.

Der Umzug betrifft alle acht Klassen mit insgesamt 200 Schülern. Damit direkt nach den Herbstferien mit der Auslagerung begonnen werden kann, soll die Raumfrage unverzüglich geklärt werden.
Bis zu den Ferien will die Stadt Gespräche mit der Kirchengemeinde führen, aber auch die Aula der benachbarten Graf-Bernhard-Realschule komme als Ausweichquartier in Frage, ebenso wie freie Klassen in den Grundschulen Lipperbruch und Hörste. Schulleiterin Buschmeyer gab jedoch zu bedenken, dass ein Umzug zu einer Reduzierung des Unterrichts führen könne, was z.B. das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKI) betreffe.
Schulpflegschaftsvorsitzender Frank Wolf sprach ein versöhnliches Schlusswort: „Wir werden alle Eltern über die Ergebnisse informieren, damit es nicht zur Unruhe kommt. Wir können positiv sehen, dass die Stadt reagiert und wir mithelfen können.“
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Grundschule Lippstadt - Formaldehyd-Belastung

Beitragvon Palau » Freitag 14. Oktober 2011, 20:15

http://www.derpatriot.de/Schueler-uebers-Dorf-verteilt-22c404ab-5394-46e9-82eb-4f4bd7b542fd-ds

LIPPSTADT

Die Grundschule Lipperode (hier Kinder mit Spielsachen für die Pause) versteht sich als „bewegte Schule“ – jetzt müssen aber aus anderem Grund Kisten gepackt werden. 

- Archivfoto: Heienbrok Schüler übers Dorf verteilt - Lipperode -

Die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Lipperode werden nach den Herbstferien ausquartiert und die Hälfte der acht Klassen bis Ende Februar kommenden Jahres übers Dorf verteilt.
Bis zum Abschluss der etwa 100 000 Euro teuren Sanierung der schadstoffbelasteten Klassenräume im Altbau findet der Unterricht in der benachbarten Graf-Bernhard-Realschule, im kath. Pfarrzentrum und im Gemeindehaus der ev.-reformierten Kirche statt. Vier Klassen nutzen die Räume der Offenen Ganztagsschule und den Multifunktionsraum im Grundschul-Anbau als Übergangsbleibe. Das ist, wie Ortsvorsteher Otto Brand gestern im Patriot-Gespräch sagte, das Ergebnis eines Treffens von Vertretern von Stadt, Schulen, Gemeinden und Eltern am Dienstagabend.

In dem 1971 errichteten Schulgebäude geben in der Decke verbaute Spanplatten Formaldehyd an die Raumluft ab. Bereits im Jahr 2009 hatte sich eine Lehrerin beschwert, dass es in ihrem Klassenraum „komisch riecht“, wie Fachbereichsleiter Manfred Strieth gestern gegenüber unserer Zeitung sagte.

Zunächst hatten die BauExperten der Stadt den Abfluss im Visier. Doch auch eine im Jahr 2010 erfolgte 20 000 Euro teure Renovierungsmaßnahme brachte nicht den gewünschten Erfolg - es müffelte weiter.

Im Frühjahr dieses Jahres wurden die Beschwerden lauter - und im April bei Messungen in einer Klasse die Formaldehyd-Belastung festgestellt.
Weitere Messungen in den Sommerferien (freilich in aufgeheizten Räumen, die stundenlang nicht gelüftet waren) ergaben dann Formaldehyd-Werte von 0,15 Milligramm pro Kubikmeter Raumluft - Werte über 0,12 mg gelten laut Bundesgesundheitsamt als bedenklich.

Der Austausch der Spanplatten kann, weil die Maßnahme ausgeschrieben werden müsse, laut Strieth erst Anfang kommenden Jahres erfolgen. Bis dahin wird die Schule - einem einstimmigen Wunsch der Eltern folgend - ausquartiert. - hei
Palau
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