Duftstoffe als "häufig sensibilisierend eingestuft

Duftstoffe als "häufig sensibilisierend eingestuft

Beitragvon jeansgirl » Freitag 26. November 2004, 19:37

http://www.swr.de/praxis-doktor-weiss/archiv/2004/11/18/beitrag4.html

Vorbeugen
Duftstoffallergien


Dermatologen, Allergologen und das Umweltbundesamt warnen vor der zunehmenden und vor allem unnötigen Beduftung unserer Umwelt. Man schätzt, dass heute in Deutschland mehr als eine Million Menschen von Duftstoffallergien und -unverträglichkeiten betroffen sind. Tendenz steigend. Vor allem Frauen leiden darunter, denn sie haben im allgemeinen eine feinere Nase als Männer.

Duft gilt heute als die Kaufhausmusik des 21. Jahrhunderts: er ist überall und anscheinend unausweichlich. Mit Sorge beobachten die Mediziner, dass die Duftmischungen in Lotionen, Deos und Cremes, auch in Putz- und Waschmitteln aggressiver und im häufiger eingesetzt werden.

In einer neuen EU-Kosmetikrichtlinie wurden 26 der etwa 2500 in Deutschland eingesetzten Duftstoffe als "häufig sensibilisierend" eingestuft. Dazu gehört Iso-Eugenol oder Eichenmoosextrakt. Diese Stoffe müssen auf den Verpackungen deklariert sein, wenn sie bestimmte Konzentrationen überschreiten.

Das gilt jedoch nicht für die Luft-Beduftung in Gebäuden. Hier gibt es - noch - keine Vorschriften, und da beginnt das Problem. Denn anders als bei Kosmetika kann der Kunde eines Geschäftes zum Beispiel nicht ausweichen, solange kein Warnhinweis angebracht ist, dass hier beduftet wird. Solche Hinweise fordern Verbraucherzentralen in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg seit Jahren.

Bei vielen Menschen, die keine Düfte vertragen, können die Ärzte mit Allergie-Tests nichts nachweisen. Sie werden gerne an Psychologen und Psychiater weiter verwiesen. Umweltmediziner fassen solche Patienten unter dem Sammelbegriff MCS zusammen: multiple chemische Sensitivität. Schon geringste chemische Reize und Düfte können diese Menschen zusammenbrechen lassen.

Welche Mechanismen bei ihnen genau ablaufen, weiß man derzeit noch nicht. Eine These ist, dass MCS-Patienten irgendwann einmal in ihrem Leben einer hohen Dosis von Schadstoffen wie Holzschutz-, Löse- oder Konservierungsmitteln ausgesetzt waren und dadurch ohne ihr Wissen vorgeschädigt wurden.

Diese Chemikalien haben womöglich die Blut-Hirn-Schranke, die unser Gehirn schützen soll, überwunden und so das zentrale Nervensystem dauerhaft geschädigt. Das sind ähnliche Auswirkungen wie bei Parkinson- oder Multiple-Sklerose-Kranken. Als Folge dessen riechen MCS-Patienten schon die geringsten Konzentrationen von Chemikalien und Düften. MCS ist in Deutschland keine anerkannte Krankheit, nur wenige Kliniken sind darauf spezialisiert.

Das Fachkrankenhaus Nordfriesland in Bredstedt hat sechs Betten für Menschen, die an unerklärlichen Befindlichkeitsstörungen leiden. Die Neurologen in Bredstedt versuchen herauszufinden, welche Dosen an Nikotin, Lösemitteln oder Duftstoffen die Patienten gerade noch vertragen, damit sie in unserer Umwelt überhaupt zurecht kommen.

Diese Dosen sollen die Menschen sich dann über einen längeren Zeitraum spritzen in der Hoffnung, daß sich ihr Immunsystem an diese Stoffe gewöhnt. Viel mehr können auch die MCS-Spezialisten nicht tun, außer immer wieder davor zu warnen, unüberlegt Duftstoffe einzusetzen.

Tipps

Rüsten Sie ab in Sachen Parfüm und Duftstoffe. Überlegen Sie, ob Sie wirklich in jedem Pflegemittel Duft brauchen. Viele Naturkosmetikfirmen bieten heute Produktreihen mit dem Zusatz "sensitiv" (weniger Duftstoffe) oder "ohne Duftstoffe" an.

Beduften Sie Ihre Räume nicht unnötigerweise mit Duftlampen oder -kerzen. Auch natürliche Duftzusätze können sensibilisieren.

Waschmittel gibt es heute von vielen Firmen als "sensitiv" oder "duftstofffrei". Weichspüler sind wahre Duftbomben. Sie sollten ganz darauf verzichten.

Kaufen Sie keine Maschinenspülmittel mit Zusätzen. Wenn das Geschirr unangenehm riecht, spülen Sie es nur mit Wasser. Solche Spülgänge bietet jede moderne Maschine an.

Putzen Sie eine Toilettenschüssel lieber mit einer Bürste als mit einem "Frischespray". Hygienischer ist es obendrein.

Vor allem Babys sollten Sie vor unnötigen Duftstoffen schützen. Kinder haben ein anfälligeres Immunsystem als Erwachsene. Zu viele Reize können sie für ihr Leben schädigen.
jeansgirl
 

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