Bisphenol viel schlimmer als sein Ruf

Bisphenol viel schlimmer als sein Ruf

Beitragvon mirijam » Sonntag 29. August 2010, 14:25

Warum wird Bisphenol A nicht verboten?

Die Meinung der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und anderen Behörden, die kein Risiko durch Bisphenol A sehen, lautet: Ein Verbot von BPA würde unweigerlich dazu führen, dass die Hersteller von Verpackungen und Bedarfsgegenständen (Produkte für den Lebensmittelkontakt) auf andere Stoffe ausweichen müssten, deren Toxizität weniger gut bekannt ist. Das würde bedeuten, dass ein gut charakterisiertes Risiko durch ein deutlich schlechter einschätzbares Risiko ersetzt würde.

In Kanada sind Babyfläschchen aus PC bereits verboten. Österreich orientiert sich an der EFSA.

Die Position der EFSA

Die EFSA sieht keine Gefährdung des Menschen, weil beim Menschen BPA schneller abgebaut werde, als bei Nagetieren.

Keine Studie, die Effekte im Niedrigdosenbereich ergab, wurde bisher anerkannt.

Aus den letzten Risikobewertungen ergibt sich für die EFSA eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. In ihrer Abschätzung kommt sie zum Schluss, dass die Exposition über die Nahrung weit unter der tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge bleibt und damit ein genügender Sicherheitsabstand für alle Konsumenten, inklusive Säuglinge und Feten gewährleistet ist.

Die EFSA stützt sich bei ihrer Risikobewertung auf zwei amerikanische Studien, die von der amerikanischen Kunststoffindustrie finanziert wurden. Diese zeigten auch keine Effekte im Niedrigdosisbereich.

Kritische Stimmen – brisante Theorien

Weltweite mediale Aufmerksamkeit erlangte der Wissenschaftler Frederick vom Saal (Universität von Missouri, USA) nicht allein auf Grund seiner bemerkenswerten Forschungsergebnisse, sondern auch durch seine scharfe Kritik an namhaften Chemiekonzernen, die er beschuldigt, Studienergebnisse gezielt zu manipulieren. Um dies zu beweisen, prüfte vom Saal insgesamt 163 Niedrigdosis-Studien, die bis November 2006 veröffentlicht worden waren. Dabei stellte er fest, dass 138 der 152 öffentlich finanzierten Studien auf Schäden hinweisen, während sämtliche elf industriell gesponserten Studien keine Hinweise auf Schäden fanden. Er zeigt auf, wie sich mit subtilen Tricks die Resultate von Untersuchungen in gewünschte Richtungen lenken lassen und polarisiert mit Aussagen wie „Das Resultat einer Studie hängt offenbar davon ab, wer sie bezahlt.“

„Alles was in einem Polycarbonatbehälter aufbewahrt wird, enthält Bisphenol A. Hundertprozentig! Das steht fest, es ist ein indirekter Nahrungsmittelzusatz. Jedes Nahrungsmittel, das in einem Bisphenol A enthaltenden Gefäß aufbewahrt wird, das wir letztlich essen, sollte zumindest Bisphenol A als Inhaltsstoff ausweisen. Denn was für einen Unterschied macht es, ob der Lebensmittelhersteller oder der Verpackungshersteller Bisphenol A befügt? Der Lebensmittelhersteller ist gesetzlich verpflichtet anzugeben, welche Zutaten ein bestimmtes Nahrungsmittel enthält. Warum ist der Verpackungshersteller nicht auch verpflichtet, die Inhaltsstoffe der Nahrungsmittelverpackung anzugeben? Die Verpackungsindustrie in den USA sind zufällig die größten Chemiekonzerne der Welt: General Electric, Dow Chemical, Shell Oil for many years, Bayer AG, Mitsubishi. Das sind sehr, sehr mächtige Konzerne, die massiven Einfluss auf Politiker haben“, Frederick vom Saal (Zitat aus Plastic Planet)

http://www.global2000.at/site/de/wissen/chemiekalien/bisphenola/
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Bisphenol viel schlimmer als sein Ruf

Beitragvon mirijam » Sonntag 29. August 2010, 14:27

Wie gefährlich ist die Bisphenol A-Dosis, die wir täglich zu uns nehmen?

Ob und ab welcher Dosis BPA die menschliche Gesundheit gefährdet wird von verschiedenen Behörden und Wissenschaftlern so kontrovers diskutiert, wie bei kaum einer anderen Chemikalie. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und mit ihr die Mehrheit der europäischen Länder sehen kein Risiko, dagegen schließen die USA, Kanada und die nordischen Länder ein Risiko nicht aus. Viele profilierte Wissenschafter weisen auf ein Risiko hin, dabei auch auf die besondere Eigenschaft von hormonell wirksamen Substanzen, die bereits in ganz geringen Dosen ihre größte Wirkung zeigen.

Wissenschaftliche Studien zu Bisphenol A zeigen bedenkliche Ergebnisse

In über 40 Untersuchungen verschiedener universitärer und behördlicher Arbeitsgruppen wurde an Nagetieren nachgewiesen, das BPA schädigend auf die Entwicklung des Gehirns und anderer Gewebe wirkt. Effekte auf das Hormonsystem wurden hierbei bereits bei geringeren Konzentrationen gezeigt, als beim Menschen häufig gemessen werden. Neueste kritische Studien zeigen, dass bei BPA-Dosiswerten, die angeblich sicher sind, auch bei Affen Störungen in der Entwicklung des Gehirns zeigen, die das Gedächtnis, das Lernen und das Verhalten verändern. Diese Ergebnisse sind auch auf den Menschen übertragbar.

Noch weitergehende Konsequenzen ergeben sich aus umfangreichen epidemiologischen Untersuchungen der BPA-Konzentrationen im menschlichen Körper (gemessen mit Hilfe der Uringehalte). Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit. Die Ergebnisse legen auch die Frage nahe, ob das verstärkte Auftreten von Diabetes Typ 2 bei Kindern mit dem verstärkten Einsatz von BPA zusammenhängt. Die neuen Ergebnisse bestätigen Befürchtungen von Toxikologen die für Embryonen, für Säuglinge und Kleinkinder sehr wohl Gesundheitsgefahren annehmen und bereits seit Jahren dringenden Handlungsbedarf sehen.

Eine Studie an der Universität von Cincinnati (publiziert im September 2008) zeigt bei Versuchen mit menschlichem Fettgewebe, dass BPA in den Zellen das Hormon Adiponectin unterdrückt. Dieses Hormon schützt den Organismus vor dem metabolischen Syndrom, den vier Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerten.

Neue Daten (2009) bestätigen frühere Studien: Jeder nimmt täglich viel größere Mengen Bisphenol A zu sich als angenommen. „Die Chemikalie muss damit aus weit mehr Quellen auf den Menschen übergehen als bislang gedacht, sagt Frederick vom Saal, Co-Autor der Studie. Für die Untersuchung an der University of Missouri-Columbia fütterten die Forscher fünf weiblichen Affen eine Bisphenol-A-Dosis von 400 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht. Diese Menge liegt ein 400-Faches über der von der U.S. Food and Drug Administration (FDA) geschätzten Tagesration eines Menschen und ein Achtfaches über dem Wert, der als unbedenklich gilt. Dennoch war der Bisphenol-A-Gehalt im Blut der Tiere nach 24 Stunden niedriger als der Durchschnittslevel, den Bürger von Industrienationen üblicherweise vorweisen. „Die Ergebnisse zeigen, dass der Durchschnittsmensch einer täglichen Dosis BPA ausgesetzt ist, die deutlich über der geschätzten sicheren Tagesdosis liegt“, so Frederick vom Saal. (zitiert aus: Focus online, 11.6.2009)

Alle bisher veröffentlichten Studien fanden bei Kindern die höchsten Belastungen, also bei dem Anteil der Bevölkerung, der gegenüber BPA und seinen Folgeschäden am empfindlichsten reagiert. Die vorhandenen Untersuchungen während der kritischen Entwicklungsphasen von Föten im Mutterleib weisen darauf hin, dass diese Chemikalie während der Phasen vor und nach der Geburt besonders schädlich ist und sogar Auswirkungen auf Folgegenerationen hat.

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Beitragvon Karlheinz » Montag 30. August 2010, 08:16

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Bisphenol viel schlimmer als sein Ruf

Beitragvon Zebolon » Montag 30. August 2010, 11:30

Danke Euch für die interessanten Infos. Bisphenol A ist eine
der weltweit am meisten produzierten Chemikalien, somit liegt
der Chemieindustrie viel am "Greenwashing"...

Gruß Zebolon
Zebolon
 


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