Bis zu 90 Prozent der Pharma-Studien sind manipuli

Bis zu 90 Prozent der Pharma-Studien sind manipuli

Beitragvon Infoportal für Chemi » Sonntag 22. Oktober 2006, 22:28

Sogar hier herrscht gezielte Desinformation:
Mit freundlicher Empfehlung von http://www.mcs-schweiz.info

"Bis zu 90 Prozent der Pharma-Studien sind manipuliert"
"Arzneitelegramm": Studien berücksichtigen nur, was positiv klingt und Profit bringt


"Man kann fast sagen, dass bis zu 90 Prozent der Studien in irgendeiner Form manipuliert sind", so Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber des "Arzneitelegramm". Die pharmakritische Monatszeitschrift macht regelmäßig auf kleine und große Täuschungsmanöver der Pharmaindustrie aufmerksam. Seinen Aussagen nach bewiesen interne Papiere des Paroxetin-Herstellers "Glaxo Smith Kline", dass der diese schon 1998 von der Gefährlichkeit seines Mittels bei Kindern und Jugendlichen gewusst habe.

Allerdings wollte das Management diese Studienergebnisse nicht veröffentlichen: Dies sei kommerziell unakzeptabel. Auch der Umsatz bei Erwachsenen könnte zurückgehen. Die Nebenwirkung Selbstmord müsste man nicht an die große Glocke hängen. "Die Behörden haben versucht, das in den vorhandenen Daten nachzuvollziehen - sie wurden aber nicht fündig", sagt Becker-Brüser.


"Erst, als sie gemerkt haben, dass die Mitarbeiter der Firma bei der Weiterleitung der Daten Fehlcodierungen vorgenommen haben - statt Selbstmord haben sie emotionale Labilität geschrieben -, ist klar geworden, dass hier eine Datenmanipulation gemacht worden ist." In der Stellungnahme von Glaxo heißt es dazu: Klinische Daten über die Wirkung von Paroxetine bei Kindern und Jugendlichen haben immer zur Verfügung gestanden. "Die Beschreibung von Nebenwirkungen in klinischen Studien wird sehr häufig vernachlässigt", sagt die Wittener Pharmakologin Prof. Petra Thürmann. "Wenn überhaupt Nebenwirkungen geschildert werden, dann häufig nur in sehr, sehr kurzen Absätzen. Da es häufig auch nicht die Zielgrößen der Untersuchung waren, kann man hier auch sehr leicht umcodieren."

Ein anderes Mittel, Mediamente schönzureden, sei die "selektive Veröffentlichung", weiß die Pharmakologin: "Aus einer großen Studie suche ich mir die Daten heraus, die in meine Ideen und Konzepte passen, und veröffentliche dann entsprechend diese." Vioxx als Rheuma- und Schmerzmittel konnte nur die Zulassung erhalten, indem es wirksamer als die bisher auf dem Markt vorhandenen ist.


In der Vigor-Studie habe man passend herausgefunden, dass es etwas besser als Konkurrenten bei Magen-Darm-Nebenwirkungen abschneide, schildert Becker-Brüser. Unerwähnt bleibt, dass es beim Herzinfarkt-Risiko schlechter abschneidet. "Zum Beispiel gibt es in Berlin einen Anwalt, der tausend potenziell Geschädigte vertritt. Ob sich daraus in allen Fällen Verfahren ergeben, ist noch etwas anderes. Aber die Dimension, die an Schädigungen angerichtet worden ist, ist beträchtlich."

Sogar Blockbuster wie Glucobay sind medizinisch umstritten. "Für Glucobay versucht man schon lange zu belegen, dass es für Blutzuckerkranke irgendeinen Nutzen hat, so auch in der letzten großen Studie", führt Becker-Brüser weiter aus. "Das Problem war allerdings: Insgesamt war der Studienaufbau sehr chaotisch und wenig nachvollziehbar gewesen. Man hat zum Beispiel Endpunkte, also die Faktoren, die man untersuchen will, nicht hinreichend definiert."


Dadurch habe man die Möglichkeit, "sich aus den Daten letztendlich das herauszupicken, was einem gefällt und was dann ein positives Ergebnis bringt. Das ist Datenmanipulation. Das ist so, als würde ein Schütze zuerst schießen und dann die Kreise um das Einschussloch machen." Hersteller Bayer dazu in seinem Antwortschreiben: "Der große Nutzen von Glucobay wurde 2002 in einer sorgfältig geplanten Studie belegt." Das Instrument zur Kontrolle von Pharmastudien wird nicht genutzt, meint Thürmann: "Für Arzneimittelstudien gibt es eigentlich ein Register bei der europäischen Zulassungsbehörde, in das alle Studien eingegeben werden müssen, sonst können sie gar nicht beginnen. Das Problem ist nur: wer hat den Zugriff auf dieses Register?"

Damit müsse man fordern, dass die Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift und deren Guachter in dieses Register hineinschauen könnten, wenn die Studie publiziert werden soll. So könnten sie abgleichen, ob die Studie auch so geplant gewesen sei, Zielkriterien und Statistiken dem entsprächen, sagt Pro. Thürmann.


Nach Auffassung Becker-Brüsers setze die Pharmaindustrie vor allem auf Medikamente, die kurzfristig neue Umsätze erwirtschaften, aber nicht die dringendsten medizinischen Probleme lösen. "Die Forschung ist auf Bereiche ausgerichtet, in denen man sich ohnehin schon gut auskennt", kritisiert der Arzt und Apotheker. "Das führt zwar zu neuen Patenten, aber nicht unbedingt zur Verbesserung der Gesundheit von Patienten." Allerdings sei das Verhalten der Pharmakonzerne aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar, da sie in erster Linie ihre Aktionäre zufrieden stellen müssten.

Läuft das Patent eines Medikaments aus, drohen Umsatzverluste, die zum Beispiel durch eine geringfügige Variation eines bestehenden Arzneimittels und damit einen neuen Patentschutz ausgeglichen werden können. Dies gehe jedoch zu Lasten der Erforschung von Krankheiten, die in ärmeren Ländern eine große Rolle spielen oder bei denen ein therapeutischer Erfolg zunächst nicht absehbar sei, sagte der Experte. Die als Generika bekannten Nachahmerpräparate seien unter dem Aspekt der Qualität den Original-Medikamenten gleichwertig.

"Generika sind aber in Deutschland immer noch zu teuer", meinte Becker-Brüser. Verantwortlich dafür sei der eher zurückhaltende Wettbewerb auf dem Markt. Mit dem Verkauf des Augsburger Generika-Herstellers "betapharm" an den indischen Konzern "Dr. Reddy's" sei künftig jedoch ein völlig neuer Mitspieler vertreten, der möglicherweise Interesse an einem Preiswettkampf hat. Die Verbraucher könnten davon profitieren, Einbußen bei der Qualität der Medikamente befürchtet Becker-Brüser nicht.

"Blockiertes Register" von "Die Zeit"
"Unerfreuliche Arzneistudien" von der "Taz"

"Wes Pippette ich schwing, des Lied ich sing"
Krankheiten verlaufen bei Männern und Frauen anders
Positivliste für Arzneimittel
Internet informiert schlecht über Arzneimittel
Arzneimittelcocktail im Trinkwasser
Oft verschriebenes Arzneimittel "Vioxx" unter Verdacht
Prädikat: "wirkungslos"
Falsche Medikation lässt Patienten sterben

20.10.2006 / mm
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Re: Bis zu 90 Prozent der Pharma-Studien sind manipuli

Beitragvon Tüpfelponcho » Dienstag 16. Oktober 2018, 13:14

24.5.2007
...Gefälschte Pharmastudien

...Kaum einer weiß das besser als Wolfgang Becker-Brüser.

Seit dreißig Jahren beschäftigt sich der Arzt und Apotheker mit Medikamentenstudien der Pharmazeutischen Industrie.

Seit zehn Jahren ist er Herausgeber der Informationsschrift "Arznei-Telegramm". Seine Einschätzung ist erschreckend: "Man kann fast sagen, dass bis zu 90 Prozent der Studien in irgendeiner Form manipuliert sind. Und keiner kümmert sich richtig drum."

Im Arznei-Telegramm werden sie allerdings monatlich angeprangert, die kleinen und großen Täuschungsmanöver der Pharmaindustrie. ...

...Den meisten Deutschen ist die eigene Gesundheit nach eigener Aussage "sehr wichtig" und sie sind bereit, einen immer größeren Teil des eigenen Einkommens für die Gesundheit auszugeben.

Davon profitiert die Pharmaindustrie immens. ...


...Ergebnisse werden trickreich "geschönt"
An der Universität Witten / Herdecke lehrt die Professorin Petra Thürmann klinische Pharmakologie. Außerdem prüft sie für eine große Kette von Privat-Kliniken Arzneimittelstudien.

Tausende davon hat sie gesichtet. Und sie kennt die Tricks, mit denen die Ergebnisse immer wieder geschönt werden. Am beliebtesten, sagt sie, sei das "selektive Publizieren":

"Selektive Veröffentlichung bedeutet, dass ich mir aus einer großen Studie die Ergebnisse und Daten heraussuche, die mir gefallen - die in meine Ideen und Konzepte passen - und die dann entsprechend publiziere. Das ist eine Möglichkeit, Studiendaten zu verfälschen." ...

...Die Kunst der "Umkodierung"
Die Arzneimittelexpertin Prof. Petra Thürmann weiß, wie stiefmütterlich das Problem Nebenwirkungen in klinischen Studien generell behandelt wird ...

...Wer aber glaubt, alle Pharma-Studien würden je ganz lauter und transparent, ist naiv. Dazu geht es hier einfach um viel zu viel Geld.

https://www.swr.de/odysso/es-geht-um-vi ... index.html
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