PCB Skandal Dortmund

PCB Skandal Dortmund

Beitragvon Amazone » Donnerstag 10. Juni 2010, 11:19

PCB-Skandal Dortmund: Blutproben für PCB-Tests unbrauchbar
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08.06.2010 Vera Kriebel
Mitarbeiter von Firmen am Dortmunder Hafen untersucht: Blutproben gelangten nicht zum Labor. Untersuchungen testen nur auf PCBs, nicht auf Dioxine.

Am Dortmunder Hafen waren seit 2007 erhöhte Konzentrationen von hochgiftigen Dioxinen und Furanen sowie PCBs festgestellt worden. Dioxine und Furane entstehen unter anderem, wenn PCB-haltige Geräte unnd Stoffe verbrannt werden. Im April 2010 fand das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) auf dem Betriebsgelände der Envio AG PCB, Dioxine und Furane in extrem erhöhten Konzentrationen. Der Betrieb der Envio AG wurde daraufhin am 20. Mai 2010 komplett geschlossen.
Gesundheitsgefährdende PCB

Besonders betroffen sind naturgemäß die MItarbeiter der Envio AG, da sie eventuell sogar mit den Giften direkt in Berührung gekommen sind, sowie wegen der räumlichen Nähe alle Mitarbeiter der zwölf Unternehmen, die auf dem Envio-Gelände ansässig sind. Zukünftig sollen auch Kleingärtner, Anwohner und Mitarbeiter aller Unternehmen am und im Dortmunder Hafen die Möglichkeit einer Blutuntersuchung erhalten.
PCB-Untersuchungen in Dortmund: Dioxine nicht auf der Testliste - zu teuer

Aufgrund einer Empfehlung des Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit (LiGA) in Düsseldorf wird ihr Blut nur auf PCBs analysiert, nicht auf Dioxine und Furane, da PCBs vorrangig gefunden wurden und Tests auf Dioxine und Furane teurer und aufwendiger sind. Laut Westfälischer Rundschau kostet jeder PCB-Test die Stadt 83 Euro, gegenüber 650 Euro bei Dioxin-Proben. Für den PCB-Test werden nur 10 Milliliter Blut benötigt. Getestet wird auf elf PCB-Kongenere, darunter auch auf dioxin-ähnliche coplanare PCBs, die als eine der gefährlichsten gelten und deswegen bei den Richtwerten auch wie Dioxine und Furane mittels WHO-TEF beurteilt werden.
PCB-Bluttests: Blutproben müssen wiederholt werden

Vorrangig sollten erst einmal die 356 Mitarbeiter der auf dem Envio-Gelände beheimateten Untenehmen untersucht werden: Vom 31. Mai bis 2. Juni 2010 wurden durch das Gesundheitsamt daher 350 Blutproben genommen, um die PCB-Belastung zu bestimmen. Am 8. Juni 2010 teilte die Stadt jedoch mit, dass durch eine Panne 200 Proben nicht zum Labor befördert worden und daher nun unbrauchbar seien. Die Proben wurden offenbar von einem Kurierdienst direkt bei den Gesundheitsamt-Mitarbeitern bei ABP auf dem Envio-Gelände abgeholt, dort aber nicht mit Barcode-Versandaufklebern versehen. Untersuchendes Labor ist das Institut für Umweltmedizin des Uniklinikums in Erlangen. Dort kamen die Proben der ersten beiden Tage aber nie an, statt dessen wurden sie am Freitag, den 4. Juni 2010, wieder in die Poststelle der Stadt zurückbefördert. Die Stadt hat nun ein neues Transportunternehmen beauftragt.

Die ersten 200 Proben müssen aber nun wiederholt werden. Das Gesundheitsamt bietet nach der Transport-Panne kurzfristig neue Termine an. Plangemäß beginnt in dieser Woche die Blutabnahme bei Kleingärtnern und Anwohnern. Die Auswertung der Einzeplproben dauert etwa zwei bis drei Wochen, ein Gesamtergebnis ist erst ab August/September zu erwarten.

Vollständigen Artikel auf Suite101.de lesen: PCB-Skandal Dortmund: Blutproben für PCB-Tests unbrauchbar http://news.suite101.de/article.cfm/pcb-skandal-dortmund-bluproben-unbrauchbar-a77801#ixzz0qRMpSyet
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PCB Skandal Dortmund

Beitragvon Kaloo » Donnerstag 10. Juni 2010, 13:18

Werden Dioxine nicht im Fettgewebe untersucht?

Eins ist bekannt, die Untersuchung auf Dioxine ist sehr teuer.
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PCB Skandal Dortmund

Beitragvon Palau » Sonntag 27. Juni 2010, 15:35

http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/Betriebsaerztin-testete-Mitarbeiter-nicht-auf-PCB-id3097292.html

Giftskandal : Betriebsärztin testete Mitarbeiter nicht auf PCB

Blut der Envio-Mitarbeiter wurde untersucht – aber nicht auf PCB analysiert.

Dortmund. Die Aussage der Envio AG, die PCB-Untersuchungen von Mitarbeitern hätten „keine Bedenken ergeben“, erscheint in einem neuen Licht. Das Blut der Beschäftigten ist gar nicht auf PCB untersucht worden. Das räumte Dr. Barbara Kleine, Leiterin des Betriebsarztzentrums (BAZ) Dortmund, gestern auf gezielte WR-Nachfrage ein.

Der PCB-Entsorger hatte gestern auf die erschreckenden Blutwerte zweier langjähriger Mitarbeiter reagiert, deren Blut – wie berichtet – schwer mit PCB belastet ist. In der Spitze liegen die Konzentrationen des krebserregenden Giftes fast um das 50-fache über den Toleranzwerten. Envio verweist auf regelmäßige arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen. „Bei keinem unserer Mitarbeiter“ seien bedenkliche Werte ermittelt worden.

Was daran liegen kann, dass das Blut überhaupt nicht auf die gängigen sechs PCB-Gruppen analysiert wurde. „Das schreibt der Gesetzgeber leider nicht vor“, kommentiert Dr. Kleine. Ein solches Bio-Monitoring sei „nicht zwingend erforderlich“. Die Betriebsärztin wörtlich: „Man kann es machen, muss es aber nicht.“

Der BAZ-Check der Envio-Mitarbeiter sei „stichprobenartig“ erfolgt – nach den Grundsätzen der Arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchung G 40 (Krebserzeugende Gefahrstoffe – allgemein) erfolgt.

Die umfasst Urintest, Bluttest und ärztliche Untersuchung. „Früher“, so Kleine, seien Envio-Beschäftigte auch – gemäß den G 17-Kriterien – auf das giftige Lösemittel Per untersucht worden. Da es diesen Standard nicht mehr gibt, bieten sich drei umfangreichere Untersuchungsraster (G1.4, G4, G14) an, die auch Per und PCB erfasst hätten. Denen aber folgte die Betriebsärztin nicht.

Auf die Frage, wie „stichprobenartig“ ihre Untersuchungen bei Envio gelaufen seien, mochte Kleine nicht näher eingehen. Dass die Firma bei den Intervallen und den ausgewählten Personen mitgesprochen habe, ließ sie durchblicken. Doch: „Mehr kann ich ihnen nicht sagen.“

http://www.derwesten.de/wr/westfalen/PCB-im-Blut-schuert-Existenzaengste-id3127954.html

Umweltskandal : PCB im Blut schürt Existenzängste


Westfalen, 18.06.2010, Klaus Brandt




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Dortmund.
Der Giftskandal um den stillgelegten PCB-Entsorger Envio wogt zwischen Wirtschaftskrimi und Psycho-Thriller.
Das wegen Verseuchungen des Firmengeländes geschlossene Unternehmen soll seine technischen Anlagen manipuliert und Kunden wie Behörden gezielt getäuscht haben.
Die ersten Befunde von Blutuntersuchungen fallen erschreckend aus. Zwei langjährige Mitarbeiter haben deutlich erhöhte Mengen von krebserregendem PCB im Körper.

Seit die "Arnsberger Bezirksregierung" die Giftschleuder vor einem Monat verriegelte (WR berichtete), jagt eine Horrormeldung die nächste.
Am schlimmsten trifft es die Beschäftigten.
Der WR liegen die Ergebnisse von zwei Bluttests vor, die Envio-Mitarbeiter "auf eigene Kosten" veranlasst haben.

Sie sind niederschmetternd. In der Spitze sprengen die PCB-Konzentrationen den Toleranzwert fast um das 50-fache. In allen sechs untersuchten PCB-Untergruppen liegen die Belastungen über den Richtwerten.

Der Jüngere, 33 Jahre alt, trägt das meiste Gift in sich. Vom PCB 28, für das medizinisch schon 0,1 Mikrogramm pro Liter Blut zu viel wäre, kommen bei ihm 4,7 Mikrogramm auf jeden Liter.

Bei den noch gefährlicheren höher chlorierten Verbindungen (PCB 138, 153, 180) übersteigen seine Blutwerte die Toleranzen um das Siebenfache. Seinem 44-jährigen Kollege geht es kaum besser. Seine Giftanteile im Blut sind 30-fach erhöht.

Die Betroffenen leiden physisch und psychisch.
„Ich bin fertig“, sagt der 33-Jährige, der den Kinderwunsch mit seiner Frau gefährdet sieht. Existenzängste belasten ihn. „Werde ich impotent? Drohen Missbildungen? Bekomme ich Krebs? Wie abgesichert ist meine Frau, wenn ich nicht mehr da sein sollte? Wer zahlt die Folgekosten möglicher Krankheiten?“

Prof. Dr. Ellen Fritsche, Molekulartoxikologin an der Universität Düsseldorf, erscheint die Ursache für das Gift im Blut klar.

„Der Mann hat da vier Jahre gearbeitet, offenbar unter schlechten Bedingungen“, sagt die Expertin.
Dieser „offensichtliche Zusammenhang“ eröffne Raum, „die Firma zur Rechenschaft zu ziehen“.
Das Gesundheitsrisiko für die Betroffenen sei kaum absehbar, eine Heilung unmöglich. „Es gibt keine Therapie.“

Prof. Dr. Michael Wilhelm, Chef der Kommission Human-Biomonitoring des Umweltbundesamtes, bestätigt das.
Ob eine Krankheit folge, wenn ja: welche und wann – das wisse niemand.

Die Betroffenen klagen über Symptome. Seit einem Arbeitsunfall im Werk wuchsen dem 33-Jährige zahlreiche Abszesse.
Sein Kollege leidet unter Hautausschlägen – möglicherweise ausgelöst durch PCB, meint Prof. Fritzsche.
Häufig reagiere zuerst die Haut. „Das Einzige, was ihnen bleibt, sind regelmäßige Untersuchungen.“

Die Betroffenen fordern Entschädigung. „Sonst klagen wir.“

Unterdessen stehen "Betrugsvorwürfe" im Raum.

Die Schlüsseltechnologie, mit der die Firma weltweit für umweltfreundliche PCB-Entsorgung wirbt, soll bei Envio seit Jahren nicht mehr im Einsatz sein. Das berichten mehrere Mitarbeiter bzw. Ex-Beschäftigte unabhängig voneinander.

Der WR liegen entsprechende eidesstattliche Versicherungen vor. „Lediglich wenn sich Besucher angekündigt hatten“, seien Teile der Produktion verändert und hergerichtet worden – um den Anschein zu erwecken, hier liefe das moderne LTR²-Verfahren.

„Unmittelbar nach Beendigung der Vorführung“ seien wieder jene Anlagenteile montiert worden, die tatsächlich produzierten. Und was für welche: „Durch Eigenreparaturen von Dichtungen und Rohren mit ungeeignetem Material traten laufend Leckagen auf.“ Sicherheitsalarme seien abgeklemmt, andere Abläufe manipuliert worden.

Eindrücke eines Kunden gehen in die gleiche Richtung. 1993 installierte die Siegener Firma Rotamill eine Abluftreinigung bei Envio, die giftiges Lösemittel bindet – wenn die Anlage fachlich gewartet wird. Das sei jahrelang nicht geschehen, beklagt Rotamill-Geschäftsführer Frank-Martin Bub. Im Sog des Envio-Skandals bangt er um den guten Ruf seiner Firma.

Envio weist Manipulationsvorwürfe zurück. Das LTR²-Verfahren „wurde und wird angewendet“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Bezirksregierung geht ebenfalls davon aus. Für Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau heißt das nichts. Er zweifelt öffentlich an den Kontrollqualitäten der Arnsberger Überwacher. Er werde denen künftig „genauer auf die Finger schauen“, so Sierau.

Die Stadt wartet jetzt auf die Ergebnisse von 500 Bluttests, die bei Anliegern der Giftfirma durchgeführt wurden.
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PCB Skandal Dortmund

Beitragvon Amazone » Sonntag 27. Juni 2010, 18:19

Affäre um Dortmunder Recycling-Firma weitet sich aus
Arbeiter mit Rekordbelastung an PCB

Von Wolfram Goetz

Die Mitarbeiter der stillgelegten Dortmunder Firma "Envio" sind dramatisch mit der Chemikalie PCB verseucht. Das gaben Stadt und Bezirksregierung am Samstag (26.06.10) bekannt. Die PCB-Belastung liegt bis zum 25.000-fachen über dem Normalen.

http://www.wdr.de/themen/panorama/kriminalitaet11/dortmund_envio/index.jhtml

Überhöhte Blutwerte bei Envio-Mitarbeitern

Vor der Pressekonferenz am Sonntag in Dortmund waren 23 der untersuchten 30 Mitarbeiter der Entsorgungsfirma Envio bereits bei einer Betriebsversammlung über ihre Blutwerte informiert worden. Ein früherer Leiharbeiter sagte, es sei eine Schweinerei, was da passiert sei, er mache sich Sorgen um die Kollegen mit stark überhöhten Werten im Blut.

PCB gilt unter anderem als krebsfördernd, kann aber auch Hautkrankheiten wie Chlorakne hervorrufen. Anders als bei anderen Giftstoffen gibt es aber keine Grenzwerte. Auch für extrem erhöhte PCB-Werte sind Krankheiten als zwangsläufige Folge nicht bewiesen. Das Krankheitsrisiko erhöht sich aber, zumal PCB sich im Fettgewebe ansammelt. Eine medizinische Behandlung dafür gibt es nicht. Die Gesundheitsbehörden empfehlen den Betroffenen aber regelmäßige Nachuntersuchungen, zur Früherkennung möglicher Erkrankungen. Das soll über Jahre hinweg geschehen. Zudem sollen die Envio-Mitarbeiter nun auch noch auf Dioxine und Furane getestet werden - giftige Substanzen, die in Spuren auch im Kehrstaub auf dem Gelände der Entsorgungsfirma gefunden wurden.

Ermittlungen wegen Körperverletzung

Dr. Michael Hagmann, der als Gewerbearzt für das Land an den Untersuchungen beteiligt war, sagte, PCB-Werte wie bei Envio in Dortmund seien ihm in zwanzig Berufsjahren nicht untergekommen. Die Bezirksregierung Arnsberg will am Montag Strafanzeige erstatten, wegen fahrlässiger, womöglich sogar wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Die gemessenen PCB-Blutwerte seien nur durch die Arbeit im Entsorgungsbetrieb erklärbar, eine Aufnahme über belastete Nahrungsmittel könne nicht zu derartigen Konzentrationen führen, so Mediziner Hagmann. Laut Bezirksregierung Arnsberg könne aber bei ordnungsgemäßem Betrieb entsprechend der Betriebsgenehmigung auch nicht eine so hohe Belastungen entstanden sein. Hier sei offensichtlich mit "krimineller Energie" gearbeitet worden.

Das Unternehmen selbst will von nichts gewusst haben: "Das Ergebnis der amtlichen Blutuntersuchung bei 30 Mitarbeitern hat uns tief erschüttert und ebenso überrascht. Alle bisherigen arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen, die wir regelmäßig extern vornehmen lassen, haben nie Hinweise auf irgendwelche erhöhten PCB-Konzentrationen im Blut unserer Beschäftigten ergeben", hieß es in einer Stellungnahme. Man wolle "den Sachverhalt gemeinsam mit den Arbeitsmedizinern umfassend aufklären".
Belastetes Material an Kunden ausgeliefert?


Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Envio

Die Staatsanwaltschaft Dortmund ermittelt ohnehin schon: Nicht nur wegen gefährlicher Körperverletzung, sondern auch wegen möglicher Umweltschutzdelikte und möglichen Betruges. Der läge vor, wenn Envio angeblich gereinigtes, aber in Wirklichkeit immer noch PCB-belastetes Material an Abnehmer weiterverkauft hätte. Dafür gibt es derzeit aber laut Staatsanwaltschaft keinen Beleg. Die Stadt Dortmund geht unterdessen gewerberechtlich gegen Envio vor: Umweltdezernent Wilhelm Steitz sagte, die "persönliche Zuverlässigkeit" der Envio-Geschäftsführung werde überprüft. Diese lasse nämlich bisher keinerlei Bemühen erkennen, zur Aufklärung des Umwelt-Skandals beizutragen. Das spreche für "Unzuverlässigkeit" im gewerberechtlichen Sinne, und wer das sei, dürfe "nicht mal eine Pommesbude aufmachen", geschweige denn ein Entsorgungsunternehmen. Bislang ist der Betrieb nur vorübergehend, nicht endgültig stillgelegt worden.
Envio galt als Vorzeigeunternehmen

Angefangen hatte alles vor zwei Jahren, als PCB im Grünkohl und in anderem Blattgemüse, in Kleingärten am Dortmunder Hafen gefunden wurde. Damals begann die langwierige Suche nach einem möglichen Verursacher. Envio war damals nur eines von vielen in Frage kommenden Unternehmen und galt zudem als Vorzeige-Firma in Sachen Umweltschutz. Schließlich wurden hier stark PCB-belastete Transformatoren in geschlossenen Räumen fachgerecht zerlegt und gesäubert - laut Betriebsgenehmigung jedenfalls. Auf den Recyclingbetrieb als Verursacher des PCBs im Grünkohl kamen die Behörden erst durch einen anonymen Hinweis. Envio wurde vor einem Monat stillgelegt, nachdem in Proben von Kehrstaub auf dem Gelände der Firma bis zu tausendfach erhöhte PCB-Konzentrationen gemessen worden waren.
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PCB Skandal Dortmund -

Beitragvon Palau » Dienstag 13. Juli 2010, 17:57

Fortsetzung des Skandals - Tricks bei der Bewertung von Blutanalysen

Interessant sind auch die Kommentare

Envio-Nachbarn: Mehr PCB im Blut als gedacht

Dortmund, 12.07.2010, Klaus Brandt

Dortmund. Die überwiegend guten Blutwerte der Mitarbeiter von Envio-Nachbarfirmen erscheinen in einem anderen Licht.

Die medizinische Expertenkommission hat gängige Referenzwerte außer Acht gelassen, dafür einen eigenen Richtwert entwickelt. In der Folge wirken einige Befunde besser, als sie sind.

Das ungeschulte Auge erkannte es gar nicht:
In der Statistik der ersten 104 Blutbefunde von direkten Envio-Anliegern am Freitag fehlten für drei niedrig chlorierte PCB-Gruppen die Vergleichswerte der Durchschnittsbevölkerung.
So fiel nicht auf, dass die höchste Giftbelastung im Blut 440 Mal über dem Referenzwert des Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit (LIGA) liegt. Der Betroffene hat damit deutlich mehr PCB im Körper als einige Envio-Mitarbeiter.

Auf Anfrage der WR bestätigt Gesundheitsamtsleiterin Dr. Annette Düsterhaus diesen Sachverhalt.

In der eigens gebildeten PCB-Expertenrunde habe es „eine hitzige Diskussion“ um Referenzwerte gegeben.

Weil man auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen sei und auch keine offizielle Richtlinie des Umweltbundesamtes existiere, habe man die Vergleichsmarke bei drei PCB-Gruppen wegfallen lassen. Dass dies die Einordnung der Giftwerte insgesamt verzerrt, räumt Düsterhaus ein.

Neue Messlatte eingeführt
Dr. Martin Kraft, Leiter des Fachbereichs Toxikologie im Landesumweltamt (LANUV), führt eine neue Messlatte ein: den „vorläufigen Gesundheitsrichtwert“. Die von Säuglingen auf Erwachsene hochgerechnete Marke sage nicht nur statistisch etwas aus, sondern auch medizinisch.

„Unterhalb dieser Grenze wird nach heutigem Stand des Wissens kein Erwachsener krank“, glaubt Kraft. Fünf Mitarbeiter von Envio-Nachbarn wird das nicht beruhigen. Ihre Blutwerte liegen darüber.

Ihr Schicksal sei „sehr erklärlich“, sagt Düsterhaus. „Sie alle haben in Halle 55 gearbeitet“, in einem Bereich also, den auch die Giftfirma Envio nutzte. Die Amtsleiterin ist sich „darüber im Klaren, dass man über solche Werte streiten kann“, sagt Düsterhaus. Wichtig für Betroffene: „Wer über irgendeiner Referenzzahl liegt, kommt in das medizinische Untersuchungsprogramm.“

Auf die nächsten Blutergebnisse hofft Düsterhaus kommende Woche.
Am 22. Juli könnten dann weitere Beschäftigte von Envio-Nachbarn ihre Befunde erfahren.
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PCB Skandal Dortmund

Beitragvon Palau » Dienstag 13. Juli 2010, 18:17

Palau
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