Pestizide können das Gehirn schädigen
Niederländische Studie zu Ursachen leichter kognitiver Dysfunktion
Pestizide können offenbar zu einem leichten Gehirnschaden führen: Wer in seinem Leben häufig Pestiziden ausgesetzt gewesen ist, hat ein deutlich höheres Risiko, im Alter eine leichte kognitive Störung zu entwickeln, als Menschen, die nichts mit Pestiziden zu tun hatten. Das haben niederländische Wissenschaftler in der "Maastricht Ageing Study" herausgefunden. Damit haben sie zum erstenmal einen solchen Zusammenhang aufgezeigt.
830 Menschen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren, die keine Symptome einer Demenz haben, sind von Hans Bosma und seinem Team von der Abteilung für Psychiatrie und Neuropsychologie der Universität Maastricht befragt worden, ob sie früher bei ihrer Arbeit häufig organischen Lösungsmitteln, Metallen, Pestiziden oder anderen chemischen Substanzen ausgesetzt gewesen sind (Lancet 2000, 356, 912).
Außerdem haben die Versuchspersonen einen neuropsychologischen Test gemacht, um leichte kognitive Dysfunktionen herauszufinden. Diese Probanden hatten dann etwa Probleme, Wörter oder Farben zu identifizieren, oder konnten nicht flüssig sprechen, waren sonst aber unauffällig. Solche leichten kognitiven Beeinträchtigungen sind zwar häufig ein Zeichen bei Patienten, die später eine Alzheimer-Demenz entwickeln, kommen aber auch vor, ohne daß sich später eine Alzheimer-Demenz manifestiert.
In der Maastrichter Studie zeigte sich, daß von den 17 Probanden, die früher mit Pestiziden gearbeitet haben, darunter vor allem Gärtner und Bauern, sechs leichte kognitive Dysfunktionen hatten, das entspricht 35 Prozent. Von den 774 Menschen, die Pestiziden nicht ausgesetzt waren, hatten dagegen nur elf Prozent (85 Personen) leichte kognitive Störungen. Ein Zusammenhang mit den anderen Substanzen ist nicht gefunden worden.
Ärztezeitung v. 12.09.2000