Nanopartikel stören Hirnentwicklung

Nanopartikel stören Hirnentwicklung

Beitragvon kf-forum » Donnerstag 30. Juli 2009, 14:29

(aus NETZEITUNG)
Winzige Titandioxid-Partikel können verheerende Schäden im Nervensystem anrichten, wie Forscher im Tierversuch herausgefunden haben. Das Material wird in der Chemie- und Kosmetikindustrie eingesetzt.

Nanopartikel können die Hirnentwicklung bei Föten beeinflussen. Das haben Japanische Forscher bei Versuchen mit Mäusen herausgefunden. Titandioxid-Partikel veränderten die Proteinproduktion, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal «Particle and Fibre Toxicology» (online vorab). Sie behinderten die Umsetzung von Erbgutinformationen in Proteine, heißt es in der Veröffentlichung. Betroffen seien unter anderem Gene, die bei neurologischen Störungen eine Rolle spielen. «Unsere Ergebnisse stützen die Befürchtung, dass dieses spezielle Nanomaterial das Potenzial hat, die menschliche Gesundheit zu beeinflussen», erläuterte Takeda in einer Mitteilung zu seiner Studie.

Wenige Nanometer (Millionstel Millimeter) winzige Titandioxid-Partikel werden etwa in Sonnencremes, zur Luft- und Wasserreinigung und für selbstreinigende Oberflächen eingesetzt. Das Team um Ken Takeda von der Wissenschaftlichen Universität in Tokio spritzte trächtigen Mäusen eine Lösung mit Partikeln der Größe 25 bis 70 Nanometer. Die Aktivität im Gehirn der Jungen wurde anschließend bei Föten und zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Geburt überprüft und mit der von Nachwuchs unbehandelter Tiere verglichen.

Schwerwiegende neurologische Störungen:
Dabei zeigten sich bei hunderten Genen Unterschiede in der Umsetzung. Viele der Muster waren typisch für bestimmte neurologische Störungen. Takeda erläuterte: «Zu den Krankheiten, die auf diese Gene zurückzuführen sind, zählen solche, die sich in der Kindheit entwickeln, wie Autismus, Epilepsie und Lernschwierigkeiten, aber auch solche, die vor allem bei Erwachsenen oder im Alter auftreten, wie Alzheimer, Schizophrenie und Parkinson.»

In ihrer Arbeit weisen die japanischen Forscher darauf hin, dass den Mäusemüttern vergleichsweise hohe Dosen Titandioxid gespritzt wurden. Der Effekt ist deshalb nicht eins zu eins auf die reale Situation beim Menschen übertragbar, sondern nur ein erster Anhaltspunkt.

Wechselwirkungen mit winzigen Molekülen:
Werden Materialien auf Nanometer-Maßstab gebracht, verändern sich ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften. Auch der Einfluss auf biologische Systeme wandelt sich - weil die winzigen Partikel zum Beispiel im Körper in viel mehr Bereiche vordringen und mit winzigen Molekülen in Wechselwirkung treten können.

«Normale» Titandioxid-Krümelchen werden als weißes Pigment schon seit Jahrzehnten tonnenweise in Farben und Sunblockern verwendet. Seit einiger Zeit werden auch wenige Nanometer winzige Partikel der Substanz verwendet - obwohl Forscher noch nicht viel darüber wissen, wie Nanopartikel die Gesundheit beeinflussen. In Tierversuchen wurden mehrfach negative Effekte beispielsweise auf die Atemwege nachgewiesen. (dpa/nz)
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Nanopartikel

Beitragvon Melville » Freitag 31. Juli 2009, 07:29

Die Zeit - 20.07.2009 - Kommentare

Kein Kuschelkonsens über die Nano-Frage Zu: "Warten auf den Störfall", ZEIT Nr. 27

http://kommentare.zeit.de/article/2009/07/20/kein-kuschelkonsens-über-die-nanofrage

Josephina Maier deutet in ihrem Artikel an, der BUND stehe der Nanotechnologie unkritisch gegenüber, "kein Gedanke daran, die Bevölkerung gegen Nanotechnologie zu mobilisieren."

Die Autorin weist auf eine Broschüre [1] des BUND hin. Darin beschreibt der Verband nicht nur die möglichen Gefahren für Menschen und Umwelt durch die Nanotechnologie, sondern stellt wiederholt seine Forderung nach einem Verbot von Nanomaterialien in verbrauchernahen Produkten, solange es keinen Nachweis für ihre Ungefährlichkeit gibt.

Auf europäischer Ebene setzt sich der BUND für eine Kennzeichnungspflicht von Produkten mit Nanomaterialien ein. Mit Erfolg: Unsere Forderungen wurden kürzlich vom Europäischen Parlament aufgegriffen, das sich mit überwältigender Mehrheit für eine Überarbeitung sämtlicher relevanter Gesetzgebungen ausgesprochen hat. Bereits im März hatte das Parlament eine Kennzeichnungspflicht für Nanopartikel in Kosmetika verabschiedet.

Entsprechendes ist für Nanopartikel in Lebensmitteln gefordert. Man kann sich vorstellen, dass diese Parlamentsbeschlüsse von der Industrie keineswegs begrüßt wurden. Von einer "Kuschelstimmung" zwischen Industrie, Behörden und zivilgesellschaftlichen Verbänden kann wirklich keine Rede sein.

Patricia Cameron, Leiterin Referat Chemikalienpolitik und Nanotechnologie, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V.

LINKS [Red.]

[1] BUND (Hrsg.): "Kriterien zur Kontrolle von Nanotechnologien und Nanomaterialien", Berlin 2008
http://www.bund.net/bundnet/themen_und_projekte/chemie/nanotechnologie/
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Nanopartikel stören Hirnentwicklung

Beitragvon kf-forum » Freitag 31. Juli 2009, 17:10

Beim BUND findet sich auch der KandidatInnencheck der Bundestagsabgeordneten zu ökologischen Fragen (von vielen CDU-lern nicht beantwortet...).
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