Weniger Pflanzenschutzmittel, höherer Ertrag

Weniger Pflanzenschutzmittel, höherer Ertrag

Beitragvon Chris50 » Montag 7. Februar 2011, 15:44

Weniger Pflanzenschutzmittel, höherer Ertrag
Generalversammlung des Kreisbauernverbands mit Fachthemen und politischen Debatten

Bruchsal. Im europäischen Vergleich kommt auf den Feldern in Deutschland weniger Pflanzenschutzmittel zum Einsatz als in den anderen 26 EU-Staaten. Gleichzeitig ist das Ertragsniveau bei den meisten angebauten Kulturen auf deutschen Feldern deutlich höher als in der übrigen EU. Fast wäre die Aussage von Rainer Schechter bei der Generalversammlung des Kreisbauernverbandes untergegangen. Der Geschäftsführer von „Südzucker International“ referierte in Heidelsheim über „landwirtschaftliche Potenziale in Ost und West“. „Fast untergegangen“ deswegen, weil bei der Versammlung mehr tagespolitische (Agrar-)Themen im Mittelpunkt standen. Obendrein gab sich die Politik ein Stelldichein – die bevorstehenden Landtagswahlen lassen grüßen.
So weit auseinander lagen die Grußwort-Protagonisten übrigens nicht. Die wichtige Bedeutung der heimischen Landwirtschaft hoben sie alle hervor: Innenminister Heribert Rech (CDU), die Landtagsabgeordneten Joachim Kößler (CDU) und Wolfgang Wehowsky (SPD) sowie die grüne Landtagskandidatin Andrea Schwarz.
Bio, Konsumverhalten, Biotreibstoffe, Dioxin oder die Entwicklung der Märkte – allesamt Themenbereiche, die nicht nur der Kreisbauernverbandsvorsitzende Werner Kunz beackerte. Bio werde eine Nische bleiben, weil sich der Durchschnittsverdiener eben keine Lebensmittel, die um 30 und mehr Prozent mehr kosten würden, leisten wolle, befand der Kreisbauernchef. Als „kriminelle Fettpanscher, die hinter Gitter gehören“, bezeichnete er die Verantwortlichen für den Dioxin-Skandal. Und er setzte auf ein bislang recht unbekanntes Argument, Biotreibstoffen bis zu einem gewissen Grad den Weg zu ebnen: Bei der Produktion falle proteinhaltiges Tierfutter an. Pro Hektar könnte dadurch der Anbau von 1,3 Hektar genmanipulierten Soja ersetzt werden.
Das Fass, Lebensmittel gegen Biotreibstoff zu stellen, versuchte sodann Rech möglichst geschlossen zu halten: „Wir dürfen uns nicht in eine Konkurrenzspirale zwischen Tank und Teller treiben lassen.“ Dies wäre der Ruin für viele Betriebe. Benötigt werde aber eine starke Landwirtschaft als „Rückgrat der ländlichen Wertschöpfung“.
Geht es nach Kößler – „und meiner Partei“ – soll sich auch weiterhin mit diesen und anderen landwirtschaftlichen Themengebieten ein eigenständiges Landwirtschaftsministerium in Baden-Württemberg beschäftigten. Ein Herz für die Kommunen zeigte derweil Wehowsky, der daran erinnerte, dass ohne Landwirte die Gemeinden die Kulturlandschaft für viel Geld pflegen müssten. Die Verbraucher nahm die Grüne Schwarz in die Pflicht: Gute und gesunde Lebensmittel hätten nun mal ihren Preis. Dafür müsste auch mithilfe der Politik bei den Verbrauchern das Bewusstsein geweckt werden. Und sie forderte einen „Paradigmenwechsel in der Subventionspolitik“. Unterstützungen sollte es für keine Agrarfabriken, sondern für „ordentliche Bodenbewirtschaftung, artgerechte Tierhaltung und Landschaftskulturpflege“ geben. Bis auf den Begriff „Subvention“ – für die Landwirte sind das notwendige Ausgleichszahlungen – dürfte das durchaus die Zustimmung von Kunz gefunden haben, der nach eigenem Bekunden bei so mancher „grüne Äußerung“ in den vergangenen Wochen nur noch den Kopf schütteln konnte.
Und „fast“, bei all den Bekundungen, wäre die Botschaft des Tages untergegangen: weniger Einsatz von Pflanzenschutzmittel bei höheren Erträgen in Deutschland. Klaus Müller
Chris50
Durchstarter
 
Beiträge: 135
Registriert: Dienstag 13. Mai 2008, 13:02

Zurück zu Chemikalien & Wirkung, Umweltskandale, Krank durch die Arbeit

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste

cron