Duftstoffe weg in staatlichen Gebäuden

Duftstoffe weg in staatlichen Gebäuden

Beitragvon Konstantin » Montag 28. Januar 2008, 14:43

Staatliche Gebäude müßten zum Schutz von Behinderten eigentlich auf Duftstoffe
in Putzmitteln, Duftspender auf Toiletten oder Raumsprays verzichten.
Das zu verlangen, könnte ein erster Schritt sein. Oder wie sehr Ihr das?
Konstantin
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Duftstoffe weg in staatlichen Gebäuden

Beitragvon Juliane » Montag 28. Januar 2008, 17:16

Hallo Konstantin, unsere Staatsdiener erlauben Duftstoffe in öffentlichen Gebäuden sogar:


Das Umweltbundesamt empfiehlt „... Duft und Aromastoffe in öffentlichen Gebäuden .. nicht einzusetzen, um die Gesundheit empfindlicher Personen nicht zu beeinträchtigen“.(UBA 2005)

Nichtsdestotrotz erlauben Schulleiter, Herrn Prof. Dr. Wabner, Inhaber eines Lehrstuhls für Anorganische und Analytische Chemie an der TU München und eigentlich zuständig für Abwässerreinigung, Schüler in öffentlichen Räumen zwecks Verhaltensmodifikation zu beduften.

Wie das Magazin Spiegel und die Süddeutsche Zeitung im letzten Jahr berichteten, lässt der Herr Professor mittlerweile in 30 Schulen ätherische Öle mit Duftsäulen verströmen, wie er selbst sagt als Aromatherapie mit dem Ziel die „Kreativität der Schüler anzuregen und die Konzentrationsfähigkeit zu steigern“. „Aggressionen werden abgebaut . Dass dabei auch noch das Wohlbefinden zunimmt, ergibt sich so nebenbei,“, stellt Professor Wabner fest.

Jeder der die Suchmaschinen des http://www.bedienen kann, wird schnell fündig werden, um was es bei Wabners „Pilotprojekt „ geht: Der Herr Professor taucht hier im Dunst ätherischer Öle diverser Firmen auf. Und so ist zu vermuten, dass es in erster Linie um sein eigenes finanzielles Wohlbefinden geht.

Das ist die eine Seite der Medaille.

Die andere Seite ist die, dass Schule erstens in öffentlichen Räumen stattfindet, die laut UBA tunlichst nicht beduftet werden sollten und zweitens dass Schule eine Zwangsveranstaltung ist , zu der die Schulpflichtigen notfalls mit Polizeieinsatz gezwungen werden können.

Wer also schützt die zwangsbeschulten und zwangsbedufteten Kinder vor den finanziellen Interessen eines Duftstoffvermarkters?

Das UBA wurde jedenfalls im Fall Wabner nicht tätig.

Was mich wundert ist, dass die Pharmaindustrie noch nicht auf den Coup mit dem potenziellen Absatzmarkt für verhaltensmodifizierende Pillen als Beigabe zum Pausenbrot gekommen ist.

Wenn schon Therapie in der Schule, warum dann kein Pilotprojekt mit Stimmungsaufhellern?

Wer das für übertrieben hält, sollte sich mal im Ärzteblatt über die Wirkung ätherischer Öle auf Menschen und insbesondere auf Kinder informieren.

Jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit steht in Artikel 2 unseres Grundgesetztes. Wer aber garantiert dieses Recht an Schulen?

Dr. Wabner bietet seine Duftstoffe jetzt auch in der Apotheke an. Dort kann man das Set aus Dufttöl und Duftstein unter dem Produktnamen \"Dufte Schule\" erwerben. Zu therapeutischen Zwecken.


Das UBA hat seinerzeit eine Pressemitteilung zu Duftstoffen veröffentlicht. Gelesen habe ich in der Presse nie etwas .

http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2006/pd06-035.htm

Mir ist auch bekannt, dass das UBA über den Duftstoffeinsatz an öffentlichen Schulen informiert ist. Eingegriffen hat aber noch niemand.

Wieviele Jahre haben die Menschen in dieser Republik auf ein Rauchverbot gewartet! Es gibt keine gesetztlichen Grundlagen, also kann hier jeder soviel beduften, wie er Lust hat.

Fragt sich: Wem gehört die Luft?
- Editiert von Juliane am 28.01.2008, 16:18 -
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Duftstoffe weg in staatlichen Gebäuden

Beitragvon Anne » Montag 28. Januar 2008, 23:02

In Hinsicht darauf, dass bekannt ist, dass in Deutschland die Duftstoffallergie schon an zweiter Stelle steht, ist es nichts anderes als Körperverletzung, Schulen zwangszubeduften. Ich finde, die Leute, die so was veranlassen, sollten von den entscheidenden Stellen zur Rechenschaft gezogen werden. Erst recht, wenn sie aus werbetechnischen Gründen die Schüler skrupellos chemiegeschwängerten Duftstoffwolken aussetzen.

Mal ganz abgesehen davon, selbst wenn es stimmen würde, dass die Lernfähigkeit bei bedufteter Raumluft zunimmt, wäre eine Zwangsbeduftung völlig überflüssig. Denn ca. 20 Schüler in der Klasse haben schon von Haus aus zwanzig mal Waschmittelgerüche an sich. Von den anderen Düften die von Crems, Haarwaschmittel, Duschbad, Weichspüler ausdunsten, ganz zu schweigen.

Das Einzige, was wirklich helfen kann, die Schüler zum Lernen zu motivieren, ist [b]frische[/b] und reine Luft und keine mit Chemie angereicherte Luft, die ohnehin schon bis über die Belastungsgrenzen in Innenräumen existiert.

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Duftstoffe weg in staatlichen Gebäuden

Beitragvon Clarissa » Dienstag 29. Januar 2008, 08:13

und in berlin sollen jetzt wohl die u-bahnhöfe beduftet werden. toll klasse weiter so :-(
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Duftstoffe weg in staatlichen Gebäuden

Beitragvon Andreas » Dienstag 29. Januar 2008, 15:43

Das gibt's ja wohl nicht.

Mind Kontrol nenne ich das!
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Beitragvon Arnfried » Freitag 1. Februar 2008, 01:19

In Paris sollen die Bahnhöfe beduftet werden!
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Duftstoffe weg in staatlichen Gebäuden

Beitragvon Kallewirsch » Sonntag 3. Februar 2008, 19:05

MCS ist doch im Schwerbehindertenrecht als Krankheit anerkannt.

Eigentlich sollten wir hingehen und per Sammelklage die Duftstofffreiheit in öffentlichen Gebäuden bewirken.

Kennst sich jemand mit Sammelklagen aus, wie geht man das an?
Was haltet Ihr von meinem Vorschlag? Schließlich hat jeder das Recht auf Unversehrtheit der Gesundheit - steht im Grundgesetz.

Damit es auch für uns gilt, sollten wir vielleicht mal neue Schritte wagen.
Kallewirsch
 

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Beitragvon schlumpf » Sonntag 3. Februar 2008, 20:35

Es gibt sogar ein Recht auf Teilhabe am öffentlichen Leben (SGB I, § 10)
schlumpf
 

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Beitragvon Konstantin » Sonntag 3. Februar 2008, 21:14

Sammelklagen sind in Deutschland nur im Aktienrecht möglich.
Das hat auch seine Gründe. Alles andere wird im Einzelfall entschieden.
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