Fresenius und Helioskliniken zehn Milliarden Euro Umsatz:
" Nur noch 15 Prozent der 250 Milliarden Krankenkassen-Euro werden für die ambulante ärztliche Behandlung ausgegeben, die Budgets sind gedeckelt, steigen seit Jahren nicht mehr. Krankenhäuser müssen mit knapp bemessenen Fallpauschalen auskommen; Entlassungen, Wiederbesetzungssperren, Arbeitshetze und unbezahlte Überstunden sind an der Tagesordnung; ein Fünftel aller Krankenhäuser musste in den letzten Jahren schließen. Sind wir ein armes Land geworden?
Nein! Man muss nur den Wirtschaftsteil der Zeitung aufschlagen, wenn man die lukrative Seite unseres Gesundheitswesens kennenlernen will. Dort wird man keinen Hinweis auf irgendeine Krise finden, im Gegenteil. So macht etwa der Dax-notierte Konzern Fresenius seinen Anlegern mit zweistelligen Steigerungen bei Umsatz und Gewinn viel Freude. Was einmal ein mittelständischer Betrieb im Vordertaunus war, ist heute ein global agierender "Gesundheitskonzern" mit über zehn Milliarden Euro Umsatz.
In dieser gut funktionierenden Familie werden Medikamente, Infusionslösungen und Krankenhausbedarfsprodukte hergestellt, werden in den konzerneigenen Helioskliniken stationäre Akut- und Rehabilitationsbehandlungen durchgeführt, werden Arztpraxen zur Bildung von konzerneigenen Medizinischen Versorgungszentren aufgekauft. Die Konzernfamilie spielt sich die lukrativen Bälle gegenseitig zu. Alles in einer Hand, so heißt das Geheimnis. Wie passt das zusammen?
Es gibt inzwischen anscheinend zwei Gesundheitswesen. Das eine - das für Kranke und deren Ärzte, Schwestern, Pfleger und Angehörige - kommt mehr und mehr unter die Räder von Markt und Konkurrenz. Und das andere, das für börsennotierte Gesundheitskonzerne und deren Anteilseigner, Aktionäre, Investoren und Angehörige, das boomt. Wo möchten Sie lieber dazugehören?"
Diagnose
Familienbande
Von Dr. med. Bernd Hontschik
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