Riechen - Geheime Botschaften der Nase
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/davinci/114480/index.html
Ich greife einiges heraus:
... Sechs von zehn untersuchten Dresdnern haben in der unteren Nasenscheidewand das Vomeronasalorgan (VNO)...
"Wenn Sie einer Schlange das VNO entfernen, verhungert das Tier, weil es seine Beute nicht mehr erkennt", erzählte Hummel. "Das VNO ist beim Tier wesentlicher Teil der Chemosensorik", erklärte er. Es nehme die Moleküle von Chemikalien und Ausdünstungen wie Benzin oder Nikotin wahr. Seine Funktion beim Menschen sei aber noch ungeklärt. ... (1)
... Der Geruchssinn unterliegt nicht der Interpretation des Gehirns, Düfte wirken direkt und unzensiert ... Sie dringen direkt und ungefiltert in den ältesten Teil des Gehirns, das Limbische System, Hippocampus und Hypothalamus, ein. ...
... lehnen Verbraucherorganisationen Duftmanipulation strikt ab. Ein wichtiger Grund dafür ist laut Carel Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband, dass die Menschen nicht wissen, wann und wo sie Duftstoffen ausgesetzt sind. "Wir würden uns auch beschweren, wenn wir gefilmt werden, von Videokameras in öffentlichen Räumen, und uns wird das nicht mitgeteilt. Das ist ein Bürgerrecht. Und genauso gibt es eben auch das Bürgerrecht zu erfahren, was sonst mit meinem Körper passiert." Verbraucherschützer fordern deshalb, die Beduftung kenntlich zu machen.
... es gibt Situationen, in denen sich der Mensch dem Duft nicht entziehen kann, etwa am Arbeitsplatz. Permanente Beduftung beispielsweise über die Klimaanlage im Büro kann zum Problem für die Gesundheit werden. "Man weiß, dass in der Luft vorhandene Stoffe, Duftstoffe, auch Allergien auslösen können", sagt Verbraucherschützer Mohn. Sofern man Einfluss darauf hat, empfiehlt er daher, Risiken zu minimieren, indem man dafür sorgt, dass derartige Duftstoffe nicht in die Luft eindringen. (2)
... Weil die Raumluft ohnehin chemisch stark belastet ist, empfiehlt das Umweltbundesamt, auf zusätzliche Chemie durch künstliche Düfte zu verzichten - und stattdessen lieber zu lüften. (3)
... auch in ... Klebstoff ... ist Parfum enthalten. (4)
Duftgemische regen mehr Neuronen an als Einzelaromen.
Eine Kombination verschiedener Duftstoffe wirkt anders als die Summe ihrer Teile: Duft-Gemische aktiveren mehr Gehirnzellen als Einzelnoten, selbst wenn man diese zusammen zählt. ... (5)
... Prof. Hatt entdeckte auch, dass wir selbst mit der Haut riechen können. ... (6)
Riechen: Für jeden Geruch einen Gegengeruch
... Riechrezeptoren sind spezialisierte Proteine, die Duftstoffe mit ähnlicher chemischer Struktur erkennen können. Dazu dockt ein Geruchsmolekül (an den Rezeptor) an, das wie ein Schlüssel ins Schloss passt.
Ebenso gibt es für jeden Geruch einen Gegengeruch, mit dem der Ausgangsduft aufgehoben werden kann. Der Gegenduft ist so zu sagen ein Blockierer: Ein blockierendes Duftmolekül dockt ebenfalls an einem speziellen Riechrezeptor an und wirkt dort wie ein Schlüssel, der zwar ins Schloss passt, aber nicht aufsperren kann und den Zugang für den richtigen Schlüssel, den zu blockierenden Duft, versperrt. Die Verwendung eines wirksamen Blockierers für einen bestimmten Duft, eröffnet die Möglichkeit, z.B. unangenehme Düfte aufzuheben, ohne den Menschen seines gesamten Geruchssinnes zu berauben wie durch Zuhalten der Nase. ... (7)
(Anmerkung Annamaria: Na, die Verwendung solcher Blockierer wäre doch auch eine Möglichkeit für die Berliner S-Bahn. Bitte nicht! - Oder beruht die Wirkung des Beduftens ohnehin auf einer Blockierung der zu überdeckenden Düfte?)
... So gelang es auch, Duftstoffe zu identifizieren, die einen zweiten bisher unbekannten Signalweg (PI3-Kinaseweg) in Riechzellen aktivieren. Er hemmt die erregende Signalkaskade. Eine Mischung aus einem erregenden und einem hemmenden Duftstoff erzeugt an der Riechzelle keine Erregung mehr. Blockiert man den neu entdeckten Signalweg, kann die Zelle vorher geruchlose Duftsubstanzgemische plötzlich wahrnehmen. ...
Diese Befunde zeigen erstmals, dass Riechzellen bereits in der Nasenschleimhaut beginnen, komplexe Dufteindrücke zu verrechnen. ... (8)
Frauen im gebärfähigen Alter sind nicht zu schlagen, wenn es um die Wahrnehmung von Gerüchen geht. ... Die Forscher (Pamela Dalton und Kollegen, Philadelphia) testeten die Wahrnehmungsfähigkeit von Männern und Frauen aller Altersstufen mit dem Mandelkirschgeruch von Benzaldehyd (künstliches Bittermandelöl) und anderen Stoffen. Dabei waren lediglich junge Frauen in der Lage, die Gerüche in immer schwächeren Konzentrationen, zum Schluss auf ein Zehntel reduziert, noch zu erkennen. Die Fähigkeit, Duftstoffe auch in ganz schwacher Konzentration wahrzunehmen, ließ auch nach einer dreimonatigen Pause nicht nach.
Das Team um Dalton erklärt sich die feine Nase gebärfähiger Frauen mit deren Geschlechtshormonen und meint, dass Frauen diese Fähigkeit unter anderem zur Partnersuche und zur geruchsmäßigen Identifikation des eigenen Nachwuchses brauchen. Außerdem könnte sie junge Mütter dazu befähigen, toxische Stoffe rechtzeitig zu erkennen und ihren Nachwuchs entsprechend zu schützen.
Allerdings kann die weibliche Sensibilität für Duftstoffe in ihrer Umgebung auch nachteilig sein, geben die Forscher zu bedenken. So sei es kein Wunder, dass sich Frauen häufiger über unangenehme Gerüche an ihrem Arbeitsplatz oder in der Luft beklagen als Männer. (9)
Wie das Riechen funktioniert, beschreibt der folgende Artikel:
"Von der Nase bis ins Gehirn: Düfte nehmen Gestalt an"
http://www.ruhr-uni-bochum.de/neurorubin/pdf/beitrag3.pdf
Auch dieser wissenschaftliche Artikel ist interessant. Er beschreibt, etwa in der Mitte des Artikels, unter "funktional wichtige Besonderheiten" Verstärkerfunktion, Gewöhnungsmechanismus und Abhängigkeit des Riechens vom extra- und intrazellulären Kalziumgehalt.
http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin1_96/rubin7.htm
Und hier ist noch ein "Randfund":
Ätherische Öle müssen kontrolliert werden.
... Die Zusammensetzung der natürlichen, aber auch synthetischen Öle variiert, neben erwünschten Einzelbestandteilen finden sich auch künstlich Zusätze, wie Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle oder Peroxyde. ...
Aromaöle können eine sehr starke Wirkung haben oder sogar schädigen. Jedoch sind viele unerwünschten Nebenwirkungen nicht auf das Öl selbst, sondern auf eine Verunreinigung durch falsche Produktion und Lagerung zurückzuführen. Ätherische Öle werden versetzt und verfälscht, seitdem es sie gibt.
In Deutschland werden sie von etwa 40 Firmen verkauft, aber 80 Prozent der angebotenen Ware sind nicht besonders getestet. Nur die zwölf größten Lieferanten geben Qualitätskontrollen ... in Auftrag. Der Endverbraucher sollte sich daher mit der Herkunft seines Produktes beschäftigen und dabei auf Fachgeschäfte und erfahrene Therapeuten zurückgreifen. (10)
Annamaria
(1) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/bstuecke/96949/index.html
12.09.2006
(2) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/vivo/98557/index.html
06.10.2006
(3) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/81556/index.html
17.01.2006
(4) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/davinci/116176/index.html
17.11.2007
(5) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/89644/index.html
10.03.2006
(6) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/astuecke/78178/index.html
13.04.2005
(7) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/davinci/116177/index.html
17.11.2007
(8) http://www.ruhr-uni-bochum.de/pressemitteilungen-2002/msg00065.html
28.02.2002
(9) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/28684/index.html
04.02.2002
(10) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/25018/index.html
22.10.2001