"Akustische Folter" durch Musik

"Akustische Folter" durch Musik

Beitragvon Clarissa » Montag 16. März 2009, 20:19

In einem beispiellosen Gerichtsentscheid ist eine spanische Kneipenwirtin wegen Ruhestörung zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die Strafe ist die höchste, die jemals in Spanien wegen ruhestörenden Lärms verhängt wurde. Ein Gericht in Barcelona wertete den von der Gaststätte der Angeklagten ausgehenden Lärm als "akustische Folter" und Körperverletzung.

Die Richter sahen es nach dem Urteil als erwiesen an, dass die Angeklagte mit dem Kneipenlärm der körperlichen und psychischen Gesundheit von drei Anwohnern Schaden zugefügt habe. Die Frau hatte in dem in der Altstadt von Barcelona gelegenen "Pub" ohne Genehmigung der Behörden eine leistungsstarke Lautsprecheranlage installieren und bis 3.00 Uhr morgens laute Musik spielen lassen.

Die Anwohner reichten wenigstens zehn Klagen ein. Sie litten infolge der nächtlichen Lärmbelästigung an depressiven Störungen und mussten sich psychiatrisch behandeln lassen. Die Stadtverwaltung der katalanischen Metropole ordnete zunächst den Abbau der Musikanlage und später dreimal die Schließung der Gaststätte an. Die Eigentümerin setzte sich jedoch stets über die Anordnungen hinweg.

Clarissa meint: Das wäre hier induLa bestimmt nicht machbar, hier in diesem Land ist man solchen Tyranneien schutzlos ausgeliefert.
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Clarissa
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"Akustische Folter" durch Musik

Beitragvon Juliane » Montag 16. März 2009, 22:27

Hallo Clarissa,

schau mal was es bei uns so alles gibt:


"In fast allen Kaufhäusern und Restaurants dudelt leise Musik aus den Boxen.
Während viele einfach darüber hinweghören, empfindet Harald Fiedler, 76, vom Verein "Pipe Down - Lautsprecher aus!" sie als eine "Verschmutzung des öffentlichen Raums".

Mit der Ansicht steht der Pensionär aus Appen-Etz bei Hamburg nicht alleine da. Prominente Unterstützer für das Recht auf Stille sind zum Beispiel Dirigent Kurt Masur und Altkanzler Helmut Schmidt. Nicht nur an diesem Mittwoch, dem Internationalen Tag gegen Lärm, wollen sie ihre Ruhe haben

SZ: Manchmal kann Musik auch entspannend sein. Im Fahrstuhl oder in Toiletten erspart sie zudem Peinlichkeiten.

Fiedler: Für manche mag das so sein, mir aber geht das auf die Nerven. Gerade in sogenannten besseren Hotels oder Restaurants entsetzt mich, dass überall die gleiche niveaulose Musik läuft - an dem Ort, an dem man die Speisen auffüllt ebenso wie an dem, an dem man das Gegenteil davon macht. Das tut doch weh! Von einer Toilette bin ich schnell weg, im Restaurant aber leide ich wirklich.

SZ: Wie beenden Sie da Ihr Leid?

Fiedler: Indem ich im Restaurant das Personal bitte, für die Dauer meines Besuchs die Musik auszustellen.

SZ: Und das wird dann gemacht?

Fiedler: Meist höre ich: ,,Alle anderen Gäste wünschen sich Musik.‘‘


SZ: Glauben Sie, dass sich musikfreie Zonen jemals durchsetzen werden?

Fiedler: Viele leiden still, weil sie nicht auf die Idee kommen zu bitten, dass die Dudelei abgestellt wird. Darum fordern wir alle auf, sich zu beschweren, wenn sie sich auch nicht weiter Musik aufnötigen lassen wollen. Erst wenn eine breite Ablehnungsfront erkennbar ist, ändert sich etwas. Ich bin da guten Mutes. Die Nichtraucher haben sich schließlich auch ihre rauchfreien Zonen erstritten.



http://www.sueddeutsche.de/panorama/586/375395/text

Pipedown, Lautsprecher aus! e.V.

Offizielle Homepage des
Gemeinnützigen Vereins für das Recht auf Stille

http://www.pipedown.de/
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"Akustische Folter" durch Musik

Beitragvon Yol » Montag 16. März 2009, 23:55

Bei uns gibt es Lärmschutzgesetz in dem es heisst: Lärm darf den Raum nicht verlassen. Theoretisch klingt das gut und man wägt sich in Sicherheit vor Einbruch in die Stille, deren Recht ja gesetzlich verankert ist.

Das wird natürlich auch hier nicht immer und nicht von jedem berücksichtigt, denn wie sonst sollte man es auffassen, dass selbst die Stadt Luxemburg auf dem zentralen Marktplatz vor dem Gemeindehaus über längere Zeit "Rock um Knuedler" Open Air bietet - und das mit Extrempower - von der Stadt bezahlt, d.h. vom Steuerzahler. Da auch bei uns das Affenprinzip herrscht, folgten andere Gemeinden im Speckgürtel der Stadt diesem "Beispiel". Nur die Anwohner des Speckgürtels hatten nach 2 Jahren Kampf dem Open Air Rock den Garaus gemacht.l Heute ist es hier wieder still.

Eigentlich kann ich verstehen, dass in Frankreich so mancher älterer Lärmgefolterte sein Recht auf Stille mit dem Gewehr durchsetzt, was traurig für den/die Folterer ausgeht.
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"Akustische Folter" durch Musik

Beitragvon Mia » Dienstag 17. März 2009, 06:54

Was habe ich einmal gelesen?
"Lärm ist Gestank im Ohr".

In einem Ort in meiner Nähe gab es einen guten Leserbrief in der Regionalpresse, in dem sich ein Leser über die extrem laute Musik in der Karnevalszeit aus dem Zelt des Karnevalsvereins beschwerte. Er verwies u.a. auf das Krankenhaus in unmittelbarer Nähe des Zeltes, in dem Kranke, Gebärende und Sterbende ein Anrecht auf angemessene Lautstärke haben.
Es braucht mehr Bürger, die sich auf diese Weise einbringen und zum Nachdenken anregen. Auch ein Stadtrat braucht gelegentlich eine klare Ansage.

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"Akustische Folter" durch Musik

Beitragvon Franz » Dienstag 17. März 2009, 10:37

Der Pipedown, Lautsprecher aus! e.V. hat eine Liste unter dem Thema

Hier kann man auf Reisen beschallungsfrei speisen

http://www.pipedown.de/index.php?nav=2&sort=0


Wo kann man auf Reisen Duftstoffrei speisen.

Ob sich die Befürworter der Initiative (Helmut Schmidt, Kurt Masur, usw)
auch für unbeduftetes Speisen begeistern könnten?

Eine Parfümwolke kann einem schließlich auch ein gutes Essen verderben.
Die Nase isst bekanntlich mit.
Franz
 


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