"Ein Jahr Ermittlung, mehr als 80 Verfahren und das ist längst noch nicht alles: Die Staatsanwaltschaft Aachen hat ihre Ermittlungen gegen das Pharmaunternehmen Trommsdorf bei Aachen nun erheblich ausgeweitet. Nachdem erst gegen Manager und rund 80 Pharmaberater der Firma wegen Anstiftung zur Untreue ermittelt wurde, stehen nun rund 480 Ärzte in ganz Deutschland wegen Untreue unter Verdacht.
Sie sind nach Ansicht der Staatsanwaltschaft in ein ausgeklügeltes System verstrickt, das der Firma höhere Gewinne, ihren Beratern höhere Provisionen, den Ärzten teure Geschenke wie Notebooks bescherte - den Patienten am Ende der Kette aber höhere Kassenbeiträge"
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"Die Tricks
Mehrere hundert Millionen Euro gibt die Pharmaindustrie jährlich deutschlandweit für Marketing bei Ärzten aus, schätzt Transparency International. Die Organisation errechnet zurzeit mit Daten von Kassenärztlichen Vereinigungen den genauen Betrag. Diese Kosten zahlt am Ende der Patient, weil die Firmen sie auf den Preis für die Medikamente draufschlagen. Kritiker des Pharmasektors halten außerdem für ein Problem, weil viele neu auf den Markt geworfene Präparate geringe Verbesserungen alter Medikamente sind. Ihr Zweck ist es, die Patentlaufzeiten zu verlängern - und damit höhere Medikamentenpreise zu generieren.
Anwendungsbeobachtungen sind ein beliebtes Marketinginstrument. Formell sollen sie Langzeitwirkungen von Arzneien untersuchen. Ärzte befragen ihre Patienten zu bestimmten Medikamenten und erhalten dafür von der Herstellerfirma eine "Entschädigung". In den meisten Fällen sind die erhobenen Daten medizinisch unsinnig. Die "Entschädigung" für die Ärzte ist nichts anderes als ein Geldgeschenk dafür, dass sie ein bestimmtes Medikament verschreiben.
Bis Mitte vergangenen Jahres war es gang und gäbe, dass Ärzte bei der elektronischen Verschreibung von Medikamenten werbefinanzierte Software benutzten. Die Folge: Die Produkte des sponsernden Pharmakonzerns waren häufig schon vorausgewählt. Patienten konnten nicht sicher sein, dass das wirksamste Produkt verschrieben wurde. Kleinere Generikahersteller und der Verein für werbefreie Praxissoftware (VFWPS) machten dagegen mobil - mit Erfolg. Der im Juli 2008 von der kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV durchgesetzte Zertifizierungskatalog soll sicherstellen, dass sich Ärzte nicht von eingeblendeter Werbung beeinflussen lassen.
Eine weiterer Marketingweg sind Selbsthilfegruppen. Firmen richten Infoportale für bestimmte Krankheiten ein, auf denen sich Betroffene informieren können. Das Logo des Unternehmens ist stets präsent. Teilweise unterstützen sie Gruppen auch finanziell. Das Ziel ist stets ein höherer Medikamentenabsatz. "
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