Bernd Hontschik Diagnose Giftküche

[Juliane]

Bernd Hontschik Diagnose Giftküche


"Heute nehme ich Sie in eine Giftküche mit, die Sie wahrscheinlich noch nie betreten haben, weil Sie sie gar nicht kennen. Nicht inkompetente Gesundheitspolitiker, nicht profitgierige Pharmafirmen kochen dort ihr Süppchen, nein, es sind die Ärzte selbst, bzw. eine besondere Spezies von ihnen: Ärztefunktionäre.

Zwar geht es dabei wieder ums Geld, ausnahmsweise aber nicht ums Wieviel, sondern ums Wofür: Die Funktionäre planen, die Qualität ärztlicher Arbeit mit Hilfe von Erfolgskriterien zu bewerten - und zu bezahlen.

Zum Beispiel der Bluthochdruck: Zunächst werden für dessen erfolgreiche Behandlung Grenzwerte festgelegt. Der Schritt 1 nennt sich dann P4T, das heißt Pay for Transparency; in anderen Worten: der Arzt, der die gemessenen Blutdruckwerte an eine Zentrale (?) übermittelt, erhält einen Vergütungszuschlag.

Der Schritt 2 heißt P4Q, das heißt Pay for Quotient; in anderen Worten: je höher der Anteil der Patienten ist, deren Werte übermittelt werden, desto höher die Vergütung. Der Gipfel ist aber Schritt 3, genannt P4P, das heißt Pay for Performance; in anderen Worten: wenn ein vorgeschriebener Mindestanteil von Patienten während der Behandlung normale Blutdruckwerte erreicht, erhöht sich die Vergütung erneut. Das gleiche Konzept wird zurzeit für den Diabetes mellitus, die Depression, die Epilepsie und für Rückenschmerzen durchgeplant......


Schon für 2010 sind erste Schritte auf dem Weg zu diesem Horrorszenario geplant. Dann wird es so aussehen: Wenn Sie auf die Therapie Ihres Hochdrucks, Ihrer Zuckerkrankheit, Ihrer Epilepsie oder Ihrer Depression nicht gut ansprechen oder wenn Sie diese Therapie gar absetzen müssen, weil Sie die unerwünschten Wirkungen nicht ertragen, dann werden Sie umgehend zu einem unerwünschten Patienten. Ihrem Arzt wird nichts anderes übrig bleiben, als Sie das spüren zu lassen: Sie verhageln nicht nur seine Statistik, sondern Sie bringen ihn auch um sein Honorar. Neue Konflikte im Sprechzimmer: Gift für die Arzt-Patient-Beziehung.

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