Essstörungen: Antikörper nachweisbar

Essstörungen: Antikörper nachweisbar

Beitragvon Juliane » Sonntag 4. Juli 2010, 11:43

"Mittlerweile hat sich allerdings herausgestellt, dass Essstörungen auch eine organische Ursache haben können: nämlich ein aus dem Gleichgewicht geratenes Immunsystem, das bestimmte körpereigene Botenstoffe angreift. Hierauf deuten die Resultate einer Untersuchung hin, die ein schwedisch-estnisches Forscherteam unter der Leitung von Serguei Fetissov vom Karolinska Institut in Stockholm durchgeführt hat.

Schon seit längerem weiß man, dass Menschen, die unter Mager- und Ess-Brechsucht leiden, etwas Wesentliches miteinander gemeinsam haben: Eine bestimmte Gruppe von Gehirn-Botenstoffen, die Neuropeptide, ist bei ihnen nur in äußerst geringer Konzentration vorhanden. Eines dieser Neuropeptide - das Alpha-MSH - spielt offenbar eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Hungergefühls und des Körpergewichts. Andere dieser Neuropeptide sind an der Steuerung des sozialen Verhaltens und von Stressreaktionen beteiligt. Die Ursache dieses viel zu niedrigen Botenstoff-Spiegels war bisher unbekannt.

Doch jetzt ist ihr Fetissovs Team auf die Spur gekommen. Als die Wissenschaftler nämlich das Blut von zwölf Anorexie- und 42 Bulimie-Patientinnen untersuchten, stießen sie auf jede Menge Antikörper. Diese Antikörper attackieren, stören oder blockieren die Neuropeptide, in erster Linie aber das Alpha-MSH, und je mehr sie sich im Blut ansammeln, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass gravierende Essstörungen auftreten. Die Sache hat allerdings einen Haken. Antikörper, die gegen das Alpha-MSH gerichtet sind, sind auch bei weiblichen Testpersonen ohne Essstörungen nachweisbar. Laut Fetissov liegt das daran, dass die Antikörper eigentlich bestimmte Krankheitserreger wie Heliobacter oder das Grippe-Virus Influenza A bekämpfen sollen, aber diese nur schwer vom MSH unterscheiden können. Der Forscher vermutet deshalb, dass es nicht allein von der Zahl der Antikörper abhängen kann, ob es zu einer Essstörung kommt oder nicht. Möglicherweise werden sie erst dann gefährlich, wenn es ihnen gelingt, ins Gehirn einzudringen.

Das geschieht jedoch erst, wenn die Blut-Gehirn-Schranke durch ständigen Stress immer mehr durchlöchert wird. Damit schließt sich der Kreis. Denn dieser ständige Stress ist auch eine Folge des heute immer weiter um sich greifenden gesellschaftlichen Körper- und Schlankheitskults. Inzwischen leiden auch immer mehr männliche Jugendliche und Männer an Mager- und Ess-Brech-Sucht, und die Patienten werden immer jünger."

http://www.fr-online.de/top_news/2810533_Essstoerung-Die-Chemie-im-Gehirn-stimmt-nicht.html
Juliane
Alleswisser
 
Beiträge: 9305
Registriert: Freitag 16. Februar 2007, 21:54

Essstörungen: Antikörper nachweisbar

Beitragvon saskia » Sonntag 4. Juli 2010, 12:31

Dieser "die Blut-GehirnSchranke durchlöchernde Dauerstress durch den Schlankheitskult" entsteht doch garantiert auch durch Schadstoffe. Ich kenn das von mir selbst: Wenn es mir nach Exposition sehr schlecht geht, falle ich in einen anorexie-ähnlichen Zustand, und brauche buchstäblich all meine Disziplin zur Nahrungsaufnahme. Dabei esse ich sonst sehr viel und gerne. Schon als Teenager hätte ich durch unbezwingbare Heißhungerattacken fast Bulimie bekommen. Heute denke ich: Die Tendenz zu Essstörungen war eines der ersten wirklich gravierenden Krankheitszeichen in meinem Leben.
saskia
Besserwisser
 
Beiträge: 216
Registriert: Samstag 13. Februar 2010, 20:53

Essstörungen: Antikörper nachweisbar

Beitragvon Palau » Montag 5. Juli 2010, 00:12

Zitat von Saskia:
"Dieser "die Blut-GehirnSchranke durchlöchernde Dauerstress durch den Schlankheitskult" entsteht doch garantiert auch durch SCHADSTOFFE."

Bezüglich der Problematik : "Hirnschrankenschädigung- Hirnschrankenprotein S 100" gibt es Publikationen von Dr. Bodo KUKLINSKI.

Erhöhte S 100 Werte weisen auf Schäden der Bluthirnschranke hin.

Anbei ein Zitat von Dr. Kuklinski:

"Zahlreiche XENOBIOTIKA verursachen Hirnschrankenschädigungen.
Es muss davon ausgegangen werdne, das hierzu LIPOPHILE LÖSEMITTEL und BIOCIDE in der Lage sind,
insbesondere bei MISCH- EXPOSITIONEN"
Palau
Besserwisser
 
Beiträge: 368
Registriert: Montag 8. März 2010, 12:09

Essstörungen: Antikörper nachweisbar

Beitragvon saskia » Montag 5. Juli 2010, 02:14

Na, jedenfalls halte ich es für ziemlichen Blödsinn, dass auch in diesem Artikel als Mitursache der gute alte "Körper- und Schlankheitskult" bemüht wird. Der bringt doch nicht allen Ernstes unsere Immunsysteme zum Entgleisen!

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung würde ich sagen: Ursache ist ein durch Umweltgifte und versteckte Allergien gestörtes Körpergefühl und Essverhalten. Niemand bekommt schließlich eine Heißhungerattacke, weil er schlank sein will. Und die bei Magersucht zugrunde liegende völlig verzerrte Selbstwahrnehmung kann nur in einem stark geschädigten Gehirn entstehen. Der Betroffene empfindet die lebenswichtige Nahrung als Feind. Das hat dann (genau wie auch bei der krankhaften Sucht nach plastischer Chirurgie) nichts mehr mit unseren gängigen Schönheitsidealen zu tun.

Liebe Grüße
saskia
Besserwisser
 
Beiträge: 216
Registriert: Samstag 13. Februar 2010, 20:53


Zurück zu Verschiedenes

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast