Pharmaindustrie jubelt: USA legalisiert den Handel mit Rezeptdaten
Pillen - unser Freund und Helfer?
Vorgestern entschied der Oberste Gerichtshof darüber, ob es Pharmaherstellern erlaubt ist, die ausgestellten Rezepte fremder Unternehmen auszuwerten. Mit den Datensätzen der Kranken wird in den USA ein schwunghafter Handel betrieben, den man nun von oberster Stelle aus legalisiert hat. Die Kläger sehen die Privatsphäre der Betroffenen gefährdet, weil daraus im Detail ihre Erkrankungen hervorgehen.
Ziel der Klage war es, den Verkauf der patientenbezogenen Datensätze zu verhindern. Wenn Hersteller von pharmazeutischen Produkten die Krankheiten von fremden Patienten kennen, weil sie entsprechende Rezepte erhielten, so können sie die behandelnden Ärzte für den Vertrieb ihrer Produkte direkt ansprechen. Zielgerichteter kann Werbung kaum sein. Drei Stimmen waren vor Gericht gegen den schwunghaften Datenhandel abgegeben worden, sechs Stimmen dafür. Nach Ansicht der Kläger verstößt der Datenhandel gegen den "Prescription Privacy Bill", eine Art Datenschutzgesetz für verschreibungspflichtige Medikamente. Da verwundert es auch nicht, dass der "Prescription Privacy Protection Act" aus dem Jahr 2006 nie umgesetzt wurde. Nach seiner Vorstellung verschwand er schnell wieder in den Schubladen der Politiker, woran die Pharmakonzerne ihren Anteil haben dürften.
Die Pharmaindustrie freut sich darüber, dass ihr Treiben nun von höchster Stelle legalisiert wurde. Nach Ansicht eines leitenden Mitarbeiters sei es von Vorteil, wenn derartige Angaben jetzt ganz offiziell kommuniziert werden dürfen. Für sie sei es wichtig zu wissen, welcher Arzt welche Medikamente verschreibt. Den Unternehmen würde es primär darum gehen, dass die behandelnden Ärzte zum Wohl ihrer Patienten handeln können. Man habe jetzt ganz legal alle Informationen zur Hand, um diese bei der Behandlung zu unterstützen.
Die Entscheidung dürfte landesweit erhebliche Auswirkungen haben. Möglicherweise wird man zwei weitere Klagen in den Städten Maine und New Hampshire aufgrund dieser Grundsatzentscheidung fallen lassen. Noch ist unklar, ob die Kläger ihre Verfahren trotz dieses Urteils weiterhin durchfechten wollen. Für die an der Klage beteiligten Politiker und Datenschützer, die zum Wohl aller Erkrankten vor Gericht zogen, war der 23. Juni zumindest kein guter Tag.
http://www.gulli.com/news/pharmaindustrie-jubelt-usa-legalisiert-den-handel-mit-rezeptdaten-2011-06-25