"Eine breite Allianz von CSU, DGB, SPD, Verdi und anderen hat in einer gemeinsamen (!) Bürgerinitiative in Rottal eine Volksabstimmung durchgesetzt. Am 8. November fand sie statt: über den im Kreistag schon beschlossenen Verkauf dreier kommunaler Krankenhäuser an den Sieger eines "Bieterwettbewerbes". 90 Prozent der Rottaler Bürger stimmten dagegen! Die Rhön-Kliniken, die bereits 48 Krankenhäuser mit rund 34.000 Beschäftigten betreiben, gehen also leer aus.
Gerade erst hatte die schöne Einkaufstour in Bayern begonnen. Commerzbank, Merrill Lynch und Unicredit hatten die Rhön-Kliniken auf "Kaufen" gesetzt. Jetzt aber toben die Aktionäre in Internet-Foren: "enttäuschend", die direkte Demokratie funktioniere nicht mit einem Wahlvolk, das "nicht verantwortungsbewusst" abstimme! Dass im Aufsichtsrat der Rhön-Kliniken auch die Privatisierungsvordenker der Bertelsmann-Stiftung und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sitzen, zeichnet den Sieg der Bürger zusätzlich aus.
Sobald notleidende Kommunen ihre defizitären Krankenhäuser an private Klinikkonzerne verkauft haben, gehen diese immer nach dem gleichen Schema vor: qualifiziertes, teures Personal wird umgehend auf ein unvertretbares Minimum abgebaut; angelernte, billige Kräfte werden angeheuert; Tarifverträge werden gekündigt; Arbeitsabläufe werden "untersucht, getaktet und optimiert"; und aus dem breiten Angebot der Medizin sucht man sich die Sahnestücke aus, die gute Einnahmen versprechen."
Lehrstück
Von Dr. med. Bernd Hontschik in FR online
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/2083663_Diagnose-Lehrstueck.html