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Widerrechtlich entsorgter Müll

BeitragVerfasst: Donnerstag 16. Dezember 2010, 01:02
von Kira
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Schmutzigen Geheimnissen auf der Spur
Von unserem Redaktionsmitglied Sarah-Lena Gombert
Abfall aufspüren und melden, den andere unbemerkt loswerden wollen - so verbringt Guido Eberhardt aus Trier-Ehrang seit 15 Jahren seine Freizeit. Weniger geworden ist der Müll seitdem nicht.
Trier-Ehrang. Guido Eberhardt verzieht keine Miene. Das tut er schon lange nicht mehr, wenn er nach der Arbeit seine Runden dreht. Seit mehr als 15 Jahren ist der 48-Jährige in Trier und Umgebung in der Natur auf der Suche nach Abfällen. Gefunden hat er schon allerhand. Auch heute, als abseits der Straßen eine dichte Schneedecke die Landschaft blütenweiß aussehen lässt, entdeckt der Ehranger nahe der Bahngleise eine Menge Dinge, die dort nicht hingehören.

Mehr als 400 Tonnen Müll werden pro Jahr in der Region widerrechtlich entsorgt. Im Wald und am Wegesrand, auf Feldern der Landwirte und in Kleingartenanlagen. Die Verwaltungen zahlten allein im Jahr 2009 knapp 200 000 Euro für die Beseitigung dieses Mülls.

"Es ist schon erstaunlich, was die Leute alles wegwerfen", sagt Guido Eberhardt. Unter einem Schneehaufen zieht er einen blauen Müllsack hervor. Darin befindet sich Bauschutt. "Der ist belastet", sagt Eberhardt mit prüfendem Blick, "da ist Farbe dran." Der Besitzer des Mülls hätte also für die Entsorgung zahlen müssen - einfach wegwerfen käme vielen aber einfacher vor. Widerrechtliche Ablagerungen gelten zunächst als Ordnungswidrigkeiten. Wer als Umweltsünder ausfindig gemacht wird, muss mit einem Bußgeld von bis zu 50 000 Euro rechnen. Außerdem muss der Verursacher mit einem Strafverfahren rechnen. Denn handelt es sich um gefährliche Abfälle oder größere Mengen, gehen die Behörden von einer Straftat aus.

Guido Eberhardt notiert jeden einzelnen Vorfall, den er bemerkt, und meldet ihn der Polizei. Zunächst hätten die Beamten skeptisch auf seine Anrufe reagiert, mittlerweile kennt man ihn auf der Trierer Wache gut. "Nur, wenn sie merken, dass sich an gewissen Stellen die Meldungen häufen, können sie effektiv etwas unternehmen", sagt Eberhardt, der hauptberuflich als Detektiv tätig ist. Zum Müllfahnder wurde er durch seine Tätigkeit als Fischereiaufseher. "Wenn ich an der Mosel meine Runden drehe, achte ich auch auf den Wegesrand." Besonders im Frühjahr komme es häufig vor, dass die Menschen unbequemen Müll einfach irgendwo abladen. "Dann merke ich ganz genau, dass wieder einmal Frühjahrsputz war", sagt Eberhardt mit einem müden Lächeln. Er will seine Müllpatrouillen bald etwas einschränken, das hat er seiner Frau versprochen. Dass sich durch seinen jahrelangen Einsatz die Situation gebessert hat, glaubt er nicht.

Daran mag auch Maximilian Monzel, Geschäftsführer des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) nicht so recht glauben. Er äußert dem TV gegenüber sein Unverständnis: "Für mich sind illegale Abfallablagerungen nicht mit den Errungenschaften des zivilisierten Abendlandes in Einklang zu bringen." Den Bürgern werde ein kostengünstiges und komfortables Rundumpaket angeboten. "Dennoch riskieren etliche Zeitgenossen eine zusätzliche saftige Geldstrafe, wenn sie ihre Abfälle auf Grund und Boden ablagern, der ihnen nicht gehört."