Zahl der EHEC-Infektionen steigt
Die derzeit im Norden registrierten Erkrankungen durch den Darmkeim EHEC sind sehr schwer, sie betreffen vor allem Frauen. Und sie sind wahrscheinlich nicht durch Fleisch oder Rohmilch ausgelöst.
In Norddeutschland haben sich Dutzende Menschen mit dem lebensgefährlichen Darmkeim EHEC infiziert. Das Durchfall-Bakterium breitet sich schnell aus und ruft außergewöhnlich schwere Krankheitsfälle mit Nierenleiden hervor, so dass viele Patienten auf Intensivstationen liegen. Gesundheitsexperten suchen fieberhaft nach der Quelle. "Wir haben eindeutig eine ungewöhnliche Situation", sagte Epidemiologe Gérard Krause vom Robert Koch-Institut (RKI/Berlin).
Mehrere Menschen auf Intensivstation
In Niedersachsen und Bremen gibt es nach Angaben des Sozialministeriums inzwischen fast 25 gemeldete Verdachtsfälle, in Schleswig-Holstein und Hamburg jeweils rund 20. Ungewöhnlich an den aktuellen Fällen sind vor allem die starken Symptome. Mehrere Menschen liegen auf Intensivstationen. Nach RKI-Angaben könnte der Erreger von rohem Gemüse übertragen worden sein und nicht wie oftmals von rohem Fleisch oder Rohmilch.
Überraschenderweise seien Frauen diesmal besonders betroffen. Möglicher Grund: "Die Frauen bereiten häufiger Lebensmittel zu, und da können sie sich möglicherweise bei der Reinigung des Gemüses oder anderer Lebensmittel infizieren", sagte Krause der Nachrichtenagentur dpa. Das RKI empfielt, auch bei der Zubereitung von Gemüse auf gute Küchenhygiene zu achten sowie Bretter und Messer gründlich zu reinigen.
Das EHEC-Bakterium befindet sich im Kot von Nutztieren. Die Infektion kann beim direkten Kontakt mit Tieren aber auch beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel - zum Beispiel Rindfleisch oder Rohmilch - übertragen werden. Eine Infektion ist auch über rohes, ungewaschenes Gemüse oder von Mensch zu Mensch möglich.
Sofort Arzt aufsuchen
Zu den Krankheitssymptomen gehören wässriger oder blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Als mögliche Komplikation kommt es zu Nierenversagen, das zum Tod führen kann. Ein Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums rief dazu auf, bei Symptomen sofort zu reagieren: "Wichtig ist, dass sich die Menschen in ärztliche Behandlung begeben."
EHEC-Keime (Enterohämorrhagische Escherichia coli) treten in Deutschland immer wieder auf. Das RKI hat seit Einführung der Meldepflicht 2001 bundesweit jährlich zwischen 800 und 1200 EHEC-Erkrankungen registriert, die aber oft einen leichteren Verlauf nahmen. Am Samstag hatten sich Vertreter des RKI mit Experten aus den betroffenen Ländern zu einem Krisentreffen in Hamburg getroffen.
Ursache noch unbekannt
Der Quelle der Erkrankungen sind die Behörden seit Freitag trotz aller Bemühungen bislang nicht auf die Spur gekommen. Nach Angaben aus dem niedersächsischen Sozialministerium ist auch noch unklar, ob es überhaupt einen gemeinsamen Erreger gibt. Experten vermuten dies. "Der Hauptanhaltspunkt ist das gemeinsame zeitliche Auftreten der Fälle", sagte ein Ministeriumssprecher.
Die Ermittlung der Quelle für die Erkrankungen gestaltet sich nach Angaben des Ministeriums auch deswegen schwierig, weil die Erkrankten detailliert dazu befragt werden müssen, was sie in den letzten Tagen gegessen haben. Viele Patienten seien aber so schwer erkrankt, dass solche Befragungen gar nicht möglich sind.
"Der Ausbruch ist noch nicht vorbei", sagte RKI-Experte Krause. "Wir haben die meisten Fälle im Norden aber durchaus auch vorläufige Meldungen in Süd- und Ostdeutschland." Um welche Bundesländer es sich handelt, wollte Krause nicht sagen, da die Fälle noch nicht bestätigt seien.
http://www.n24.de/news/newsitem_6915414.html