16. Juli 2015
von Lydia Klöckner
Altern
Halt das Leben an!
Forscher wollen den Altersprozess therapieren. Aber ist Altern eine Krankheit?
Wenn Mediziner behaupten, gleich mehrere schwere Krankheiten mit ein und derselben Arznei aus der Welt schaffen zu können, ist Misstrauen angebracht. Erst recht, wenn es um Volksleiden wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht. Doch Nir Barzilai meint es ernst: Der Forscher vom New Yorker Albert Einstein College of Medicine und seine Mitarbeiter arbeiten an einer medikamentösen Therapie, die den körperlichen Verfall aufhalten soll. Dabei geht es nicht nur um ein Mittel gegen Krebs oder Herzleiden oder Demenz – nein, sie wollen das Altern an sich bekämpfen. "Der Alterungsprozess ist nicht unausweichlich", sagt Barzilai. "Wir glauben, dass es einen Weg gibt, ihn aufzuhalten, bevor er den Menschen krank macht."
Zumindest will das Team das Auftreten altersbedingter Gebrechen hinauszögern. Dazu brauche es nicht einmal eine neue Wunderarznei, es reiche ...
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Die wirkliche Problematik von Barzilais Vorhaben liegt aber auf einer ganz anderen Ebene: Wer suggeriert, dass Altern "therapierbar" sei, definiert einen bisher natürlichen Vorgang um in eine Krankheit. Damit wären alle Menschen, sagen wir: jenseits der siebzig automatisch zu Kranken erklärt – egal, wie gesund sie auch immer sein mögen....
http://www.zeit.de/2015/26/altern-krankheit-therapie