Unsittliche Angebote von Novo Nordisk

Unsittliche Angebote von Novo Nordisk

Beitragvon Juliane » Montag 12. Mai 2008, 00:29

Pharmafirma am Pranger

Unternehmen soll Geld für Verordnung zahlen

VON WOLFGANG WAGNER



In einer seltenen Aktion haben Ärzte, Kassen und Verbraucherschützer ein Pharma-Unternehmen wegen "unverantwortlicher" Marketingmethoden an den Pranger gestellt. Die Firma Novo Nor-disk biete Medizinern 10 000 Euro, wenn sie 100 Patienten zwei ihrer Mittel verordne, heißt es in einer Erklärung der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen. Das Vorgehen sei "in höchstem Maß unethisch", urteilen sie.

Der Vorgang ist auch deshalb bemerkenswert, weil er von einem gewissen Sinneswandel in der Ärzteschaft zeugt. Seit Jahrzehnten gehört es zur Praxis, Ärzte durch Prämien zur Verordnung teurer Arznei zu verleiten. Dazu zählen Veranstaltungen in Luxushotels, kostenlose Software oder sogenannte Anwendungsbeobachtungen. Bei diesen erhält der Arzt Geld, wenn er Patienten neue Medikamente verordnet. "In Deutschland gibt die Pharmaindustrie jährlich mindestens eine Milliarde Euro für diesen als wissenschatlich bemäntelten Verordnungskauf aus", sagte der Pharma-Experte Peter Schönhöfer der FR.


Im konkreten Fall der Firma Novo Nordisk geht es um teure Diabetes-Präparate, die nur noch in Ausnahmefällen von der Kasse bezahlt werden: sogenannte kurzwirksame Insulinanaloga. Kassen und Ärzte sehen durch sie keine therapeutischen Zusatznutzen gegenüber den üblichen Humaninsulinen und schließen sogar Gesundheitsgefahren nicht völlig aus. Würde ein Patient auf das Mittel umgestellt, müsste er auch damit rechnen, die Differenz zu dem billigeren Insulin selbst zu zahlen.

Novo Nordisk bezeichnet das Angebot den Angaben zufolge als "Forschungsvorhaben". Der Arzt müsse einen Bericht über die "Forschungsergebnisse" verfassen und danach "Novo Nordisk Gelegenheit zur Stellungnahme und zu Ergänzungs- und Änderungsvorschlägen geben". Die Kassenärzte fürchten um ihren Ruf, wenn die Mediziner auf dieses Angebot eingehen. "Es geht um die Frage unserer Glaubwürdigkeit", sagte KBV-Sprecher Roland Stahl. Offenbar nehmen die unsittlichen Angebote zu. Viele Firmen setzten verstärkt auf "Direktmarketing beim Arzt", heißt es in der Erklärung.

Novo Nordisk wies die Vorwürfe zurück. Die Firma zahle nicht für die Umstellung der Therapie, sagte Sprecher Franz-Jürgen Schell. Wenn ein Arzt ohnehin aus medizinischen Gründen das Novo-Nordisk-Mittel neu verordne, erhalte er Geld für die Dokumentation der Behandlungsergebnisse. Das Honorar bemesse sich an der Gebührenordnung für Ärzte.

Die Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA), in der Novo Nordisk Mitglied ist, kündigte auf FR-Anfrage an, ein Beanstandungsverfahren gegen die Firma einzuleiten.


http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1331772&sid=b90cba54bf9697b332902bca5a3b
Juliane
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