Alles was die Mediziner nicht einordnen können, landet in der Psychokiste. Und diese Strategie wird um so beliebter, wenn sie dann auch noch versilbert wird:
Hier ein Beispiel aus der Fachpresse:
" Die an der Studie teilnehmenden Hausärzte zeichneten über ein Jahr Original-Gespräche aus ihrer Praxis auf. Dr. med. Klaus Wasserfuhr, Allgemeinarzt, Köln: „Ich war zunächst erschrocken über meine Gesprächsführung, aber man kann auf jeden Fall etwas verändern.“ Die Studie bestätigt, dass auch erfahrene ältere Ärzte ihr Gesprächsverhalten so verändern können, dass es von den Patienten positiv wahrgenommen wird. Umgekehrt verbessert eine lange Erfahrung nicht das Gesprächsverhalten.
Wie wichtig es ist, „Erzählungen“ der Patienten auch unter den zeitlich knappen Bedingungen einer Hausarztpraxis zuzulassen, betont ein anderer Studienteilnehmer, Dr. med. Thomas Reimer, Nideggen, Allgemeinarzt mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie: „Es ist verblüffend zu sehen, was passiert, wenn man dem Patienten nur minimalen Raum gibt. Die Diagnostik und Therapie in seiner 20-jährigen Praxis habe sich durch sein geändertes Gesprächsverhalten enorm verbessert. Neben der größeren Zufriedenheit habe habe sich der Wechsel zur Psychosomatik auch finanziell gelohnt: Sein Jahresumsatz ist bei rückläufiger Patientenzahl gestiegen. Reimers profitiert in der Abrechnung jedoch von seiner Zusatzweiterbildung in Psychotherapie. Hausärzte, die die besser dotierten Gesprächsziffern nicht abrechnen können, seien gezwungen, den zeitlichen Aufwand für Gespräche durch mehr technische Leistungen auszugleichen, erklärte Wasserfuhr"
http://www.freie-arzt-jobs.de/v4/archiv/artikeldruck.asp?id=24460
Oder hier: Ein netter Geburtstagsgruß
Lieber, sehr geehrter Herr Professor von Uexküll,
anlässlich Ihres Geburtstages und Ihres lebenslangen Bemühens psychosomatische Medizin in den Alltag der Medizin zu integrieren, möchte ich Ihnen eine Rückmeldung aus meiner allgemeinärztlichen Praxis in Nideggen in der Eifel geben.
Im Rahmen der Praktika für Medizinstudenten in der Allgemeinmedizin haben wir unter anderem Arzt-Patienten-Gespräche während der täglichen Praxis kontinuierlich auf Video aufgezeichnet. Es kommen Gespräche von wenigen Minuten bis 20 Minuten und länger vor. Dank der Video-Konferenz-Technik wurde die Intimität der Gespräche nicht wesentlich beeinflusst, da der Mitschnitt in einem separaten Raum erfolgte. Mittlerweile verfügen wir über mehr als 14 Tage Dokumentation mit mehr als 150 Einzelgesprächen, die auf eine wissenschaftliche Auswertung warten.
Die erste grobe Durchsicht der Bänder ergab, dass ungefähr 90% aller dokumentierten Patienten-Gespräche mit Schilderungen von körperlichen Symptomen beginnen und ca. 80% der Gespräche mit Themen über Affekte oder Beziehungen enden.
Dies macht eine deutliche Veränderung sowohl meiner Gesprächsführung als auch meiner veränderten Beziehung zu Patienten deutlich. Dazu haben Sie einen wesentlichen Grundstein gelegt. Dafür möchte ich mich bei Ihnen aus Anlass Ihres 95. Geburtstages bedanken
und gratuliere Ihnen von Herzen
Ihr
Thomas Reimer
Nachzulesen hier:
http://www.karl-koehle.de/archiv/uexkuell/gratulation/briefe.html