Die somatoformen Störungen greifen um sich

Die somatoformen Störungen greifen um sich

Beitragvon Juliane » Donnerstag 12. Juni 2008, 16:07

"Psychische Störungen

Jeder Fünfte krank



Bei jedem fünften Erwerbstätigen ist 2006 mindestens einmal eine psychische Erkrankung diagnostiziert worden. Das geht aus dem Gesundheitsreport hervor, den die Techniker Krankenkasse am Mittwoch in Berlin präsentierte. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Bei fast jeder dritten Frau zwischen 15 und 65 Jahren wurde mindestens einmal eine psychische Störung festgestellt, bei den Männern war jeder sechste betroffen.

Der Report zeigt große regionale Unterschiede auf. Es besteht ein deutliches West-Ost-Gefälle. In den neuen Bundesländern wurden den Angaben zufolge durchweg weniger psychische Störungen diagnostiziert als im Bundesdurchschnitt. Besonders viele Depressionen und "somatoforme Störungen" wurden in den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin festgestellt. In der Hauptstadt war mit 27,4 Prozent mehr als jede vierte Erwerbsperson betroffen. Jeder siebte Patient war wegen seiner psychischen Krankheit arbeitsunfähig."

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?em_cnt=1349474&sid=f60b8ccf840c95a760252080f1eec32
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Die somatoformen Störungen greifen um sich

Beitragvon Arnfried » Donnerstag 12. Juni 2008, 20:04

Wenn jemand mit einem ungeklärten medizinischen Problem zum Psychiater o. ä. geht, wird er sicher nicht ohne Diagnose z. B. einer Depression entlassen. Ich vermute, es gibt keine Möglichkeit, wie man nachweisen könnte, dass man keine Depression hat. Oder?
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Die somatoformen Störungen greifen um sich

Beitragvon sunday » Donnerstag 12. Juni 2008, 20:41

hallo arnfried,

vor allem sollte man in dem fall keinen depressiven eindruck machen, nicht jammern usw. und vor allem auch die symptome, die für die ärzte als psychisch oder "nur psychosomatisch" gelten nicht erwähnen und auch nicht viele beschwerden aufzählen, sondern nur einige wenige, die eigentlich eher für eine nicht-psych. erkrankung sprechen. z.b. häufige enzündungen von gelenken und inneren organen (durch laborbefunde belegt), nierenblutungen o.ä., veränderte pupillenreaktion, veränderte reflexe usw.

und mit den befunden von labor, ultraschall, neurol. untersuchung usw. geht man zu einem arzt oder noch besser ärztin, der/die als psychotherapeut niedergelassen ist und sagt sofort, daß man einige psychosomatische beschwerden hat, zählt dann die nicht-psych. auf und legt die befunde vor und das alles ganz sachlich und so munter und nicht-depressiv als würde man über einen schönen urlaub sprechen o.ä. und erlebt dann, daß einem hefig widersprochen wird (ärzte mögen sowieso nicht, wenn man mit einer selbstgestellten diagnose kommt)und man zum internisten o.ä. überwiesen wird, weil der/die psych. meint für körperliche erkrankungen wäre er/die nicht zuständig.

man sollte bei der aufzählung der beschwerden nur nicht zu fröhlich wirken, sonst wird das auch wieder als psych. krank gewertet.

liebe grüße
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Die somatoformen Störungen greifen um sich

Beitragvon Juliane » Donnerstag 12. Juni 2008, 22:30

Alles was die Mediziner nicht einordnen können, landet in der Psychokiste. Und diese Strategie wird um so beliebter, wenn sie dann auch noch versilbert wird:

Hier ein Beispiel aus der Fachpresse:

" Die an der Studie teilnehmenden Hausärzte zeichneten über ein Jahr Original-Gespräche aus ihrer Praxis auf. Dr. med. Klaus Wasserfuhr, Allgemeinarzt, Köln: „Ich war zunächst erschrocken über meine Gesprächsführung, aber man kann auf jeden Fall etwas verändern.“ Die Studie bestätigt, dass auch erfahrene ältere Ärzte ihr Gesprächsverhalten so verändern können, dass es von den Patienten positiv wahrgenommen wird. Umgekehrt verbessert eine lange Erfahrung nicht das Gesprächsverhalten.
Wie wichtig es ist, „Erzählungen“ der Patienten auch unter den zeitlich knappen Bedingungen einer Hausarztpraxis zuzulassen, betont ein anderer Studienteilnehmer, Dr. med. Thomas Reimer, Nideggen, Allgemeinarzt mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie: „Es ist verblüffend zu sehen, was passiert, wenn man dem Patienten nur minimalen Raum gibt. Die Diagnostik und Therapie in seiner 20-jährigen Praxis habe sich durch sein geändertes Gesprächsverhalten enorm verbessert. Neben der größeren Zufriedenheit habe habe sich der Wechsel zur Psychosomatik auch finanziell gelohnt: Sein Jahresumsatz ist bei rückläufiger Patientenzahl gestiegen. Reimers profitiert in der Abrechnung jedoch von seiner Zusatzweiterbildung in Psychotherapie. Hausärzte, die die besser dotierten Gesprächsziffern nicht abrechnen können, seien gezwungen, den zeitlichen Aufwand für Gespräche durch mehr technische Leistungen auszugleichen, erklärte Wasserfuhr"


http://www.freie-arzt-jobs.de/v4/archiv/artikeldruck.asp?id=24460


Oder hier: Ein netter Geburtstagsgruß


Lieber, sehr geehrter Herr Professor von Uexküll,

anlässlich Ihres Geburtstages und Ihres lebenslangen Bemühens psychosomatische Medizin in den Alltag der Medizin zu integrieren, möchte ich Ihnen eine Rückmeldung aus meiner allgemeinärztlichen Praxis in Nideggen in der Eifel geben.

Im Rahmen der Praktika für Medizinstudenten in der Allgemeinmedizin haben wir unter anderem Arzt-Patienten-Gespräche während der täglichen Praxis kontinuierlich auf Video aufgezeichnet. Es kommen Gespräche von wenigen Minuten bis 20 Minuten und länger vor. Dank der Video-Konferenz-Technik wurde die Intimität der Gespräche nicht wesentlich beeinflusst, da der Mitschnitt in einem separaten Raum erfolgte. Mittlerweile verfügen wir über mehr als 14 Tage Dokumentation mit mehr als 150 Einzelgesprächen, die auf eine wissenschaftliche Auswertung warten.

Die erste grobe Durchsicht der Bänder ergab, dass ungefähr 90% aller dokumentierten Patienten-Gespräche mit Schilderungen von körperlichen Symptomen beginnen und ca. 80% der Gespräche mit Themen über Affekte oder Beziehungen enden.

Dies macht eine deutliche Veränderung sowohl meiner Gesprächsführung als auch meiner veränderten Beziehung zu Patienten deutlich. Dazu haben Sie einen wesentlichen Grundstein gelegt. Dafür möchte ich mich bei Ihnen aus Anlass Ihres 95. Geburtstages bedanken

und gratuliere Ihnen von Herzen
Ihr
Thomas Reimer

Nachzulesen hier:http://www.karl-koehle.de/archiv/uexkuell/gratulation/briefe.html
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