Zitat aus dem Nachrichtenmagazin Spiegel zum Thema:
Neben den Ärzten profitiert vor allem die Pharmaindustrie vom Geschäft mit der Angst, jedenfalls wenn es um Vorsorgeimpfungen geht.
Im Jahr 2007 beschloss der G-BA beispielsweise, dass sich alle Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren gegen den durch humane Papillomviren (
HPV) ausgelösten Gebärmutterhalskrebs impfen lassen können - ein Glücksfall für den Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD. Dessen Wirkstoff Gardasil schaffte es innerhalb weniger Monate zu einem der umsatzstärksten Arzneimittel in Deutschland: 38 Millionen Euro gaben die Krankenkassen allein im Jahr 2007 für Gardasil aus, für 2008 liegen noch keine Zahlen vor.
Ohnmächtig müssen die Krankenkassen sich dabei dem Diktat der Hersteller fügen, die für neue Medikamente in Deutschland den Preis nach Belieben festsetzen können. Reibach auf Rezept: So kostet die vollständige Impfung mit Gardasil in Deutschland 477 Euro, in Australien nur 287 Euro und in den USA 255 Euro.
"Auch bei der
HPV-Impfung standen wir unter enormem Druck", gesteht G-BA-Chef Rainer Hess. "Schon bevor die Impfung vom Robert-Koch-Institut überhaupt empfohlen wurde, hat die Techniker Krankenkasse sie für ihre Versicherten eingeführt. Wenn aber mal eine Kasse das einführt, folgen bald andere. Das führt zu einem so starken Druck, dass später die gesetzlichen Krankenkassen insgesamt die Impfung bezahlen müssen."
Aber ist die
HPV-Impfung wenigstens sinnvoll? Deutschlands oberster Gesundheitsbeamter Hess drückt es so aus: "Es gibt eben Entscheidungen, die nicht evidenzbasiert sind, sondern aus politischen Gründen gefällt werden." Gebärmutterhalskrebs ist grundsätzlich sehr selten: Von 100 000 Frauen im Alter bis 44 Jahren stirbt eine pro Jahr daran. Von 100 000 Frauen im Alter von 60 bis 74 Jahren sind es 7. Immerhin schützt die
HPV-Impfung vor zwei häufigen Viren, die erst Zellveränderungen und dann Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Studien haben ergeben, dass von 100 Frauen, die geimpft wurden, nur ein bis zwei Prozent solche Zellveränderungen hatten. In der Gruppe der nicht-geimpften Frauen waren es dagegen zwei bis drei Prozent.
Doch selbst aus den Zellveränderungen wird nur in seltenen Fällen Krebs. Das Problem ist: In den vorhandenen Studien wurde die Wirksamkeit der Impfung nicht gegen Gebärmutterhalskrebs untersucht, sondern allgemein gegen das Auftreten von Zellveränderungen.
Die angesehene US-Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" kommentierte: "Die schlechte Nachricht ist, dass wir die Wirksamkeit der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs nicht kennen."
Die Pharmafirma Sanofi Pasteur MSD macht unterdessen munter Werbung für die Impfung. In einem von der Firma unterstützten TV-Spot erzählt Modedesignerin Jette Joop: "Als Mutter erlebe ich, wie schnell meine Tochter groß wird. Ich will nicht, dass Gebärmutterhalskrebs dieses Leben in Gefahr bringt." Das sind Sätze, die jeden Vater und jede Mutter treffen.
Doch erstens gibt es keine Langzeiterfahrungen mit dem Impfstoff. Immer wieder treten Komplikationen bei Mädchen nach der Impfung auf. Ob sie in einem ursächlichen Zusammenhang stehen, ist ungewiss. Erst vor kurzem haben die spanischen Gesundheitsbehörden mehr als 70 000 Impfdosen Gardasil vom Markt genommen, nachdem zwei Mädchen nach der Impfung ins Krankenhaus mussten.
Ein Problem ist aber auch, dass die Werbung für die Impfung immer wieder einen hundertprozentigen Schutz vorgaukelt. Wenn nur ein Teil der Mädchen sich dadurch so sicher fühlt, dass sie beim Sex auf ein Kondom verzichten, könnte dies zu Nebenwirkungen führen, die den geringen Nutzen womöglich sogar aufwiegen.
Das PR-Getrommel für die Impfung ist vielen Wissenschaftlern mittlerweile viel zu laut. Vor wenigen Wochen haben 13 angesehene Medizinprofessoren einen offenen Brief an den Gemeinsamen Bundesausschuss geschrieben und auf fehlende Daten aus den Studien des Herstellers Sanofi Pasteur MSD hingewiesen. Ihrer Ansicht nach stehen die Studienergebnisse "in deutlichem Widerspruch zu vielen sehr optimistischen Verlautbarungen".
Weiter heißt es: "Wir wenden uns dagegen, dass zur Gefährdung durch Gebärmutterhalskrebs mit falschen Informationen Angst und Schuldgefühle erzeugt werden." Unterzeichnet wurde der Brief von Ingrid Mühlhauser sowie von Michael Kochen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, und Wolf-Dieter Ludwig, Krebsspezialist und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.
G-BA-Chef Hess nimmt sich den Brief zu Herzen: "Selbst der Nobelpreisträger, der das erfunden hat, hat ja gesagt, dass die Impfung nicht evidenzgesichert ist.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-65089115.html