Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Beitragvon gurux » Montag 22. August 2016, 18:51

Hallo,

ich habe ja schon etliche Wohnungsanmietungsversuche hinter mir. Genauer gesagt ist es aktuell der 7. Siehe auch den Thread hier.
Alle waren nicht erfolgreich und ich habe die Wohnung nicht bezogen. Nun ist der Druck aber groß auch wegen dem heranwachsendem Kind. Wir haben daher überlegt. Das meine Partnerin vorzieht und wir die alte Wohnung als Backup behalten. Hier kann ich dann arbeiten und ggf. Schlafen wenn es mir zuviel ist. Nach 6 Monaten wollen wir dann entweder wieder in die alte ziehen oder im besten Fall in der neuen bleiben.

Meine Fragen sind nun.
Habt Ihr das in Eurer Partnerschaft schonmal gemacht? Geht das organisatorisch (zwei Buden, gemeinsamer Alltag) oder belastet es dann die Beziehung noch mehr?
Macht so einen Vorgehen Sinn? Die Hypothese ist, dass ich mich an die neue Bude gewöhnen werde über die Zeit und wir so zum erfolgreichen Umzug kommen.


Vielen Dank für Eure Meinungen,
G
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Re: Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Beitragvon lilly » Mittwoch 24. August 2016, 13:37

Hallo Gurux!
Dass du die verträgliche Wohnung erstmal behalten willst, finde ich eine gute Idee. Wie weit sind denn die Wohnungen
voneinander entfernt? Das spielt gewiß auch eine Rolle.
Es fällt nicht leicht, dir etwas zu raten, zumal die Umsetzung für uns immer sehr schwierig ist. Aber du hast ja auch nach Erfahrungen gefragt.
Nun sind wir wahrscheinlich sehr unterschiedlich, und ich habe auch kein Kind. Vielleicht kannst du
trotzdem die eine oder andere Anregung nutzen.

Ich lebe seit 8 Jahren mit meinem Freund zwar in einem Haus, aber in getrennten Wohnungen. Ich habe eine Einzimmer-Wohnung
und er wohnt 2 Etagen tiefer in einer 3er WG. Das finde ich für uns ideal. Meine Wohnung ist verträglich, seine mal mehr
und mal weniger. Also "pendeln" wir immer hin und her.
Der grosse Vorteil ist, dass er auch Besuch haben kann, der nicht ganz clean ist, ohne dass es gleich für alle Beteiligten
zur Qual wird. Ich kann dann einfach "zu mir" gehen.

Fast alle wissen, dass hier kein Parfüm angesagt ist, aber auch trotz gutem Willen riecht man z.B. nach einer Reise
mit der Bahn stark nach allem Möglichen. Mich dann in meinem Zimmer verkriechen zu müssen, bzw. den Gast
aufzufordern sich und seine Kleidung erstmal zu dekontaminieren, wäre mir echt unangenehm. So geht das alles
viel entspannter.
Es gab auch Zeiten, wo ich über ein Jahr die WG nicht betreten konnte, weil ich sofort heftige Symptome bekam, da
waren wir dann nur bei mir. Im Sommer ist es hier kühl, im Winter oben schön warm. Besuch ist oft schön, aber
wenn es für mich anstrengend wird, gehe ich einfach hoch.

Mir ist bewusst, dass ich (noch) Glück habe, die neuen Hausbesitzer stehen schon in den Startlöchern, also währt
dieses Glück wahrscheinlich nicht ewig. Ich mache mir Sorgen...
Gurux, wie ist das Verhältnis zu deinem Vermieter? Vielleicht kannst du ihn fragen, ob er dich berücksichtigen kann,
falls eine grössere Wohnung im "alten Haus" frei wird. Ist jetzt rein spekulativ, aber für das Funktionieren einer
Partnerschaft können 2 Wohnungen ein Segen sein. Da sind dann die Spannungen raus, z.B. könnte dein Kind
mal Spielkameraden einladen? Du brauchst einfach auch eine Riesenportion Glück!
Alles Gute euch
Lilly
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Re: Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Beitragvon Tüpfelponcho » Mittwoch 24. August 2016, 16:23

m.M.n. Zusammenwohnen bevorzugen, auch wenn die Wohnungen nur wenige 100 m weit voneinander entfernt sind.


...lilly...den Gast aufzufordern sich und seine Kleidung erstmal zu dekontaminieren, wäre mir echt unangenehm ...


Der Blog und das Forum sind voll von den Infos, die deutlich zeigen, dass die vielen parfümierten Produkte für jedermann schädlich sind. Vergleiche es daher mit dem Rauchen. Wieso sollte es Dir unangenehm sein wenn der andere Rücksicht nimmt und nicht raucht? Es geht auch anders!!!!!! Es wäre für die meisten fitten Leute kein Problem sich zu engagieren!!!!! Sie können überall ganz leicht einkaufen, und sich sehr viel informieren. Wir sind oft zu krank dafür. Wieviel könnten die anderen auf die Beine stellen!!!! Siehe auch:

Integration mit MCS an der Schule möglich
http://www.csn-deutschland.de/blog/2011 ... e-moglich/

zudem:

Kirsten verträgt kein Parfüm
http://www.csn-deutschland.de/blog/2011 ... in-parfum/
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Re: Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Beitragvon lilly » Mittwoch 24. August 2016, 20:29

@Tüpfelponcho,
jemanden, der eine anstrengende Reise hinter sich hat, und nach Parfüm riecht, ohne soetwas zu benutzen (Bahn),
den möchte ich weder wegschicken, noch darum bitten sofort zu duschen, zumal der nach so einer Reise auch
durch ist (körperlich krank).
In dem Rahmen, der mir möglich ist, betreibe ich/wir natürlich Aufklärung!
Sorry, wenn ich mich schon wieder missverständlich ausgedrückt habe, Gurux hat um unsere Erfahrungen gebeten,
und darauf habe ich reagiert.
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Re: Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Beitragvon Twei » Donnerstag 25. August 2016, 07:43

Meine persönlichen Erlebnisse mit gemeinschaftlichem Wohnen und einer MCS-Erkrankung waren leider nur äußerst negative :(

Sobald der andere Mitbewohner im normalem äußeren Alltagsleben eingebunden ist, wird der Tag zum hetzigen Spießrutenlauf.

Mein Körper bekam viel zu wenig Ruhe und Abstand von permanenter Expositionsbelastung .... obwohl sich der andere Mitbewohner ganz viel Mühe gab.

Für mich heißt es daher seitdem, "dass aus ärztlicher Sicht ein Zusammenleben mit anderen Personen in einer Wohnung abzuraten ist und H........ eine eigene Wohnung benötigt" :roll:


Siehe auch die Diskussion in folgendem Thread:

Gemeinschaftliches Wohnen bei MCS? - viewtopic.php?f=60&t=19011


2 getrennte Wohnungen in angemessener Größe und in örtlicher Nähe, wären meiner Meinung nach wirklich eine optimale Lösung - mit unter auch, weil somit ein wenig einer sozialen Vereinsamung entgegengewirkt wird...... und die gesünderen Gemeinschaftsmitglieder sich auch nicht permanent dem Diktat einer "nicht adäquat einzuhaltenden" Expositionsvermeidung zu unterwerfen haben - auch wenn sich jeder Einzelne noch so so sehr bemüht .... die Realität wird einem am Ende doch einholen....

MCS ist wirklich keine "0/15" Angelegenheit sondern bedeutet auf lange Sicht eher "das AUS im Leben einer modernen Gesellschaft bzw. Gemeinschaft" :roll:
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Re: Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Beitragvon Kira » Freitag 26. August 2016, 09:38

Einen geeigneten Rat kann hier eigentlich leider niemand geben,
jeder muß seinen Weg gehen und finden :!:

Jedoch lese ich immer wieder mit Erschrecken welche Tendenz sich hier zeigt. Hat niemand der gesunden Partner/innen und Kinder, den Mut und die Kraft das Leben gemeinsam mit dem toxisch geschädigten Partner und Elternteil zu meistern :?:

Eigenartigerweise finde ich dieses Problem bei keiner anderen Erkrankung so krass wie bei Chemikaliengeschädigten Menschen :!:

Was hindert die gesunden Partner/innen und Kinder daran? Ihre eigene Selbstverwirklichung, mit der Masse mitlaufen, nur nicht auffallen ,und, und, ....
Sorry Leute, dann ist es m. Meinung nach auch keine echte Partnerschaft, denn die hält allem Stand " in guten wie auch in schlechten Zeiten".
Habe bewusst den Rest der anderen Mitmenschen mal außen vor gelassen, aber die sind eh nicht besser :!:
"Wo der Mut keine Zunge hat, bleibt die Vernunft stumm."
(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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Re: Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Beitragvon Elke » Freitag 26. August 2016, 23:26

Einen Rückzugsort für die chemikaliensensible Person finde ich eine gute Sache. Gerade mit Kindern. Das Kleinkind ist weniger problematisch. Schwieriger wird es wenn das Kind in den Kindergarten und in die Schule kommt. Danach haften immer Parfümstoffe an dem Kind. Gerade junge Eltern übertreiben es oft mit Weichspülern und co. Kinder möchten auch mal Besuch mit nach Haus bringen - der stinkt immer nach Parfum. Richtig schlimm wird es, wenn die Kinder dann in die Pubertät kommen. Wenn die Kumpels alle extrem nach AXE + co. duften, und die Mädels nach dem neuesten Parfum ihres Popidols, weil das einfach so sein MUSS, möchte ich wissen, wie du das verhindern kannst. Da brauchst du dann schon ein sehr verständnisvolles Kind und euer Verhältnis muss sehr gut sein.

Ich bin froh, dass mich diese Überemfindlichkeit erst getroffen hat als die Kinder aus dem Haus waren.

@ Kira

Eine derart empfindliche Person als Partner zu haben ist anstrengend und hart. Es gibt sehr wohl Partner, die das mitmachen - mein Mann zum Beispiel.

Er hat in meiner schlechtesten Zeit abends nichts mehr unternommen, war also auch sehr isoliert, was ihm auch nicht gut getan hat. Wir haben unser Fertighaus verkauft, eine Mietswohnung für mich (teuer) renoviert und letztendlich nochmals neu gebaut. Jeder Urlaub ist anstrengend, er muss immer Rücksicht auf mich nehmen. Mir ist das nicht recht, aber was soll ich machen? Ich bin ihm sehr dankbar für alles und halte das nicht für selbstverständlich. Er muss mich schon wirklich sehr gern haben, um das alles mit durchzustehen.

Ich verurteile niemanden, der das auf die Dauer nicht aushält.

Liebe Grüße
Elke
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Re: Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Beitragvon Clarissa » Samstag 27. August 2016, 09:20

Gerade Kinder sollten so erzogen werden, das sie Rücksicht gegenüber Kranken, Alten, Schwachen etc. pp üben. Wenn die Eltern das schon nicht hinbekommen und "Sozialkrüppel" heranziehen, dann gute Nacht für die Gesellschaft und für spätere Generationen.
Und dann gibt es hier Menschen die sich beklagen das man sie NICHT so behandelt wie sie es nötig haben? So etwas kommt dann dabei heraus wenn die Erziehung der Kinder daneben ging.
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Re: Getrennte Wohnungen, Alltag und Gewöhnung

Beitragvon Therese » Samstag 27. August 2016, 16:12

@Kira,du bringst es auf den Punkt "in Guten wie auch in schlechten Zeiten"

Wenn man einen toxisch geschädigten Partner hat geht es doch in erster Linie um das Wohl des Partners und dessen Überleben.
Da gibt es kein wenn und aber.
So ist nicht nur das Leben des Geschädigten mit extremen Einschränkungen verbunden sondern auch des Partners und Kinder(Familienangehörigen).

Die haben sich die Krankheit auch nicht ausgesucht.
Hätten auch lieber bis zum Rentenalter gearbeitet um ein normales Rentner dasein leben zu können.
Statt auf alles verzichten müssen was früher selbstverständlich war.
Das alte normale Leben kommt nicht mehr zurück.

Da heißt es Expositionsvermeidung und auf alles achten was lebensbedrohlich sein kann.
Nicht nur im fortgeschrittenen Stadium sondern auch am Anfang.
Denn jede auch noch so kleinste Exposition bedeutet ein fortschreiten der Krankheit,man kann es nicht aufhalten aber verzögern.

Eine gute Partnerschaft steht voll und ganz dahinter ohne wenn und aber.

Kira,du hast es im Doppelpack weißt wovon ich spreche was alles auf uns lastet.
Wir schaffen es aber immer irgendwie !!!

@ Clarissa,schließe mich dir voll und ganz an.

Mein Mann ist nun schon 14 Jahre krank war damals 52 Jahre toxische Encephalopathie und MCS im fortgeschrittenen Stadium.
Unser Sohn u.Schwiegertochter müssen auch auf alles achten um keine Exposition mitzubringen wenn sie uns besuchen,für sie selbstverständlich.
Auch sie leben ohne jegliche Duftstoffe und Chemie nicht nur zum Schutz ihres Papas sondern um nicht selbst geschädigt zu werden.
Wenn man das Elend immer vor Augen hat.

Bei uns kann und kommt auch keiner rein der beduftet ist.

Aber manchmal redet man vor eine Wand eigendlich müßte doch langsam jeder wissen was die Krankheit MCS bedeutet !
Wenigstens die Kranken.
Therese
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