Duftstofffreie Zone - Aufkleber

[Mia]

Ich hätte gern für meine Wohnungstür und auch für meine Kleidung einen Aufkleber bzw. einen Button mit dem Hinweis für andere: Hier duftstofffreie Zone
Wo kann man so etwas herstellen lassen und wer kennt einen guten Entwurf?
Vielleicht könnte ich eine Werbeagentur davon überzeugen, diese herzustellen.

Mia

[Juliane]

Hallo Mia,

vielleicht das hier.
Es gab mal eine PN Beilage mit diesem Druck.

http://www.brocku.ca/oehs/graphics/Fragrance_Free_Sign.pdf

[Maria]

Hallo Mia,

das ist eine prima Idee.
Vielleicht könnte das CSN-Kreativ-Team Deinen Vorschlag aufgreifen und die Sache angehen.

Liebe Grüsse
Maria

[Monja]

Seid vorsichtig Leute, es gibt sehr üble Zeitgenossen,
die dann, sobald man ihnen nicht passt, gern mal mit
solchen Duftwaffen zuschlagen. Mein Schild hängt "innen"
gleich neben der Haustür. Text in großen Lettern:

"Kein Zutritt für Leute mit Parfüm und Rasierwasser",
etwas kleiner darunter (für Doofe) "ich bin hochgradig
allergisch". Dabei hängt dann noch Kopie meines Schwer-
behinderten- Ausweises und Textauszug aus dem alten Bred-
stedter "Parfüm? -Nein Danke!" Und ein Foto mit Maske.

Den Text mit dem Rasierwasser habe ich zugefügt, weil die
alten Männer hier im Haus Rasierwasser nicht mit Parfüm in
Verbindung bringen. Als ich mal im Fahrstuhl sagte: Oh, Sie
sind parfümiert, kam die promte Antwort: Nein, das ist Rasier-
wasser. Und 2 andere alte Nachbarn brachten ähnlich dumme Texte.
Denkt dran, Otto-Normal-Dummbatz "versteht nicht", was das ist !!!

Herzlichst Monja

[Yol]

Schliesse mich Monja's Sicht der Dinge an.
Auch ich wollte so ein Schild an der Haustür anbringen, hab aber vor der Tat nochmal vorgedacht und es dann nicht angebracht.

Mit diesem Schild ist es doch einfach, uns schachmatt zu setzen. Mit dem Schild kann man auch leicht zur Zielscheibe aller möglichen oder unmöglichen Dummheiten oder Bosheiten werden.

Auch die andern Anführungen Monja's sind nur zu bestätigen. Die meisten Menschen assozieren weder Rasierwasser, Shampoo, Waschmittel usw. mit Parfüm. Jeder von uns ist hier sicherlich schon xmal reingefallen. Deshalb leben wir ja meist in Isolationshaft.

[Clarissa]

[b]Hier mal ein paar Infos zur Isolationshaft, wie Yol unsere Situation sehr treffend beschreibt.

Auswirkungen der Isolationshaft[/b]

Die akuten und langfristigen, zum Teil chronischen Folgen von Isolationshaft sind, je nach Länge, Art und Ausmaß der Deprivation, unterschiedlich. Ebenso finden sich individuelle Unterschiede dahingehend, wann Folgen der Isolationshaft bei einem Menschen auftreten, nicht jedoch, dass sich Auswirkungen zeigen. Dies ist lediglich eine Frage der Zeit und keine Frage der Persönlichkeit oder Art der Deprivation. In Untersuchungen von Häftlingen vor, während und nach außerordentlich langer Isolationshaft konnten u. a. folgende Auswirkungen als „klassische Erscheinungen der Isolationshaft im Sinne der sensorischen Deprivation und sozialer Isolation“ (Stöwsand in: Klusmeyer, 1985: 46) dokumentiert werden:
erhebliche Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des vegetativen Nervensystems
erhebliche Störungen im Hormonhaushalt
Beeinträchtigung von Organfunktionen
Ausbleiben der Menstruation bei Frauen ohne physiologisch-organische, alters- oder schwangerschaftsbedingte Ursache (sekundäre Amenorrhoe)
verstärktes Gefühl, essen zu müssen: Zynorexie/Heißhunger, Hyperorexie, Fresssucht
im Gegensatz dazu Verringerung oder Ausbleiben des Durstgefühls
starke Hitzewallungen und/oder Kältegefühle, die sich nicht auf eine entsprechende Veränderung der Umgebungstemperatur oder auf eine Erkrankung (Fieber, Schüttelfrost o. ä.) zurückführen lassen
erhebliche Beeinträchtigung der Wahrnehmung und der kognitiven Leistungsfähigkeit (was insbesondere im Hinblick auf Gerichtsverfahren/Strafverteidigung Probleme schafft)
starke Störung der Verarbeitung von Wahrnehmungen
starke Störungen des Körpergefühls
starke allgemeine Konzentrationsschwierigkeiten
starke Schwierigkeiten bis hin zum Unvermögen, zu lesen bzw. das Gelesene gedanklich zu erfassen, nachzuvollziehen und in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen
starke Schwierigkeiten bis hin zum Unvermögen, zu schreiben bzw. Gedanken schriftlich zu verarbeiten (Agraphie/Dysgraphie)
starke Artikulations-/Verbalisierungsschwierigkeiten, die sich besonders in den Bereichen Syntax, Grammatik und Wortwahl zeigen und bis hin zu Aphasie, Aphrasie und Agnosie reichen können
starke Schwierigkeit oder Unvermögen, Gesprächen zu folgen (nachgewiesenermaßen aufgrund einer Verlangsamung der Funktion des primären akustischen Kortex der Schläfenlappenanteile aufgrund von Reizmangel)
Weitere Beeinträchtigungen
Führen von Selbstgesprächen zur Kompensation der akustischen und sozialen Reizarmut
deutlicher Verlust an Gefühlsintensität (z. B. gegenüber Angehörigen und Freunden)
situativ euphorische Gefühle, die später in eine depressive Stimmungslage umschlagen
Gesundheitliche Langzeitfolgen
soziale Kontaktstörungen bis hin zur Unfähigkeit emotional enge und langfristige partnerschaftliche Beziehungen einzugehen
Depressionen
Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls
Wiederkehren der Haftsituation in Träumen
behandlungsbedürftige Störungen des Blutdrucks
behandlungsbedürftige Hauterkrankungen
Nicht Wiedererlangen von insbesondere kognitiven Fähigkeiten (z. B. im Bereich der Mathematik), die vor der Isolationshaft beherrscht wurden
extrem lange und strenge Isolationshaft führt zum Tod, da der menschliche Organismus auf lange Sicht gesehen das Fehlen von Außenreizen nicht allein durch sich selbst (Körperreize) kompensieren kann

Insbesondere die Langzeitfolgen von Isolationshaft zeigen diverse Überschneidungspunkte mit den Symptomen des sogenannten Überlebenden-Syndroms, das bei vielen ehemaligen Gefangenen, die in Konzentrationslagern inhaftiert waren, beobachtet werden kann. In den Vereinigten Staaten ist das SHU-Syndrom bekannt, das bei Gefangenen, die in den Isolationsabteilungen (Secure Housing Units) untergebracht waren, auftritt und auffallende Ähnlichkeiten mit dem posttraumatischen Stresssyndrom aufweist.

[Schnaufti]

na klasse,

dann beommem wir auf unser MCS nochmal
fast die gleichen Beschwerden, wenn wir
isoliert leben. Als wenn ein riesen Problem
nicht reicht.

Da ist es doch gut, wenn man noch wenigstens
über den Computer mit der Außenwelt in Verbindung
treten kann, oder wenn man vielleicht noch wenige
verständnisvolle Menschen kennt, die zu Besuch kommen
können.

LG Schnaufti

[Twei]

Wenn ich in eine neue Wohnung ziehe, werde ich keinem Erzählen welche Krankheit ich habe - ich werde flunkern. Die erfahrene Boshaftigkeit von Nachbarn lehrt mich das gezielte Schweigen.
Somit brauche ich auch für meine Haustür auch keinen Aufkleber.
So ein Aufkleber wäre aber für öffentliche Gebäude interressant, zur Aufklärung und Demonstration.

[Maria Magdalena]

Hallo Twei,

ich kenne auch boshafte Menschen, die einfach noch nicht richtig auf die Nase gefallen sind. Dann kenne ich solche, die auf die Nase fielen und umdenken mussten.

Und dann gibt es auch noch die vielen normalen, d. h. netten, hilfsbereiten und rücksichtsvollen Menschen. Die sind es, für die es sich lohnt, seinen Glauben an das Gute nicht zu verlieren. Ich wünsche Dir in Zukunft viele erfreuliche Erfahrungen mit anderen Menschen.

[Twei]

Hallo Maria Magdalena,
Danke für Deine Wünsche - auch hier gibt es nette und rücksichtsvolle Menschen, aber nur eine Familie, die selbst einen betroffenen Verwandten mit einer Vielzahl an Allergien hat; die erzeugen keine Duftprobleme.
Weil ich die Wäsche so oft durchwaschen muß (in der erlaubten Zeit), hat eine andere Familie mir den Ärger erklärt "Wir nehmen keine Rücksicht mehr auf Sie". Seitdem stinkt alles permanent zum Himmel hoch. - mfg Twei

[Kobold]

Dass Nachbarn erst richtig loslegen, wenn sie Bescheid wüssten, kann ich mir auch gut vorstellen. Es gibt leider immer mehr boshaftige Gesellen unter unseren Mitmenschen. Auf der einen Seite würde ich gerne aufklären, auch den MCS-Flyer überall in der Nachbarschaft verteilen und erklären, dass Duftstoffe leider Chemikalien sind, die krank machen können, auf der anderen Seite schrecke ich aber davor zurück, weil kaum einer noch Rücksicht auf andere nimmt und sogar provozierendes Verhalten stark zunehmend ist.

Ich habe Angst, dass ich hier die Hölle heiß gemacht kriege, wenn ich mich oute.

Grüsse von Kobold

[Twei]

Hallo Kobold,
eigentlich wollte ich das da oben ja gar nicht schreiben, sondern tapfer auf die Zähne beißen, Augen zu und durch.
Aufklärungsarbeit kann man immer durchführen. Muß ja keiner wissen von Wem die Flyer kommen.

[Maria Magdalena]

Hallo Kobold,

also ich dachte immer, Kobolde haben keine Angst, sondern im Gegenteil.

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Kobold_artlibre_jnl.jpg&filetimestamp=20051026212942

- Editiert von Maria Magdalena am 07.03.2009, 16:55 -

[Monja]

Ja das ist genau der Grund, warum ich des öfteren private
Mails bekomme von Betroffenen, die sich um keinen Preis
irgendwo outen wollen, nicht im Forum, nicht im Haus usw.
Es ist ihnen zu gefährlich. Teilweise auch peinlich.

Sie sagen stattdessen, haben Migräne oder Katzen- Allergie
und ähnliches, wenn sie ihr Tuch vors Gesicht halten und
Nachbarn fragen. Es ist schwer zu verstehen, wie man es
schafft, so eine Erkrankung geheim zu halten, aber es geht.
Ich könnte das nicht. Deren Partner gehen einkaufen usw. Und
die Kinder erledigen Dinge.

Herzlichst Monja

[Clarissa]

Auch wenn ich dafür jetzt Prügel bekomme, ich finde solche Leute sind sehr egoistisch, denn sie denken nur an sich und nicht an die Gemeinschaft, sie können doch sagen das sie aus nimmerland kommen und rosinante heissen, da weis keiner wer sie sind aber jeder kann sehen das es viel mehr KRANKE gibt als bekannt sind.

Leute ihr müsst nicht mit nem Schild um Hals rumlaufen aber ein klein wenig Zivilcourage wäre schön.

So und nun holt die Knüppel raus aund schlagt auf mich ein, wenn es dann hilft das ihr euch dazu bekennt, dann nehme ich die Prügel gerne auf mich.

[Twei]

Hallo Clarissa, Du hast doch vollkommen Recht.
Letztendlich kann ich das so und so nicht verschweigen. Ist doch ein Wunschdenken von mir. Ein paar Idioten wird es immer geben, die gerne Körperverletzung ausüben, besonders wenn man diese nicht strafverfolgen kann.
Ich will ja gerade deshalb nicht groß mein Lebensumfeld ändern, weil die meisten Leute u.a. auch Verkäufer von meinem Problem wissen und ich ihnen somit nichts mehr erklären brauch.

Wenn ich nur überlege, wieviele Menschen von mir über die MCS-Krankheit schon sensibilisiert wurden. Ich glaube kaum, daß ein Aufkleber eine solche Aufmerksamkeit erreicht. Häufig traf ich auf Menschen, die schon die ersten Anzeichen einer MCS haben. Wenn ihre Beschwerden schlimmer werden, wissen Sie wenigstens wie die Krankheit heißt und können sich dadurch schneller Informationen übers Internet einholen.

Jan Delay - Vergiftet
http://www.youtube.com/watch?v=_x0-Owg192o - mfg Twei

[Yol]

@ Kobold, Twei

Was gibt es zu verlieren, wenn man schon fast nichts mehr hat? Was gibt es zu gewinnen in diesem Falle? Zu gewinnen eigentlich viel bis sehr viel oder alles.
Bevor ich handele stelle ich mir eine Frage:
Macht es Sinn, wenn ich das mache oder nicht? Diese Frage ist nicht allzu schwer zu beantworten und danach fühl ich mich sehr selbstsicher, das zu tun was mir die Antwort auferlegt. Dann bin ich auch nicht bereit aufzugeben, denn die Sinnfrage ist geklärt. Es kann dann zwar vorkommen, dass ich das nicht durchsetzen kann, aber dann mach ich eine Pause und beginne später wieder. Aus dieser Perspektive heraus habe ich eigentlich recht wenig Schwierigkeiten dass jemand sich über das Gesagte hinwegsetzt. Und sollte das passieren, dann ist es ja echt notwendig noch einmal nachzulegen.
Das einzige was ich mittlerweile selber merke ist, dass ich schon manche Leute nerve. Das bin ich dabei mir abzugewöhnen, denn nicht jeder braucht Dauerberieselung in Sachen MCS. Viele verstehen schon sehr schnell, dass es auch die eigene Haut betrifft. Spätestens dann werden die Menschen sehr sensibel für das Thema.

Macht beide ohne Scheu weiter, einige Rückschläge einzustecken, daran gewöhnt man sich mit der Zeit.
Es ist besser am Tag z.B. 10 x über MCS zu informieren als nichts zu tun. Gesetzt den Fall hier steckt man 9 Misserfolge ein, dann bleibt immer noch 1 positives Resultat übrig. Bei Nichtstun bleibt gar nichts übrig - ausser Frust vielleicht.

[Silvia K. Müller]

@ all

Wenn Ihr ein solches Türschild "Duftfreie Zone" haben möchtet,
lasst mich wissen was an Text drauf soll. Ich gestalte Euch eins.

[Maria Magdalena]

Clarissa,

wir lassen uns nicht unterbuttern. Sooo haben wir nicht gewettet. ;-)

Entweder man kämpft für seine Menschenrechte oder man lässt sich zum Opfer machen.

Jeder von uns hat die freie Wahl.