KKH nötigt Schwerkranke zu Kassenwechsel
Verfasst: Dienstag 30. Oktober 2012, 22:47
Krankenkasse soll Schwerkranke zu Wechsel gedrängt haben
30.10.2012, 17:33 Uhr
Schwere Vorwürfe bringen die KKH-Allianz in Erklärungsnot. Einem Bericht des ZDF-Magazins \"Frontal 21\" zufolge soll die gesetzliche Krankenkasse schwer kranke Mitglieder im Rahmen einer groß angelegten Telefonaktion zum Kassenwechsel gedrängt haben. Entsprechende Vorwürfe hätten sowohl Versicherte als auch Mitarbeiter der Redaktion bestätigt, teilte das ZDF vor der Sendung am Dienstagabend (30.10.2012) mit. Die KKH-Allianz erklärte in Hannover, der Vorstand habe aufgrund der Vorwürfe eine interne Prüfung veranlasst und gehe den Hinweisen nach.
Telefonaktion ging über mehrere Monate
Das ZDF berief sich in dem Beitrag auch auf interne und sehr detaillierte Telefonprotokolle der Versicherung, die während der Telefonaktion angefertigt wurden. Die Aktion soll den Recherchen zufolge über mehrere Monate angedauert haben - dabei seien Hunderte Versicherte kontaktiert worden.
So hieß es zum Beispiel in einem Protokoll zu einem mit HIV infizierten Mann: \"Er sei immer schon bei KKH und die zahlen auch seine HIV-Therapie; nach langem Gespräch dennoch überzeugt, über Kassenwechsel nachzudenken; Kündigung liegt vor.\" Und in dem Vermerk zu einer schwer kranken Diabetikerin laute der Eintrag laut \"Frontal 21\", dass die Frau am Telefon geweint habe und die Kündigung vorliege. Über eine andere Frau: \"Kundin ist blind; Kassenwechsel als Möglichkeit aufgezeigt.\"
\"Grenzen dürfen nicht überschritten werden\"
Der von dem Sender zu diesem Thema befragte Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte das Verhalten der Kasse scharf. \"Ich denke, dass Wettbewerb nicht dazu führen darf, dass man gesetzliche Grenzen überschreitet\", sagte er dem Sender. Hunderte Versicherte wurden dem Bericht zufolge kontaktiert und die Gesprächsinhalte detailliert festgehalten.
Der Gesundheitsökonom und Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Professor Rolf Rosenbrock, wertete das Vorgehen in dem Bericht als Skandal: \"Das entspricht auf keinen Fall dem Auftrag einer gesetzlichen Krankenversicherung.\" In Paragraf 1 des zuständigen Gesetzes stehe, dass die gesetzliche Krankenkasse eine Solidargemeinschaft ist, so Rosenbrock weiter .
Telefonat galt angeblich nur Schuldnern
Nach Angaben der Kasse diente die genannte Telefonaktion ausschließlich dazu, ausstehende Zusatzbeiträge von säumigen Versicherten einzufordern - die KKH-Allianz hatte von März 2010 bis Februar 2012 einen Zusatzbeitrag erhoben, den aber ein kleiner Teil der Mitglieder nicht zahlte. \"Dies galt ausnahmslos für alle Schuldner und unabhängig von Alter, Geschlecht, Krankengeschichte oder sonstigen Kriterien\", erklärte die KKH-Allianz. Es sei \"ausdrücklich\" nicht Ziel der Anrufe gewesen, Mitglieder zum Kassenwechsel zu bewegen.
Inzwischen hätten jedoch 97 Prozent der Mitglieder den Zusatzbeitrag bezahlt. Im Übrigen sei es nach den derzeit geltenden Bestimmungen nicht mehr zutreffend, dass eine Kasse nur mit gesunden Mitgliedern wirtschaftlich besser dastehe. Zwischen den Kassen gebe es einen Risikostrukturausgleich für chronisch kranke Versicherte.
Die Kasse hat nach eigenen Angaben rund 1,8 Millionen Kunden.
@ admin: Ich habe hier nicht verlinkt, weil ich davon ausgehe, dass die Seite nicht lange zum Abruf zur Verfügung steht
http://wirtschaft.t-online.de/kkh-allianz-krankenkasse-soll-schwerkranke-zur-kuendigung-gedraengt-haben/id_60708184/index
- Editiert von Miss Excel am 30.10.2012, 21:47 -
30.10.2012, 17:33 Uhr
Schwere Vorwürfe bringen die KKH-Allianz in Erklärungsnot. Einem Bericht des ZDF-Magazins \"Frontal 21\" zufolge soll die gesetzliche Krankenkasse schwer kranke Mitglieder im Rahmen einer groß angelegten Telefonaktion zum Kassenwechsel gedrängt haben. Entsprechende Vorwürfe hätten sowohl Versicherte als auch Mitarbeiter der Redaktion bestätigt, teilte das ZDF vor der Sendung am Dienstagabend (30.10.2012) mit. Die KKH-Allianz erklärte in Hannover, der Vorstand habe aufgrund der Vorwürfe eine interne Prüfung veranlasst und gehe den Hinweisen nach.
Telefonaktion ging über mehrere Monate
Das ZDF berief sich in dem Beitrag auch auf interne und sehr detaillierte Telefonprotokolle der Versicherung, die während der Telefonaktion angefertigt wurden. Die Aktion soll den Recherchen zufolge über mehrere Monate angedauert haben - dabei seien Hunderte Versicherte kontaktiert worden.
So hieß es zum Beispiel in einem Protokoll zu einem mit HIV infizierten Mann: \"Er sei immer schon bei KKH und die zahlen auch seine HIV-Therapie; nach langem Gespräch dennoch überzeugt, über Kassenwechsel nachzudenken; Kündigung liegt vor.\" Und in dem Vermerk zu einer schwer kranken Diabetikerin laute der Eintrag laut \"Frontal 21\", dass die Frau am Telefon geweint habe und die Kündigung vorliege. Über eine andere Frau: \"Kundin ist blind; Kassenwechsel als Möglichkeit aufgezeigt.\"
\"Grenzen dürfen nicht überschritten werden\"
Der von dem Sender zu diesem Thema befragte Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte das Verhalten der Kasse scharf. \"Ich denke, dass Wettbewerb nicht dazu führen darf, dass man gesetzliche Grenzen überschreitet\", sagte er dem Sender. Hunderte Versicherte wurden dem Bericht zufolge kontaktiert und die Gesprächsinhalte detailliert festgehalten.
Der Gesundheitsökonom und Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Professor Rolf Rosenbrock, wertete das Vorgehen in dem Bericht als Skandal: \"Das entspricht auf keinen Fall dem Auftrag einer gesetzlichen Krankenversicherung.\" In Paragraf 1 des zuständigen Gesetzes stehe, dass die gesetzliche Krankenkasse eine Solidargemeinschaft ist, so Rosenbrock weiter .
Telefonat galt angeblich nur Schuldnern
Nach Angaben der Kasse diente die genannte Telefonaktion ausschließlich dazu, ausstehende Zusatzbeiträge von säumigen Versicherten einzufordern - die KKH-Allianz hatte von März 2010 bis Februar 2012 einen Zusatzbeitrag erhoben, den aber ein kleiner Teil der Mitglieder nicht zahlte. \"Dies galt ausnahmslos für alle Schuldner und unabhängig von Alter, Geschlecht, Krankengeschichte oder sonstigen Kriterien\", erklärte die KKH-Allianz. Es sei \"ausdrücklich\" nicht Ziel der Anrufe gewesen, Mitglieder zum Kassenwechsel zu bewegen.
Inzwischen hätten jedoch 97 Prozent der Mitglieder den Zusatzbeitrag bezahlt. Im Übrigen sei es nach den derzeit geltenden Bestimmungen nicht mehr zutreffend, dass eine Kasse nur mit gesunden Mitgliedern wirtschaftlich besser dastehe. Zwischen den Kassen gebe es einen Risikostrukturausgleich für chronisch kranke Versicherte.
Die Kasse hat nach eigenen Angaben rund 1,8 Millionen Kunden.
@ admin: Ich habe hier nicht verlinkt, weil ich davon ausgehe, dass die Seite nicht lange zum Abruf zur Verfügung steht
http://wirtschaft.t-online.de/kkh-allianz-krankenkasse-soll-schwerkranke-zur-kuendigung-gedraengt-haben/id_60708184/index
- Editiert von Miss Excel am 30.10.2012, 21:47 -