Gutachter Rettenmeier - Envio Skandal

Gutachter Rettenmeier - Envio Skandal

Beitragvon Palau » Mittwoch 4. Juli 2012, 19:58

http://www..wdr.de/themen/archiv/sp_pcbskandal/envio312.html


Gutachter sagt im Envio-Prozess aus:

PCB als Krankheitsursache nicht erwiesen

Sind die Erkrankungen von Envio-Mitarbeitern auf erhöhte PCB-Mengen in ihrem Blut zurückzuführen? Die Aussage eines Gutachters im Envio-Prozess machte am Mittwoch (04.07.2012) deutlich: Die Klärung der Vorwürfe gegen die vier Angeklagten dürfte schwierig sein.


Es sei nicht eindeutig feststellbar, welche Erkrankungen von Envio-Mitarbeitern tatsächlich auf die PCB-Belastung zurückzuführen seien, sagte der Sachverständige Albert Rettenmeier bei seiner Befragung vor dem Landgericht Dortmund. Es sei unbestritten, dass PCB giftig sei. Der Stoff habe beispielsweise das Potenzial, die Leber zu schädigen. Aber "es gibt keine Dosis-Wirkung-Beziehung", erklärte Rettenmeier. Er betonte zwar, das Risiko einer Krankheit sei bei denjenigen höher, die stärker belastet seien. Es sei aber nicht möglich zu sagen, wie hoch die Belastung sein müsse, um eine Krankheit auszulösen.

Der Essener Sachverständige war von der Staatsanwaltschaft mit einem Gutachten beauftragt worden.

Er sollte sich zur Frage äußern, ob die Krankheiten und sonstigen Befindlichkeitsstörungen, unter denen 51 Envio-Arbeiter leiden, auf die stark erhöhten PCB-Werte in ihrem Blut zurückzuführen sind.
Rettenmeier hat dazu die Krankenakten von 33 Betroffenen ausgewertet.

Neue Untersuchung der Envio-Mitarbeiter

Es sei ihm nicht möglich gewesen, sich aus den ihm vorliegenden Unterlagen ein genaues Bild über die mit PCB belasteten Envio-Mitarbeiter zu machen, sagte er.
Wichtig könnten etwa mögliche Vorerkrankungen sowie der Lebensstil der einzelnen Betroffenen sein.

Das Gericht will es dem Gutachter nun ermöglichen, die Envio Mitarbeiter selbst zu untersuchen. Dadurch könnte sich das Verfahren noch monatelang hinziehen.Handeln aus Profitgier?

Die Staatsanwaltschaft hat den früheren Envio-Geschäftsführer Dirk N. und drei weitere Ex-Manager des Unternehmens im April 2011 wegen Körperverletzung und verschiedener Umweltverstöße angeklagt. Die Anklage ist davon überzeugt, dass die vier aus reiner Profitgier die Envio-Mitarbeiter dem hochgiftigen Kühl- und Isoliermittel PCB ausgesetzt haben.

Anwalt: Keine Körperverletzung
Zum Auftakt des Verhandlungstages wies der angeklagte frühere Envio-Geschäftsführer die Vorwürfe gegen ihn zurück. Die Überschreitung bestimmter PCB-Belastungsgrenzwerte im Körper könne nicht automatisch als Körperverletzung gewertet werden, kritisierte Dirk N. in einer Erklärung, die einer seiner Anwälte verlas.

Schon beim Prozessauftakt am 9. Mai hatte der Verteidiger des Hauptangeklagten betont, die auffälligen Blutwerte der Mitarbeiter seien nicht auf Fehler im Betriebsablauf bei Envio zurückzuführen. "Sie lassen sich vielmehr plausibel mit ungesunden Lebensstilfaktoren dieser Mitarbeiter erklären."

Die Hochschule Aachen hatte bei Dutzenden ehemaligen Envio-Beschäftigten Schilddrüsendefekte, Hautveränderungen oder Depressionen festgestellt.

Stand: 04.07.2012, 14.06 Uhr

Kommentare zum Thema (9)letzter Kommentar: heute, 19:30 Uhr
heinzb aus nrw schrieb heute, 19:30 Uhr:

Auch Kohl und Konsorten waren Korrupt, warum sollen es Gutachter nicht ein ???

Bonner schrieb heute, 16:49 Uhr:
U. K.und EM@, ich kann euch nur zustimmen, über die NRW Justiz kann man nur staunen und sich ärgern. Bei uns in Bonn wird die ehem. SPD OB Diekmann, trotz eines dubiose Bauskandals, nicht zur Rechenschaft gezogen. Interessant ist auch wie der WDR dieses Thema flach hält. Das Gleiche gilt für den West LB Skandal. Trotz des riesigen Verlustes von 18 Milliarden wird auch hier niemand zur Rechenschaft gezogen. Man muß sich manchmal fragen ob es in NRW überhaupt noch eine funktionierende Justiz gibt.

Bulli1 schrieb heute, 16:39 Uhr:
Endlich der Beweis! Die Vergifteten haben sich die Schäden selbst zugefügt! Der Unternehmer hat nichts mit den Folgen zu tun! Er war immer auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter bedacht! Natürlich sind auch die Behörden, die kontrollierten, unschuldig! Sie haben ebenfalls ihr Bestes gegeben! Mehr war nicht drin! Letztlich kann sich ein Beamter nicht um alles kümmern! Und es muß mal festgestellt werden, daß niemals auch nur ein Euro geflossen ist! Das muß mal gesagt werden!

EM schrieb heute, 16:30 Uhr:
Geld regiert die Welt. Wer Geld hat kann sich mit teueren Anwälten die Freiheit kaufen. Unser Rechtssystem ist nur noch zum heulen.

U.K. schrieb heute, 15:23 Uhr:
Es ist eine Unverschämtheit wie Envio hier argumentiert. Anstatt Verantwortung dafür zu übernehmen, daß Mitarbeiter wissentlich einer Gesundheitsgefährdung ausgesetzt worden sind, wird hier versucht, diesen Mitarbeitern einen unsoliden Lebenswandel zu unterstellen.

Wenn Envio damit durchkommt, kann man an unserem Rechtssystem nur noch verzweifeln.
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Beitragvon Maus 22 » Mittwoch 4. Juli 2012, 22:14

Frage: Haben die Geschädigten eigentlich eine Diagnose zu ihrer Erkrankung bekommen ?

Entschuldigt dass ich die Handlungsorientierten.... hier noch einmal anspreche. Aber der Hinweis zu dem unsoliden Lebenstil aller Envio-Mitarbeiter macht mich fertig.
Auf Seite 13 steht: Umweltmonitoring: Messung der... Luft am Arbeitsplatz, Wohn- und Freizeitumfeld....
Hab ich denn normalerweise in meinem unsoldiden Wohn- und Freizeitumfeld etwa PCB`s ??? Was ist denn unsoldide ? Am Abend nach der Arbeit ein kleines Bierchen und /oder ein paar Zigaretten ?
Das was der Rettenmeier von sich gegeben hat hört sich an, als wären die ganzen Mitarbeiter von Envio nächtelang auf Sauftour, mit Rauschmittel zugedröhnt und man hätte Glück gehabt, wenn sie dann mal zur Arbeit erschienen sind.
Auch wenn ich jetzt von vielen von euch gesteinigt werden sollte. ich empfehle den Anwälten von Envio die Handlungsorientierten .... ab seite 22 wird es für sie sehr interessant.
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Beitragvon Palau » Donnerstag 5. Juli 2012, 14:55

http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/310-envio-arbeiter-gehen-zum-arzt-gutachten-enttaeuscht-id6844614.html

PCB-Prozess

310 Envio-Arbeiter gehen zum Arzt

Gutachten enttäuscht

04.07.2012 | 19:25 Uhr


Sein Envio-Gutachten brachte Prof. Albert Rettenmeier einige Kritik und einen Untersuchungsauftrag ein.

Dortmund. Im Envio-Prozess enttäuscht das Gutachten der Staatsanwaltschaft:

Prof. Albert Rettenmeier liefert viele Allgemeinplätze, wenig Verbindliches.

Zu wenig für den Vorsitzenden Richter Thomas Kelm.

Er lässt jetzt 310 mit PCB vergiftete Envio-Arbeiter medizinisch untersuchen.

Es ist ein kleiner Hoffnungsschimmer für Hunderte vergifteter Arbeiter: Der Prozess gegen Envio-Boss Dirk Neupert und drei weitere Verantwortliche der PCB-Skandalfirma wird in Teilen neu aufgerollt.

Weil das Gericht kaum etwas über den Zustand der Opfer weiß, werden jetzt alle 310 Envio-Arbeiter medizinisch untersucht, die Gift im Körper haben.

Es war ein guter Tag für die Nebenkläger, kein ganz so guter für die Angeklagten, ein bescheidener für die Staatsanwaltschaft und deren Gutachter Prof. Albert Rettenmeier.

Der Leiter des Instituts für Arbeitsmedizin am Essener Uniklinikum trat am Mittwoch als erster Sachverständiger auf.

Er präsentierte das Gutachten, das die Anklage trägt: 51-fache vorsätzliche Körperverletzung, diverse schwere Umweltvergehen. Es entpuppte sich als eine Schrift, die der Verteidigung mehr half als der Anklage.

Verteidigung im Aufwind
Rettenmeiers Beiträge offenbarten Klippen des Verfahrens. Eine besonders hohe: Es gibt wenig Experten, die juristisch Belastbares sagen können über PCB, Dioxine, Furane und was es noch so alles an Giften gab bei Envio. Die Aufarbeitung des bundesweit größten PCB-Skandals der letzten Jahrzehnte krankt an Fachwissen.

Ein Beleg: Der Arbeitsmediziner Rettenmeier dozierte über Toxikologie mit einigen fachlichen Wacklern.

PCB ist eines der zwölf Ultra-Gifte, die als „dreckiges Dutzend“ bekannt sind. Die Chemikalie ist seit 2001 weltweit verboten. Bei Envio wurde jahrelang unsachgemäß mit dem Stoff hantiert. Viele Opfer sind schon krank, an Leib und Seele. Noch mehr bangen um ihre Gesundheit. Zurecht, wie Rettenmeier ausführte.

PCB greife Haut, Leber, Nerven, Immunsystem, Stoffwechsel und Hormonhaushalt an. Fälle von Prostata und schwarzem Hautkrebs, Leber- und Gallengangskrebs seien bekannt.

Doch welche Giftmenge was im Körper auslöst, und wann, das ist offen. „Wahrscheinlich…höchstwahrscheinlich…möglicherweise… vielleicht...“. In seinem spekulativen Fahrwasser kam Rettenmeier in Not.

Die Verteidigung griff an. „Eine umweltmedizinisch-toxikologische Bewertung ist so nicht möglich“, sagte Neupert-Anwalt Ralf Neuhaus.
Die nachweisbaren Folgen des Giftes seien gering.
Von den 51 vermeintlichen Körperverletzungen, die die Staatsanwaltschaft Envio zur Last legt, hätten 23 Betroffene zu wenig PCB im Blut, um die Anklage zu halten.
Und der Gipfel des Envio-Dramas, die 25 000-fache Verseuchung eines Arbeiters, „verzerre“ die Realität. Die europaweit einzigartige Giftmenge fuße auf einem fiktiven Referenzwert, sagte Neuhaus.

Richter unzufrieden
Rettenmeier widersprach.

Doch überzeugen konnte er nicht. Sein Gutachten enthält kaum eigene Erkenntnisse, referiert zumeist internationale Fachliteratur.

„Ich zitiere, wie die Autoren das darstellen“, murmelte der Mediziner.

Dem Vorsitzenden Richter Thomas Kelm ist das zu wenig:

„Mich interessiert ihre Wertung.“

Die sei unmöglich, weil ihm bisher „nur Blutwerte zur Verfügung“ stünden, „daraus kann man nichts ableiten“, sagte der Gutachter. Er habe nicht eines der PCB-Opfer gesehen.

Ob es nicht besser wäre, sie und ihre Krankengeschichte zu kennen und sie dann zu untersuchen, fragte der Richter.
„Eigentlich schon“, sagte Rettenmeier.

So kommt es nun. Die Kammer vergab den Untersuchungsauftrag.

„Wir werden keine Kosten und Mühen scheuen, um Grundlagen für Entscheidungen zu bekommen“, sagte Kelm.

Die Verteidigung protestierte: „Damit machen wir Grundlagenforschung.“

Einspruch abgelehnt. „Es ist notwendige Ursachenforschung“, sagte Richter Kelm. Der Prozess wird fortgesetzt.

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Beitragvon Palau » Samstag 7. Juli 2012, 00:12

http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/s/d/04.07.2012-16.05/b/dortmunder-pcb-skandal.html

In diesem Hör- beitrag wird erwähnt, dass die Betroffenen, die als Nebenkläger auftreten und von Rechtsanwalt Birkenstock vertreten werden, jetzt ein Gutachten vom Toxikologen Dr. Kruse (Kiel) in Auftrag geben werden.
In diesem Hörbeitrag äußert sich auch der Umweltmediziner Dr. Müller vom dbu.
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Beitragvon Maus 22 » Sonntag 16. September 2012, 23:34

Envio - bundesweit größtes Umweltverfahren steht vor dem Aus

http://www.derwesten.de/politik/envio-bundesweit-groesstes-umweltverfahren-steht-vor-dem-aus-id7098417.html

Im Dortmunder Envio-Prozess droht eine Pause von mehreren Jahren.....Nicht ausgeschlossen ist, dass sogar 700 Menschen untersucht werden müssen.....
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Beitragvon Maus 22 » Montag 17. September 2012, 00:02

Der neue Gutachter soll Karl-Heinz Jöckel sein. Hab mal gegoogelt. Wenn der Herr Jöckel in der Essener Uniklinik zu finden seien sollte, dann ist der aber doch kein Umweltmediziner, oder????

Hier steht: Gutachter für das Fach \"Epidemiologie, Medizinische Biometrie, Medizinische Informatik, Public Health\" im Fach \"Medizin\" der Deutschen Forschungsgemeinschft (Stand: Februar 2010)
und auf einer anderen Internet Seite steht, dass er Strahlenschutzbeauftragter ist.


Epidemiologie = Seuchenkunde
Medizinische Biometrie = Messungen an Lebewesen und den dazu erforderlichen Mess- und Auswerteverfahren
Medizinische Informatik = befasst sich mit der systematischen Verarbeitung von Daten, Informationen und Wissen in der Medizin und im Gesundheitswesen
Public Health = beschäftigt sich mit den geistigen, körperlichen, psychischen und sozialen Bedingungen von Gesundheit und Krankheit einer Gesellschaft

Strahlenschutzbeauftragte war ich auch in meiner Abteilung.
- Editiert von Maus 22 am 17.09.2012, 00:12 -
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Beitragvon Hannibal64 » Samstag 20. Oktober 2012, 00:46

da bin ich gespannt wie das ausgeht....wobei, eigentlich ist das Ergebnis klar. da werden jetzt proforma allerlei Untersuchungen angestellt, damit das so wikrt, wir tun was, dabei steht das Erebnis schon fest. Man wird KEINE 100%ge Kausalität zwischen den Giftstoffen und Erkrankungen herleiten können und wollen. Insofern passiert da nix.

Wird ja auch anderorten nur verharmlost. Ob Kraftfoods, Bayer, Shell. Austretende Gase sind auch alle unbedenklich. Im Zuge der kommend angespannten Lage des Arbeitstmarktes wird allgemein der Arbeitnehmerschutz weiter runtergefahren. Bloss keine Risiken für die Gewinne der Arbeitgeber.
Hannibal64
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