http://www..wdr.de/themen/archiv/sp_pcbskandal/envio312.html
Gutachter sagt im Envio-Prozess aus:
PCB als Krankheitsursache nicht erwiesen
Sind die Erkrankungen von Envio-Mitarbeitern auf erhöhte PCB-Mengen in ihrem Blut zurückzuführen? Die Aussage eines Gutachters im Envio-Prozess machte am Mittwoch (04.07.2012) deutlich: Die Klärung der Vorwürfe gegen die vier Angeklagten dürfte schwierig sein.
Es sei nicht eindeutig feststellbar, welche Erkrankungen von Envio-Mitarbeitern tatsächlich auf die PCB-Belastung zurückzuführen seien, sagte der Sachverständige Albert Rettenmeier bei seiner Befragung vor dem Landgericht Dortmund. Es sei unbestritten, dass PCB giftig sei. Der Stoff habe beispielsweise das Potenzial, die Leber zu schädigen. Aber "es gibt keine Dosis-Wirkung-Beziehung", erklärte Rettenmeier. Er betonte zwar, das Risiko einer Krankheit sei bei denjenigen höher, die stärker belastet seien. Es sei aber nicht möglich zu sagen, wie hoch die Belastung sein müsse, um eine Krankheit auszulösen.
Der Essener Sachverständige war von der Staatsanwaltschaft mit einem Gutachten beauftragt worden.
Er sollte sich zur Frage äußern, ob die Krankheiten und sonstigen Befindlichkeitsstörungen, unter denen 51 Envio-Arbeiter leiden, auf die stark erhöhten PCB-Werte in ihrem Blut zurückzuführen sind.
Rettenmeier hat dazu die Krankenakten von 33 Betroffenen ausgewertet.
Neue Untersuchung der Envio-Mitarbeiter
Es sei ihm nicht möglich gewesen, sich aus den ihm vorliegenden Unterlagen ein genaues Bild über die mit PCB belasteten Envio-Mitarbeiter zu machen, sagte er.
Wichtig könnten etwa mögliche Vorerkrankungen sowie der Lebensstil der einzelnen Betroffenen sein.
Das Gericht will es dem Gutachter nun ermöglichen, die Envio Mitarbeiter selbst zu untersuchen. Dadurch könnte sich das Verfahren noch monatelang hinziehen.Handeln aus Profitgier?
Die Staatsanwaltschaft hat den früheren Envio-Geschäftsführer Dirk N. und drei weitere Ex-Manager des Unternehmens im April 2011 wegen Körperverletzung und verschiedener Umweltverstöße angeklagt. Die Anklage ist davon überzeugt, dass die vier aus reiner Profitgier die Envio-Mitarbeiter dem hochgiftigen Kühl- und Isoliermittel PCB ausgesetzt haben.
Anwalt: Keine Körperverletzung
Zum Auftakt des Verhandlungstages wies der angeklagte frühere Envio-Geschäftsführer die Vorwürfe gegen ihn zurück. Die Überschreitung bestimmter PCB-Belastungsgrenzwerte im Körper könne nicht automatisch als Körperverletzung gewertet werden, kritisierte Dirk N. in einer Erklärung, die einer seiner Anwälte verlas.
Schon beim Prozessauftakt am 9. Mai hatte der Verteidiger des Hauptangeklagten betont, die auffälligen Blutwerte der Mitarbeiter seien nicht auf Fehler im Betriebsablauf bei Envio zurückzuführen. "Sie lassen sich vielmehr plausibel mit ungesunden Lebensstilfaktoren dieser Mitarbeiter erklären."
Die Hochschule Aachen hatte bei Dutzenden ehemaligen Envio-Beschäftigten Schilddrüsendefekte, Hautveränderungen oder Depressionen festgestellt.
Stand: 04.07.2012, 14.06 Uhr
Kommentare zum Thema (9)letzter Kommentar: heute, 19:30 Uhr
heinzb aus nrw schrieb heute, 19:30 Uhr:
Auch Kohl und Konsorten waren Korrupt, warum sollen es Gutachter nicht ein ???
Bonner schrieb heute, 16:49 Uhr:
U. K.und EM@, ich kann euch nur zustimmen, über die NRW Justiz kann man nur staunen und sich ärgern. Bei uns in Bonn wird die ehem. SPD OB Diekmann, trotz eines dubiose Bauskandals, nicht zur Rechenschaft gezogen. Interessant ist auch wie der WDR dieses Thema flach hält. Das Gleiche gilt für den West LB Skandal. Trotz des riesigen Verlustes von 18 Milliarden wird auch hier niemand zur Rechenschaft gezogen. Man muß sich manchmal fragen ob es in NRW überhaupt noch eine funktionierende Justiz gibt.
Bulli1 schrieb heute, 16:39 Uhr:
Endlich der Beweis! Die Vergifteten haben sich die Schäden selbst zugefügt! Der Unternehmer hat nichts mit den Folgen zu tun! Er war immer auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter bedacht! Natürlich sind auch die Behörden, die kontrollierten, unschuldig! Sie haben ebenfalls ihr Bestes gegeben! Mehr war nicht drin! Letztlich kann sich ein Beamter nicht um alles kümmern! Und es muß mal festgestellt werden, daß niemals auch nur ein Euro geflossen ist! Das muß mal gesagt werden!
EM schrieb heute, 16:30 Uhr:
Geld regiert die Welt. Wer Geld hat kann sich mit teueren Anwälten die Freiheit kaufen. Unser Rechtssystem ist nur noch zum heulen.
U.K. schrieb heute, 15:23 Uhr:
Es ist eine Unverschämtheit wie Envio hier argumentiert. Anstatt Verantwortung dafür zu übernehmen, daß Mitarbeiter wissentlich einer Gesundheitsgefährdung ausgesetzt worden sind, wird hier versucht, diesen Mitarbeitern einen unsoliden Lebenswandel zu unterstellen.
Wenn Envio damit durchkommt, kann man an unserem Rechtssystem nur noch verzweifeln.