Depression, die bösartige Traurigkeit
von Dr. Eckart von Hirschhausen
"5 Millionen sollen in Deutschland depressiv sein, wobei strittig ist, wie stark die Krankheit zugenommen hat oder die Aufmerksamkeit für die Diagnose...Die eine Art der Depressiven neigt zur permanenten Selbstbeobachtung und zieht sich damit herunter, andere ignorieren dagegen jede seelische Komponente und rennen manchmal jahrelang wegen Herz, Rücken oder Verdauungsproblemen zum Arzt, bis einer die richtige Diagnose stellt...
In Amerika gehört es zum Lifestyle "Prozac" zu nehmen, in Deutschland gehört es zum Lifestyle "Psychopharmaka" in Bausch und Bogen zu verdammen... Selbst im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist das Klischee über die deutsche Psychiatrie "die setzen doch alle unter Medikamente" schlichtweg falsch...
Nach allem was wir heute über die Ursachen... bei Depressionen wissen können, lehne ich mich jetzt weit aus dem Fenster, und ich bekomme auch kein Geld dafür, aber: Dass sich jemand mit einer angeborenen Neigung zur Kurzsichtigkeit eine Brille verschreiben lässt, regt niemanden auf. Wenn sich jemand mit einer angeborenen Neigung zur Schwarzsichtigkeit und Freudlosigkeit ein Medikament verschreibt, das seine Hirnchemie korrigiert, kommt uns das immer noch wie ein Frevel vor. Warum eigentlich? Weil wir meinen, nur ein schlechtes Gewissen ist ein gutes Gewissen? Weil wir das "wahre" leidende Selbst wichtiger finden als ein glückliches Leben?...
Aber wer bei einem Patient mit einer gesicherten Diagnose, nach allen vergeblichen Versuchen mit Gesprächen, kognitiver Verhaltenstherapie, Meditation und Kitzeln immer noch vehement gegen den gezielten Einsatz von Medikamenten ist, kommt mir kurzsichtig vor."
Hier ist der ganze Artikel:
http://www.jameda.de/blog/hirschhausens-rezeptblog/depression-die-boesartige-traurigkeit/
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