Schweinegrippe- ein Szenario

Schweinegrippe- ein Szenario

Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 18. November 2009, 02:47

Dieser Artikel ist etwas älter (Mai 2009). Vielleicht interessant für alle, die das Phänomen Schweine-Hysterie studieren vollen.

Schweinegrippe: Forschung läuft auf Hochtouren

Susanne Kutter
12.05.2009

Ob die Schweinegrippe zur Pandemie mit Millionen Toten wird oder erst der nächste Erreger: Unternehmen und Forscher entwickeln mit Hochdruck neue Grippe-Impfstoffe. Deutschland ist dabei führend – und besser geschützt als viele andere Nationen.

Noch tragen viele Menschen in Mexiko-Stadt Masken – zum Schutz vor dem Schweinegrippe-Virus, das die Welt gut zwei Wochen lang in Angst und Schrecken versetzt hat. Doch die Panik hat sich gelegt: Schulen, Fabriken und Cafés sind wieder geöffnet, und Fußballer müssen nicht mehr vor leeren Rängen spielen.

Zu harmlos scheint das neue Grippe-Virus. Selbst wenn der vom Schwein stammende Influenza-Erreger mit der Typisierung H1N1 für Menschen sehr ansteckend ist und in wenigen Tagen rund um den ganzen Erdball raste – er bringt längst nicht so viele Menschen um wie ursprünglich gedacht. 49 von 4379 Infizierten waren Ende vergangener Woche gestorben. Von neun erkrankten Deutschen sind fast alle wieder gesund. Das sieht bei der noch immer grassierenden Vogelgrippe vom Typ H5N1 anders aus. Sie kann zwar kaum von Mensch zu Mensch springen. Wer sich aber mit ihr direkt bei Haushuhn oder Wildgans ansteckt, wird mit über 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht überleben: Bis heute starben 257 der weltweit 421 Infizierten.

Doch die vermeintlich so schnell wieder hergestellte Ruhe ist trügerisch. Forscher und Gesundheitsexperten beobachten die Schweinegrippe und ihren Erreger weiterhin mit großer Sorge: „Das Virus kann sich abschwächen, es kann ganz verschwinden“, sagt Grippe-Spezialist und Regierungsberater Reinhard Kurth, „aber es kann auch in einer zweiten Welle umso mächtiger zurückkehren.“ Ähnlich wird die Situation auch in Genf am Sitz der Weltgesundheitsorganisation WHO eingeschätzt: Die zweithöchste Warnstufe, die an die Ausrufung einer Pandemie grenzt, werde deshalb nicht zurückgenommen, teilen die Experten mit. Daran soll sich auch in den nächsten Monaten nichts ändern.

Die nächste Pandemie ist überfällig
Denn das Abklingen der ersten Infektionswelle bedeutet allenfalls einen Aufschub, eine Atempause vor einem möglicherweise tatsächlich dramatischen Ausbruch eines weltweiten tödlichen Seuchenzugs. Ganz gleich, ob sich das aktuell um die Welt laufende Schweinegrippe-Virus zu solch einer tödlichen Pandemie auswächst oder erst der nächste Erreger: Die Forscher sind sich einig, dass wir schon bald eine Grippe-Welle mit bis zu sieben Millionen Todesopfern erleben könnten – wenn kein Impfstoff entwickelt wird. Hier sind deutsche Forscher und Unternehmen führend.

Was die Wissenschaftler besonders besorgt: Solche weltumspannenden und verheerenden Grippe-Epidemien tauchen in steter Regelmäßigkeit alle 20 bis 30 Jahre auf. Die nächste Pandemie ist damit überfällig, denn die letzte liegt 32 Jahre zurück.

Der Grund für Pandemien liegt in der hohen Wandlungsfähigkeit der Influenza-Viren, die weltweit Vögel, Schweine und Menschen befallen. Die Erreger verändern ihr Erbgut ständig, aber in kleinen Schritten. Wo Haustiere und Menschen jedoch eng zusammenleben, können die Viren Artgrenzen überspringen. Treffen in einem Tier wie dem Schwein zwei oder drei Virus-Typen aufeinander, wie jetzt in Mexiko, können die Erreger große Teile ihres Erbguts austauschen, sodass schlagartig ein ganz neuer, bisher unbekannter Virus entsteht.

Ist solch ein neuer Erreger hoch ansteckend und tödlich zugleich, lässt er sich nicht mit Medikamenten wie Tamiflu oder Relenza stoppen, sondern nur mit einem Impfstoff. Den suchen Forscher und Unternehmen intensiver denn je. Die Technik deutscher Wissenschaftler ist dabei weltweit führend. Sie machen den Impfstoff schneller verfügbar, weil sie vollkommen neue Produktionsmethoden anwenden. Schon bald werden „neue Erkenntnisse und neue Impfstoffe aus Marburg und Dresden kommen, wo die Weltkonzerne Novartis Behring und GlaxoSmithKline ihre Influenza-Forschung konzentriert haben“, ist Grippe-Experte Kurth überzeugt.

Für die Deutschen bedeutet das: Sie sind besser gegen die Folgen einer Grippe-Pandemie geschützt als die Bürger fast aller anderen Staaten. Novartis und GlaxoSmithKline „haben sich vertraglich verpflichtet, im Ernstfall die gesamte deutsche Bevölkerung mit Pandemie-Impfstoff zu versorgen“, sagt Michael Pfleiderer, Impfstoff-Experte am Paul-Ehrlich-Institut in Langen, der deutschen Zulassungsbehörde für Impfstoffe. Andere Länder müssen im Ernstfall dann möglicherweise warten.

Die historische Stärke Deutschlands bei der Impfstoff-Entwicklung wirkt bis heute nach. Bereits um die Jahrhundertwende erforschten Robert Koch und seine Schüler Emil von Behring, Paul Ehrlich und Bernhard Nocht die Grundlagen der körpereigenen Abwehrkräfte gegen Viren und Bakterien. Es entstanden hochkarätige wissenschaftliche Institute, aber auch ein dichtes Netz an Impfstoff-Produzenten.

Säugetierzellen statt Hühnereier
Diese Forscher legten mit ihren damals bahnbrechenden Erkenntnissen über die Immunabwehr wichtige Grundlagen für die Entwicklung von Impfstoffen: Sie machen den Körper immun gegen Krankheitserreger, indem ihm die abgeschwächten Keime gespritzt werden. Koch, Ehrlich und Behring erfanden Impfstoffe gegen Tuberkulose, Cholera und Diphtherie. Um sie herstellen zu können, gründeten sie eigene Produktionsstätten, wie etwa die Marburger Behringwerke, die heute das top-moderne Aushängeschild des Schweizer Pharmakonzerns Novartis sind.

Die Technik in Marburg ist Weltspitze. Hier eröffnete 2007 die weltweit erste Produktionsanlage, die Grippe-Impfstoffe in Säugetierzellen züchtet. Bisher müssen die Impfstoffe in bebrüteten Hühnereiern hergestellt werden – das kostet vor allem Zeit, die man im Ernstfall nicht hat. Statt mit einem halben Jahr Vorlaufzeit bei speziellen Hühnerzüchtern Millionen von befruchteten Eiern zu bestellen, liegen die impfstoffproduzierenden Zellen einsatzbereit und gut geschützt in flüssigem Stickstoff.

Und sollte der nächste Pandemie-Erreger aus einem Vogel stammen, würde die Ei-freie Herstellungstechnik ein weiteres Problem lösen. Denn Hühner könnten dann ebenfalls getötet werden, und die Katastrophe wäre perfekt: Kein Huhn, kein Ei – kein Impfstoff.

Lauernde Gefahr
Ähnliche Ansätze verfolgt Novartis nun auch mit einem neuen amerikanischen Biotech-Werk, das jedoch frühestens 2010 mit der Produktion beginnen kann. Auch andere Hersteller setzen auf die neue Technik. So haben das belgische Chemie-Unternehmen Solvay im niederländischen Weesp und der US-Impfstoff-Riese Baxter in der Nähe von Prag zellbasierte Herstellungsverfahren in Biofermentern aufgebaut.

Die Anlagen zu bauen reicht allerdings nicht aus. Behörden müssen die neuen Produktionsverfahren auch genehmigen, bevor dort Impfstoffe hergestellt werden können. Bis das geschieht, vergehen mitunter Jahre. Marburg ist deshalb weltweit das einzige Werk, das sowohl den normalen saisonalen Grippe-Impfstoff als auch einen möglichen Pandemie-Impfstoff mit den neuen Methoden produzieren darf.

Seit zwei Wochen läuft in Marburg die Suche nach einem Schweinegrippe-Impfstoff auf Hochtouren, fast Tag und Nacht. Die Novartis-Forscher haben sich dabei mit den Virologen der Universität Marburg zusammengetan, die eines der beiden in Deutschland existierenden Hochsicherheitslabors der Stufe S4 besitzen: Nur hier dürfen so brandgefährliche Keime untersucht und gezüchtet werden, wie es der Erreger der Schweinegrippe möglicherweise doch ist. Inzwischen ist die Zucht gelungen.

Das Ursprungsmaterial stammt aus der Regensburger Universitäts-Klinik. Dort wurden gleich drei Patienten mit dem gefürchteten Erreger eingeliefert. Denen zapften die Ärzte Blut ab und entnahmen Proben aus dem Rachen. Das frische Material schickte der Virologe Hans Wolf gut gekühlt und sicher verpackt per Express-Dienst nach Marburg. Inzwischen ist Wolf froh, dass er mehr als einen Schweinegrippe-Erkrankten bei sich hatte, denn „in der Probe des ersten Patienten war nicht genügend Virus-Material“. Eine Krankenschwester hatte sich aber bei diesem Mann angesteckt. Geistesgegenwärtig hatte Wolf den Kurierfahrer gebeten, noch einige Minuten zu warten, bis auch diese Probe versandfertig war. Zum Glück, wie Wolf inzwischen weiß: „In dieser Probe waren genügend Virus-Partikel, um eine Zucht anzulegen.“

Pionierarbeit in Dresden
Dass die Zucht solch heikler Influenza-Viren gelingt, ist alles andere als selbstverständlich und kein Kinderspiel: Der Erreger der Vogelgrippe zum Beispiel war so tödlich, dass er die Kulturen umbrachte, in denen er wachsen sollte, sowohl Eier wie auch Zellen. Erst mit einem genetischen Trick war es gelungen, das Virus zu züchten und einen Impfstoff daraus herzustellen.

Bei diesem Problem leistet der zweite deutsche Grippe-Impfstoff-Hersteller Pionierarbeit: das ebenfalls traditionsreiche ehemalige Sächsische Serumwerk in Dresden, das heute zum britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) gehört. Hier wird Grippe-Impfstoff in Eiern für die ganze Welt produziert. Seit 2005 wurden 125 Millionen Euro in das Werk gesteckt: Es wurde vergrößert und eine zweite Abfüllanlage gebaut. Dort könnte – parallel zum saisonalen Impfstoff – auch solcher für eine Pandemie auf Spritzen gezogen werden.

Für einen Pandemie-Impfstoff haben die Dresdner GSK-Forscher ein geradezu geniales und inzwischen mehrfach kopiertes Konzept entwickelt: eine sogenannte Mock-up-Vakzine. Das ist der Bausatz eines Impfstoffs mit Hilfsstoffen und konservierenden Substanzen, dem noch das Impfmotiv fehlt. Oder wie Impfstoff-Experte Pfleiderer es umschreibt: „Es ist wie ein Tortenboden, der noch mit Früchten belegt werden muss – dem passenden Impfstamm aus dem pandemischen Virus.“ Den Charme sieht er vor allem darin, dass die Zulassung des Tortenbodens erteilt wird, lange bevor die Früchte bekannt sind: „Es ist ein überprüftes, am Menschen getestetes und zugelassenes Konzept.“

Andere Versuche – wie der Ansatz des Regensburgers Wolf oder kanadischer Forscher, einen Impfstoff nicht aus abgetöteten Viren, sondern ohne Eier und Zellen nur auf der Basis des Viren-Erbguts synthetisch herzustellen –seien hoch interessant, aber noch Jahre vom Einsatz am Menschen entfernt.

Sollte die Schweinegrippe sich doch noch zu einer Pandemie entwickeln, könnte im Dresdner Werk die Produktion eines Impfstoffs sehr schnell beginnen, sobald der Erreger so gezähmt und abgeschwächt wurde, dass er für eine Impfung taugt. Die Zulassung hat GSK seit zwei Jahren. Novartis erhielt das Ja der Behörden für seinen Mock-up-Impfstoff wenig später. Und Baxter hat seit zwei Monaten eine Genehmigung. Diese Bausätze wurden einst für eine mögliche Vogelgrippe-Pandemie entwickelt. Doch nun lässt sich darin mühelos jedes pandemische Virus-Motiv einbauen.

Deutschland gut vorbereitet
Virologen und Seuchenschützer sind deshalb für jede Beinahe-Pandemie dankbar. Etwa der Grippe-Forscher Kurth, der von 1996 bis 2008 das für die bundesdeutsche Infektionskontrolle zuständige Robert Koch-Institut leitete. Jahrelang warnte er vor einer Pandemie – und forderte Unternehmen und Politiker zum Handeln auf.

Doch erst als die Vogelgrippe Enten und Schwäne auch an deutschen Ufern tot zusammenbrechen ließ, wurden endlich Medikamente eingelagert, ein Pandemie-Plan erstellt und die Impfstoff-Forschung nach oben gekurbelt. Noch vor zehn Jahren „hätten wir überhaupt nicht gewusst, wie wir reagieren sollen“, sagt Kurth. Heute ist Deutschland mit am besten auf eine Grippe-Pandemie vorbereitet, ergab eine Studie der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

Das ist beruhigend. Denn in einigen Details erinnert die Schweinegrippe Virologen doch an die Spanische Grippe, die 1918/19 wütete. Auch dieses Virus gehörte zum Grippetyp H1N1. Und es kam in der ersten Welle ebenso harmlos daher. Erst in der zweiten und dritten Welle entwickelte es seine wahre Schlagkraft – und brachte zwischen 20 und 45 Millionen Menschen um.


3 Kommentare zu “Schweinegrippe: Forschung läuft auf Hochtouren”

von Martha am 12.11.2009 14:17 Uhr
Impfung hin oder her....... Impfstoff kommt viel zu spät!!!!
Eine Impfung in der Grippewelle ist doch widersprüchlich
Viele der Hausärzte äußern Verdachtsfälle der Schweinegrippe und nehmen nicht mal einen Schnelltest ab, um die Diagnosen zu sichern. Viele der Betroffenen erhalten nicht mal angemessene Medikamente Die Dunkelziffern der tatsächlich Betroffenen, erfährt sowieso kein Mensch und nicht zu vergessen es geht zum Jahresende zu, das Budget vieler Ärzte ist bereits längst aufgebraucht!!!
Schulen und Kitas geben erst ab einer bestimmten Zahl der betroffenen Kinder die Wahrnungen raus, solange unser System weiterhin so schlecht organisiert bleibt, vermehrt sich die Schweinegrippe zu sehendlich weiter. Über den eingesetzten Impfstoff freut sich doch ganz besonders die Pharmaindustrie.
Es ist unlogisch teuren Impfstoff zu verabreichen, wenn ich meine Verdachtsfälle im Vorfeld nicht sichere. (Erfahrungswerte)

von sarina am 13.05.2009 21:41 Uhr
Komisch nur, dass alle davon reden, dass das Virus laufend mutieren koennte - es aber bald einen Impfstoff geben wird.
Wer sagt mir, dass das Virus nicht wieder mutiert und der Impfstoff bis dato sch…weiterlesenKomisch nur, dass alle davon reden, dass das Virus laufend mutieren koennte - es aber bald einen Impfstoff geben wird.
Wer sagt mir, dass das Virus nicht wieder mutiert und der Impfstoff bis dato schon laengst wieder ueberfluessig und nicht wirksam ist?!

von Reinhard Edl am 12.05.2009 21:07 Uhr
Wenn der Impfstoff zur Verfügung steht, dann muss nur noch der Virus angepasst werden. Die Presse sorgt für die panische Angst und der neue Impfstoff wird ein voller Erfolg.Wenn der Impfstoff zur Verfügung steht, dann muss nur noch der Virus angepasst werden. Die Presse sorgt für die panische Angst und der neue Impfstoff wird ein voller Erfolg.

http://www.wiwo.de/technik-wissen/schweinegrippe-forschung-laeuft-auf-hochtouren-396376/

- Editiert von Maria Magdalena am 18.11.2009, 02:39 -
Maria Magdalena
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Schweinegrippe- ein Szenario

Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 18. November 2009, 04:10

Einfach bewunderungswürdig das Talent der Autorin des obigen Artikels, Redakteurin und erfahrenen Virus-Artikelschreiberin Susanne Kutter. Der Artikel hat die Qualität eines Drehbuchs für einen wissenschaftlichen Krimi oder Science-Fiction-Thriller. Kompliment!

So hat die Dame mit ihren Aktivitäten für helle Aufregung in der Öffentlichkeit gesorgt und musste, wohl oder übel, sich den Kontroversen stellen. Aber sie beweist auch hier, dass sie ihres Jobs gewachsen ist:

"Falscher Film bei Schweinegrippe-Impfung

Susanne Kutter
02.11.2009

Ich komme mir vor wie im falschen Film: Noch vor wenigen Wochen löcherten mich Freunde und Kollegen ständig mit besorgten Fragen, wann denn nun endlich der Impfstoff gegen die neue Schweinegrippe komme. Gegen diese fiesen H1N1- Viren, die da von Mexiko aus über die Welt schwappten. Und wie man an das begehrte Gut Impfstoff herankommt, auch wenn man weder Arzt, Pfleger, Bundewehrsoldat oder Abgeordneter sei.

Nun gibt es den Impfstoff – und plötzlich fragen mich die selben Menschen ganz andere Dinge: Ob ich tatsächlich bei meiner Entscheidung bleibe, mich selbst impfen zu lassen? Ich sei doch Biologin und Technik-Redakteurin und schreibe ständig über über diese Sache. Da müsse ich doch wissen, dass die Impfung mehr oder weniger lebensgefährlich und gänzlich ungeprüft sei. Sie diene doch nur dazu, den Pharma-Konzernen die Kassen füllen.

Gerade habe ich wieder ein Wochenende mit solch haarsträubenden Telefonaten hinter mir.

Polemik und unsachliche Argumente
Auch auf mein Interview mit dem Virologen Michael Pfleiderer, dem zuständigen Experten bei der deutschen Impfstoff-Zulassungsbehörde, dem Paul-Ehrlich-Institut, hagelt es Kommentare, von denen die meisten an Polemik und unsachlichen Vorwürfen nichts zu wünschen übrig lassen.

Die Kurzform der Argumentation lautet in etwa so: Der Experte sei doch gekauft, solle sich also gefälligst schämen, die Werbetrommel für die Konzerne zu rühren. Und weil der Experte ja unglaubwürdig sei, solle die Redakteurin am besten auch gleich entlassen werden. Woher diese Kommentatoren wissen wollen, dass Pfleiderer gekauft ist, verraten sie nicht. Genauso wenig wie ihre Email-Adresse: Sie verbreiten ihre haltlosen Anschuldigungen lieber anonym.

Ich bin einigermaßen fassungslos: Spinnen jetzt eigentlich alle?

Verschwörungstheoretiker auf dem Vormarsch
Warum glauben plötzlich selbst klar denkende Menschen den krudesten Verschwörungstheoretikern? Wo doch sonst bei nichtigsten Anlässen gerne und ohne Gegenwehr das vom Arzt verordnete Antibiotikum geschluckt wird. Haben Sie sich mal die Liste der möglichen Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel angesehen?

Kein Mensch wird gezwungen, sich impfen zu lassen. Ich persönlich werde es tun, denn ich schreibe seit Jahren über Influenza-Viren – und den relativ schwierigen Kampf gegen sie. Schon in „normalen“ Wintern ohne Pandemie-Keime sterben zwischen fünf- und zwanzigtausend Menschen in Deutschland an den saisonalen Grippe-Viren. Denn obwohl es dagegen Impfstoffe gibt, sind gerade im impfstoff-feindlichen Deutschland nur etwa 60 Prozent der am meisten gefährdeten über 65-Jährigen geimpft. Das ist für mich kein Argument gegen die neue Impfung, sondern eines dafür.

Dass diese Impfung nun gefährlicher sein soll als die klassische, kann ich nicht nachvollziehen. Adjuvanzien in Grippeimpfstoffen sind seit zehn Jahren auf dem Markt und sind genau für diesen Zweck entwickelt worden – um die Grippe-Impfungen wirksamer zu machen. Auch darüber habe ich – in normalen Wintern – x-mal geschrieben. Ein spezielles Adjuvanz namens AS03 im neuen Pandemrix-Impfstoff von GlaxoSmithKline ist tatsächlich neu und passend für den pandemischen Impfstoff entwickelt worden. Aber auch darin kann ich keine lebensbedrohliche Kompononente erkennen.

Dass die spezielle Situation der besonders gefährdeten Schwangeren und Kinder nicht ausreichend vorab geprüft werden konnte, empfinde ich momentan als einzig wirklich diskutablen Punkt. Mit einer Nachlieferung adjuvanzfreier Imfpstoffe sollte jedoch auch hier jegliches noch so kleine Risiko ausgeräumt sein.

Bei Massenimpfungen bitte mit Konservierungsmittel!
Und dann die Nummer mit den Konservierungsstoffen. Dass entgegen der bisherigen Gepflogenheiten Konservierungsmittel in den Impfstoffen enthalten sind, auf die man seit Jahren verzichten konnte, liegt schlicht und ergreifend daran, dass man sich auf Massenimpfungen vorbereitet hat, die möglicherweise bald nötig werden könnten, wenn der H1N1-Erreger in mutierter und agressiverer Form in einer zweiten Welle zuschlägt. Dann halten einzelverpackte Impfstoffdosen nur auf und es werden stattdessen solche Fläschchen verwendet, aus denen mehrfach Impfstoff entnommen werden kann. Weil solche ein Gefäß nach dem ersten Gebrauch aber nicht mehr hundertprozentig steril abgeschlossen ist, muss Konservierungsmittel hinein. Ich bitte darum!

Dem Virus ein Schnippchen schlagen
Forscher wie Michael Pfleiderer haben sich seit Ausbruch der Vogelgrippe vor einigen Jahren das Hirn darüber zermartert, wie man im Falle einer Pandemie möglichst schnell möglichst viel hochwirksamen Impfstoff hergestellen kann. Das geht nur mit Adjuvanzien. Denn sie erlauben es, das abgetötete Impfvirus zu zerstückeln: So werden aus einer Impfportion vier.

Das mag aus heutiger Sicht übertrieben scheinen, weil der hoch ansteckende neue Erreger aus Mexiko bisher zum Glück nur milde Grippe-Symptome hervorruft. Wäre es jedoch anders gekommen, hätten wir bald einen Impfstoff-Notstand, wie in die USA gerade schon erleben. Dort wurde auf klassische Vollimpfstoffe ohne Adjuvanzien gesetzt.

Den milden Verlauf der Ansteckungswelle sehe ich persönlich als Chance, dass wir Menschen den Viren diesmal ein Schnippchen schlagen – indem wir uns mit einer Impfung schützen, bevor der Erreger zu einem wirklich gravierenden und tödlichen Problem wird.

http://www.wiwo.de/technik-wissen/falscher-film-bei-schweinegrippe-impfung-412757/
Maria Magdalena
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Schweinegrippe- ein Szenario

Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 18. November 2009, 04:37

Ziemlich interessant sind die Reaktionen der Leser auf den Artikel und die Antworten der Autorin auf diese. Es sind insgesamt bisher 56 Kommentare auf mehreren Seiten:

http://www.wiwo.de/technik-wissen/falscher-film-bei-schweinegrippe-impfung-412757/comments/
Maria Magdalena
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Schweinegrippe- ein Szenario

Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 18. November 2009, 04:52

Frau Susanne Kutter beim Erfolgstraining. Hier lernen wohl Marketingprofis, Zielgruppen erfolgreich anzusprechen.

5.Kommunikationskongress Medizintechnologie (2): \"Zielgruppenspezifische Medienarbeit ist ein Erfolgsfaktor\" 09 June 2009


(pressebox) Berlin, 09.06.2009, Eine zielgruppenspezifische Ansprache der verschiedenen Medien und Interessensgruppen ist eine wichtige Voraussetzung für den Kommunikationserfolg eines Unternehmens. Das war ein Fazit des ersten Tages des \"5. Kommunikationskongresses Medizintechnologie\" am 9. und 10. Juni 2009 in Köln. Der BVMed-Kongress beleuchtete dabei drei Zielgruppen: Fachpublikum, Entscheider und breite Öffentlichkeit. Praxisbeispiele aus dem journalistischen Alltag gaben Heinz Stüwe, Chefredakteur des Deutschen Ärzteblatts, Susanne Kutter von der WirtschaftsWoche sowie Dr. Maike Marckwordt, Medizinredakteurin und stellvertretende Redaktionsleiterin beim Bauerverlag.

Der Kongress analysierte drei Zielgruppen und charakterisiert ihre spezifischen Bedürfnisse, Sprachen, Konzepte und relevanten Medien:

-Das Fachpublikum, beispielsweise Ärzte und Wissenschaftler. Dazu gehören auf der Medienseite die Fachmagazine.
- Die Entscheider, beispielsweise Politik, Klinikmanager, Krankenkassen oder der Gemeinsame Bundesausschuss. Dazu gehören auf der Medienseite die Tages- und Wirtschaftspresse.
- Die Bürger, die Versicherten, die Patienten und ihre Angehörigen. Dazu gehören auf der Medienseite die Publikumsmedien und das Fernsehen.

Die Kommunikationsarbeit zu diesen drei Zielgruppen müsse sehr spezifisch sein: Sprache, Botschaften und Instrumente müssten auf die jeweilige Gruppe zugeschnitten sein. Wichtig sei, dass die Absender in der jeweiligen Zielgruppe eine hohe Bekanntheit und Glaubwürdigkeit genießen, so die Experten des Kongresses.

Heinz Stüwe, Chefredakteur des Deutschen Ärzteblatts, wies darauf hin, dass die Medizin eine \"Zeitschriftenwissenschaft\" sei. Es gebe fachbezogene Pflichtlektüre, aber auch Entscheidermedien, die in der Vielzahl der Publikationen Orientierung geben. Nach der neusten LA-MED-Untersuchung würden beispielsweise 85 Prozent der Klinikärzte regelmäßig das Deutsche Ärzteblatt lesen. Das redaktionelle Konzept sehe vor, aktuelles Fachmagazin und wissenschaftliche Fachzeitschrift zugleich zu sein. Die Medizintechnik sei als \"Querschnittsthema\" für alle Bereiche wichtig und komme in allen Ressorts vor: von der kurzen Nachricht bis zur Titelgeschichte.

Der Fokus des Deutschen Ärzteblatts liege dabei aber nicht in erster Linie auf neuen Produkten, sonden auf technologischen Trends und Entwicklungen. Wie verbessert Medizintechnik die Versorgung? Wie verändert Medizintechnik die ärztliche Arbeit in Klinik und Praxis? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt und müssten von den Kommunikationsverantowrtlichen der MedTech-Unternehmen bedient werden. Sein Tipp: \"Wir wünschen uns mehr Informationen zu übergreifenden Trends und technologischen Entwicklungen – beispielsweise vermittel auf Presseseminaren\". Zu wichtigen Themen der nächsten Zeit zählte Stüwe die klinische Evaluierung von Medizinprodukten, die schnellere GKV-Erstattung von Innovationen sowie das Zusammenwachsen von Gesundheitstelematik, IT und Medizintechnik an konkreten Beispielen.

Wie kommt ein MedTech-Thema in ein Entscheiderblatt wie die WirtschaftsWoche? Susanne Kutter, Redakteurin Technik + Wissen bei der WirtschaftsWoche in Düsseldorf, betrachtet MedTech-Themen eher am Rand, hat aber einen einfachen Praxistipp für die Unternehmen: \"Sollten Sie mit einer innovativen Technik den von uns jährlich vergebenen Innovationspreis der deutschen Wirtschaft gewonnen haben, berichten wir garantiert.\" Um ein Thema \"intern gut verkaufen zu können\", seien folgende Kriterien relevant: Betrifft es möglichst viele Leser? Hilft ihnen diese Technik weiter? Lässt sich persönliche Betroffenheit herstellen? Ist das Thema wirtschaftlich relevant – für die Branche, den Standort Deutschland (Stichwort: Innovationspotenzial), für die Anleger? Ist das Thema anderweitig charmant, skurril, Besorgnis erregend oder ein aufkeimender Trend – und deshalb besonders lesenswert? Weitere Faktoren seien Exklusivität sowie die optische Umsetzung des Themas beispielsweise über geeignete In fografiken. Wichtig seien auch gut aufbereitete Internetseiten. \"Sie sind in den vergangenen Jahren zu einem sehr wichtigen Recherchehilfsmittel geworden\", so Kutter.

Die Sprache der Publikumsmedien beluechtete Dr. Maike Marckwordt, Medizinredakteurin und stellvertretende Leiterin der Serviceredaktion für DAS NEUE BLATT, NEUE POST und DAS NEUE aus dem Bauerverlag in Hamburg. Die Blätter haben fast 5 Millionen Leser, davon viele ältere Frauen. Große Themen seien die Volkskrankheiten. Experten-Statements und ein Interview-Angebot seien ebenso wichtige Auswahlkriterien wie die Bebilderung des Themas beispielsweise über positive Aufmacherfotos \"aus dem Leben\" und erklärende Grafiken. Auch Selbst- oder Schnelltests seien für eine Publikation hilfreich. Ein Pressetext müsste folgende Fragen beantworten:

- Was? Produkt-/Verfahrensbezeichnung
- Wogegen? Krankheitsbild/ Symptom oder Syndrom
- Für wen? Zielpersonen, Altersstruktur
- Wo? An wen wendet sich der Leser (Kliniken, Ärzte, Apotheken…)
- Kosten? Kassenleistung? Selbstzahler?
- Ansprechpartner: Wo bekommt der Leser weitere Informationen, wo die Redaktion?

Eine von Dr. Uwe Preusker moderierte Podiumsdiskussion vermittelte nach den Praxisbeispielen Konzepte und Erfolgsfaktoren für eine zielgruppenspezifische Medienarbeit. Zudem standen zwei Fallstudien von MedTech-Unternehmen auf dem Kongressprogramm.

Medi-Pressesprecherin Kathrin Glaser-Bunz gab Einblicke in die \"Endverbraucher\"-Aufklärung ihres Unternehmens mit vernetzten Kommunikationskanälen.

Dr. Bernadette Tillmanns-Estorf, Leiterin der Unternehmenskommunikation von B. Braun, schildert das \"Corporate Responsibility\"-Konzept des Konzerns in der praktischen Umsetzung.Über BVMed – Bundesverband Medizintechnologie e.V.

Der BVMed vertritt als Wirtschaftsverband über 200 Industrie- und Handelsunternehmen der Medizintechnologiebranche. Im BVMed sind u. a. die 20 weltweit größten Medizinproduktehersteller im Verbrauchsgüterbereich organisiert. Die Gesundheitsausgaben im Bereich der Medizinprodukte betragen in Deutschland rund 23 Mrd. Euro.Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt rund 170.000 Menschen

http://www.blogspan.net/presse/5-kommunikationskongress-medizintechnologie-2-zielgruppenspezifische-medienarbeit-ist-ein-erfolgsfaktor/mitteilung/81591/
- Editiert von Maria Magdalena am 18.11.2009, 04:04 -
Maria Magdalena
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Schweinegrippe- ein Szenario

Beitragvon kf-forum » Mittwoch 18. November 2009, 15:45

Man liest ja alles mögliche darüber, bis hin zur geplanten Vernichtung von 95 % der Menschheit (von den Bilderbergern unter Rockefeller geplant)und einem von Baxter in der Ukraine freigesetzten zusammengebastelten Virus. Nur hat kaum jemand einen Beweis dafür, außer vielleicht dem israelischen Journalisten (Moshe oder so ähnlich), der aber einen Tag nach seiner Ankändigung dieser Beweise in den USA von einer Spezialeinheit verhaftet wurde (davon gibt es Bilder im Web). Es macht aber schon stutzig, dass ausgerechnet in der Ukraine diese besonders aggressive Form der tödlichen Lungenerkrankung aufgetaucht ist...
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