Umweltmedizin in Bayern

Umweltmedizin in Bayern

Beitragvon Frankie » Dienstag 9. August 2005, 10:50

Auszug aus Fachinformation Umwelt & Gesundheit
Bayrisches Landesamt für Umweltschutz, Ulrike Koller, Nov. 2001

Was kann die Umweltmedizin tun?

Die Umweltmedizin nimmt sich schon seit einigen Jahren verstärkt der Probleme von Patienten an, die nach subjektivem Empfinden unter umweltbezogenen Gesundheitsstörungen leiden. Ziel ist es, die Diskrepanz zwischen dem hohen Leidensdruck, unter dem Patienten mit Umweltsyndromen stehen, und dem Mangel an medizinisch-wissenschaftlicher Erklärbarkeit abzubauen. Besonders vielversprechend sind ganzheitliche Vorgehensweisen in Diagnostik und Therapie, in denen nicht nur rein physisch-körperliche, sondern auch psychologische Ursachen in Betracht gezogen werden. Nach festgestellter Beteiligung psychischer Aspekte bietet sich z.B. heute schon vielen Patienten die Möglichkeit, hilfreiche therapeutische Maßnahmen in Anspruch zu nehmen. Als Ersatz für Nichterklärbares darf die Psychologie jedoch nicht missbraucht werden. Dass dies immer noch vorkommt, zeigen oft geführte Diskussionen in Öffentlichkeit und Medien um die kompromisslose Frage, ob Umweltsyndrome denn nun körperlicher oder seelischer Natur seien.

In der klinischen Umweltmedizin existiert ein breites Untersuchungsspektrum, bestehend aus mehreren Bausteinen: Über Patienten-Fragebögen werden Symptome und individuelle Empfindlichkeiten abgeklärt und eine vermutete Exposition hinterfragt. In der nachfolgenden körperlichen Untersuchung und in Labortests werden mögliche organische Erkrankungen erkannt und – bei begründetem Verdacht weitere Analysen festgelegt. Bei vielen Patienten werden dabei zum Beispiel allergische Erkrankungen festgestellt.

In einer Ortsbegehung durch die oder den Umweltmediziner kann das Umfeld der Patienten nach möglichen Krankheitsauslösern durchforscht werden, um eine vermutete Belastung mit einem oder mehreren Schadstoffen im Wohn- oder Arbeitsbereich zu erfassen. Wenn es gelingt, eine verdächtige Belastung einzugrenzen, muss diese genau quantifiziert werden.

Patienten sollten sich in ihrem eigenen Interesse im Zuge der Diagnosestellung auch einer psychologischen Ansprache des Krankheitsbildes öffnen. Leider wurden Betroffene in der Vergangenheit häufig von Ärzten, ihrer Umgebung oder über Medien "psychiatrisiert" (Stichwort "Ökochonder") und verloren dadurch ihr Vertrauen in die Medizin.

Aber auch unabhängig von der Diskussion um Ursachen ist es eine wichtige Aufgabe der Umweltmedizin, die psychischen Auswirkungen der Umweltsyndrome ernst zu nehmen und einer Behandlung zuzuführen.
Aus der umweltmedizinischen Praxis liegen Schätzungen vor, dass nach Abschluss der Untersuchungen bei etwa fünf bis zehn Prozent der Patienten Zusammenhänge mit einer angenommenen Schadstoffbelastung möglich erscheinen. Studien an größeren Patientengruppen finden bei über 60 Prozent der Betroffenen psychiatrische und psychosomatische Störungen. Dies darf aber keinesfalls zu der voreiligen Schlussfolgerung führen, dass Umweltsyndrome ein hauptsächlich psychisches Phänomen sind. Psychische und psychosomatische Störungen können Ursache, aber auch Folge der Beschwerden sein.
Frankie
 

Umweltmedizin in Bayern

Beitragvon Frankie » Dienstag 9. August 2005, 10:52

Falls jemand den ganzen Bericht lesen möchte:

http://www.bayern.de/lfu/umwberat/data/archiv/usyndrom_2001.htm
Frankie
 


Zurück zu Umweltmedizin / Medizin / Umweltpolitik in Deutschland

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron