taz - 04.11.2010
Pharmalobby kämpft für Verbot von Heilpflanzen
von Hans Cousto
Leider ist es wahr: Die Pharmalobby hat wieder zugeschlagen. Ab April 2011 soll das Gesetz für Nahrungsergänzungsmittel und Heilkräuter "Traditional Herbal Medical Product Directive" (THMPD) EU-weit durchgesetzt werden. Das bedeutet: Die auf Teemischungen basierende Kräuterheilkunde wäre dann wahrscheinlich um die Hälfte der dort eingesetzten Kräuter beraubt, da es wenig "wissenschaftliche Forschung" über gebräuchliche einheimische Kräuter gibt und diese dann ohne aufwändige Forschung keine Zulassung als Arzneimittel bekämen. Ein Zulassungsverfahren kostet nicht selten weit über 100.000 Euro. Das bedeutet, die Kosten für Registrierungs- und Zulassungskosten belasten klein- und mittelständische Unternehmen unverhältnismäßig stark im Vergleich zu den großen Konzernen. Viele dieser klein- und mittelständischen Unternehmen werden sich die Zulassungskosten kaum oder gar nicht leisten können, das heißt, sie werden vom Markt verschwinden.
Fast alle chinesischen und ayurvedischen Heilpflanzen und ein guter Teil der europäischen Heilpflanzen sollen mit dieser EU-Novelle verboten und aus dem Handel genommen werden. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Pharmaindustrie hätte die Naturheilkunde respektive die Drogerie aus der Natur schachmatt gesetzt und könnte diesen wachsenden Markt für sich übernehmen. ...
http://blogs.taz.de/drogerie/2010/11/04/pharmalobby