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Konstanz (dpa/lsw). Ein Arzt aus Singen soll über Jahre hinweg mehrere Schmerzpatienten mit einem falschen Medikament behandelt und in Lebensgefahr gebracht haben. Dafür steht er seit Montag vor dem Konstanzer Landgericht. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung in 251 Fällen. Der 63 Jahre alte, niedergelassene Arzt aus dem Kreis Konstanz habe von 2006 bis 2008 sechs Patienten mit dem Präparat Carbostesin (Wirkstoff: Bupivacain) behandelt. Den Kranken wurde das Mittel per Infusion in die Venen gegeben. Es ist jedoch nur für eine lokale Betäubung zugelassen und muss in die Muskeln gespritzt werden.
Bei intravenöser Verabreichung kann das Medikament nach Angaben von Staatsanwalt Heiner Fritze „akute toxische Effekte“ haben und zum Kreislaufkollaps und damit zum Tod führen. Außerdem könne das Nervensystem geschädigt werden. Die Patienten trugen zwar keine Schäden davon, aber: „Sie wären nicht einverstanden gewesen, wenn sie zuvor aufgeklärt worden wären“, betonte der Anklagevertreter. „Sie haben Patienten in Lebensgefahr gebracht.“
Der Angeklagte verteidigte beim Prozessauftakt seine jahrelange Therapie. „Ich habe kein besseres Medikament gefunden, das solche Erfolge erzielt“, sagte der Arzt. Das Präparat wirke länger als andere Mittel. „Ich habe mich auf meine Erfahrung gestützt.“ Er habe insgesamt 18 000 bis 20 000 Behandlungen ohne Zwischenfälle durchgeführt. Nebenwirkungen würden vermieden, wenn das Mittel sehr langsam in die Venen geträufelt werde, behauptete der Mediziner.
Seine Patienten hätten gewusst, dass Carbostesin nur lokal angewendet werden darf und trotzdem der Behandlung zugestimmt. Auch habe er die Kranken eingehend über Chancen und Risiken aufgeklärt. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg hatte anhand der Abrechnung Strafanzeige erstattet. Außerdem läuft ein Rechtsstreit über die Zulassung des Mediziners.