Seelsorge für die Industrie
Von Blech, Jörg - SPIEGEL
Die Elite der Nervenheilkunde ist eng mit Pharmakonzernen verflochten: Psychiater, Neurologen, aber auch Psychologen arbeiten als bezahlte Berater für die Unternehmen. Nun fordert ein Professor seine Kollegen auf, ihre Nebeneinkünfte offenzulegen.
Wer den Nervenarzt Matthias Riepe fragt, ob er Geld von Pharmafirmen annehme, erlebt ein kurzes Gespräch. "Das finde ich jetzt uninteressant", sagt der Professor von der Universität Ulm. Und schweigt.
In seiner Funktion als Mitverfasser einer Leitlinie für Demenzerkrankungen hält sich Riepe ebenfalls bedeckt. Weil die Leitlinie die Gabe bestimmter Medikamente empfiehlt, wäre es aufschlussreich zu erfahren, ob die Verfasser finanzielle Verbindungen zu Herstellern von Medikamenten haben. Riepe hat der Leitlinie zufolge erklärt, er habe keinen Interessenkonflikt.
Diese Auskunft erstaunt: Zusätzlich zu seinem Gehalt als Professor für Gerontopsychiatrie hat Riepe durchaus finanzielle Zuwendungen aus der Industrie angenommen - von AstraZeneca, Janssen-Cilag, Eisai, Pfizer und Lundbeck.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-78522323.html