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ERWEITERUNG DES FORSCHUNGSFOKUS AUF UMWELT- UND
PSYCHOSOZIALE FAKTOREN
Seit der Initiierung großangelegter Genomforschungsprogramme wird in der
Fachwelt kontrovers diskutiert, ob diese Schwerpunktsetzung auch in dem Maße
zu einer verbesserten medizinischen Versorgung – beispielsweise im Sinne einer
individualisierten Medizin – beitragen kann, die den investierten Ressourcen angemessen
ist. Während der Erkenntnisgewinn einer auf genetische Krankheitsfaktoren
ausgerichteten Forschung nicht bestritten wird, wird im Hinblick auf
die Erreichung von Gesundheitszielen darauf verwiesen, dass der Einfluss genetischer
Faktoren auf die Entstehung multifaktorieller Krankheiten – im Vergleich
zu Umweltfaktoren – eher gering bzw. über Gen-Umwelt-Interaktionen nur ein
mittelbarer ist. Um eine Wissensbasis zu schaffen, die für die Verbesserung der
medizinischen Versorgung in größerem Maße nutzbar ist, wäre, so die Argumentation,
auf ein angemessenes Verhältnis der Erforschung genetischer Faktoren zu
Umwelteinflüssen sowie psychosozialen Faktoren zu achten. Zurzeit wird der
Erforschung genetischer Faktoren jedoch ein größerer Stellenwert eingeräumt als
Umwelt- und psychosozialen Faktoren. Vor diesem Hintergrund sollte bei der
künftigen Schwerpunktsetzung von Forschungsprogrammen geprüft werden, wie
eine Ausweitung auf die Erforschung von Gen-Umwelt-Interaktionen, auf den
Ausbau der technischen Möglichkeiten zur Erfassung von Umweltfaktoren und
Expositionen sowie die Erforschung der Patienteneinstellungen und des -verhaltens
in der individualisierten Medizin erfolgen kann, um diesen einen angemessen
hohen Stellenwert einzuräumen.
Individualisierte Medizin
und Gesundheitssystem
Zukunftsrepor 2008
TAB
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