Hochmoselbrücke: Umweltskandal ohne Gleichen

Hochmoselübergang: Jubelgeschrei des rheinland-pfälzischen Infrastrukturministeriums befremdet Viele
Ürzig/Zeltingen-Rachtig, 16.4.2012
Wenn innerhalb der rheinland-pfälzischen Landesregierung gejubelt wird, hat man berechtigten Grund, skeptisch zu sein. Auch über den Nürburgring oder den darbenden Regionalflughafen Hahn kannte die Begeisterung keine Grenzen, um so mehr, je größer die Probleme bei diesen Projekten waren. Mit dem Hochmoselübergang wird nun ein neues Kapitel rheinland-pfälzischer Problemgeschichte aufgeschlagen.
Besonderes Geschick hat Minister Lewentz, wie auch sein Chef Kurt Beck, beide SPD, darin entwickelt, Dinge einseitig darzustellen. Er sieht durch den Bau eine große regionale Wertschöpfung in der Region, verschweigt aber, dass die hauptsächlich beteiligten Firmen aus anderen Teilen Deutschlands kommen (Eiffel, Porr). In Mainz weiß man offenbar auch nichts davon, wie die Bauarbeiter, die ebenfalls fast ausschließlich von außerhalb stammen, untergebracht sind. In Ürzig beispielsweise hat ein Unternehmer des 'horizontalen Gewerbes' die Chance erkannt und sein Etablissement für kroatische Bauarbeiter zur Verfügung gestellt. Ist das die Wertschöpfung, die der Minister meinte?
Spricht man in Mainz vom Hochmoselübergang, werden viele Dinge grundsätzlich ausgeklammert: die Landschaftsverschandelung, die Verluste im Tourismusgeschäft, die Gefahren für Weltklasse-Weinlagen und der Imageverlust für die Moselregion.
Jutta-Blatzheim-Roegler, Fraktionsvize und verkehrspolitische Sprecherin der mitregierenden Grünen hatte selbst über 20 Jahre lang gegen das Projekt gekämpft. Seit die Grünen dem Weiterbau zugestimmt haben, schweigen sie lieber zu diesem Thema. "Wir Grünen begleiten das Bauvorhaben weiterhin kritisch.", sagt sie, widerspricht dem Infrastrukturminister jedoch mit keinem Wort.
Einen Abwägungsprozess über das Verhältnis von Nutzen und Kosten hat es zwar während des Planfeststellungsverfahrens gegeben, doch die Datengrundlage war falsch. Längst gibt es korrigierte Zahlen, insbesondere über fehlende Erreichbarkeitsvorteile, eine deutlich geringere Verkehrserwartung und damit verbunden einen halbierten Nutzen-Kosten-Faktor. Ein sehr peinliches Gefälligkeitsgutachten zum Tourismus, das unübersehbar tendenziös war und mit diversen Tricks arbeitete, wird heute lieber verschwiegen. Eine Korrektur hat es indes nie gegeben.
"Es ist erstaunlich, wie locker man hierzulande mit Fakten umgehen kann, wenn man Steuergelder für eine Baumaßnahme haben will", so der Sprecher von Pro-Mosel, Georg Laska. "Jedes Kind lernt, dass Lügen kurze Beine haben. Deshalb müssten die beteiligten Politiker die Fertigstellung des Baus fürchten, denn mit der Realität kommt die Ernüchterung."
Warum wird immer noch an dieser Planung festgehalten? Wir erfahren, dass bereits viel Geld verbaut ist und ein Ausstieg teuer wäre. Doch es ist ein schlechter Schachspieler, der nicht in der Lage ist, eine mit viel Aufwand vorbereitete Strategie abzubrechen, wenn der eigene Untergang droht. Entscheidend für den Steuerzahler ist doch die Gesamtbilanz: Was ist teurer, ein sofortiger Baustopp oder ein Weiterbau bis zum bitteren Ende, mit allen noch anstehenden Schwierigkeiten und einer möglichen Vervielfachung der Kosten, mit jahrzehntelangem Erhaltungsaufwand für den Mammutbau und unvermeidbaren Verlusten in Tourismus und Weinbau?
Neuerdings wird die Mär vom 'Baustellentourismus' aus dem Hut gezaubert, als sei damit Ersatz für die drohenden Beeinträchtigungen geschaffen. Hand auf's Herz, Herr Minister, meinen Sie das wirklich ernst?
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Links:
Bericht über Lewentz' Äußerungen zum Hochmoselübergang im Pfälzischen Merkur
http://www.pfaelzischer-merkur.de/region/landespolitik/art27452,4252083
Internetseite der Bürgerinitiative Pro-Mosel
http://www.pro-mosel.de/
Das Tourismus-'Gutachten'
http://daten.pro-mosel.de/eti.pdf
Rund um das Tourismus-'Gutachten'
http://material.pro-mosel.de/tourismus/eti.html">http://material.pro-mosel.de/tourismus/eti.html
Der rechtsgültige Planfeststellungsbeschluss
http://daten.pro-mosel.de/beschlus.pdf
Materialien zum Hochmoselübergang
http://material.pro-mosel.de/
Ürzig/Zeltingen-Rachtig, 16.4.2012
Wenn innerhalb der rheinland-pfälzischen Landesregierung gejubelt wird, hat man berechtigten Grund, skeptisch zu sein. Auch über den Nürburgring oder den darbenden Regionalflughafen Hahn kannte die Begeisterung keine Grenzen, um so mehr, je größer die Probleme bei diesen Projekten waren. Mit dem Hochmoselübergang wird nun ein neues Kapitel rheinland-pfälzischer Problemgeschichte aufgeschlagen.
Besonderes Geschick hat Minister Lewentz, wie auch sein Chef Kurt Beck, beide SPD, darin entwickelt, Dinge einseitig darzustellen. Er sieht durch den Bau eine große regionale Wertschöpfung in der Region, verschweigt aber, dass die hauptsächlich beteiligten Firmen aus anderen Teilen Deutschlands kommen (Eiffel, Porr). In Mainz weiß man offenbar auch nichts davon, wie die Bauarbeiter, die ebenfalls fast ausschließlich von außerhalb stammen, untergebracht sind. In Ürzig beispielsweise hat ein Unternehmer des 'horizontalen Gewerbes' die Chance erkannt und sein Etablissement für kroatische Bauarbeiter zur Verfügung gestellt. Ist das die Wertschöpfung, die der Minister meinte?
Spricht man in Mainz vom Hochmoselübergang, werden viele Dinge grundsätzlich ausgeklammert: die Landschaftsverschandelung, die Verluste im Tourismusgeschäft, die Gefahren für Weltklasse-Weinlagen und der Imageverlust für die Moselregion.
Jutta-Blatzheim-Roegler, Fraktionsvize und verkehrspolitische Sprecherin der mitregierenden Grünen hatte selbst über 20 Jahre lang gegen das Projekt gekämpft. Seit die Grünen dem Weiterbau zugestimmt haben, schweigen sie lieber zu diesem Thema. "Wir Grünen begleiten das Bauvorhaben weiterhin kritisch.", sagt sie, widerspricht dem Infrastrukturminister jedoch mit keinem Wort.
Einen Abwägungsprozess über das Verhältnis von Nutzen und Kosten hat es zwar während des Planfeststellungsverfahrens gegeben, doch die Datengrundlage war falsch. Längst gibt es korrigierte Zahlen, insbesondere über fehlende Erreichbarkeitsvorteile, eine deutlich geringere Verkehrserwartung und damit verbunden einen halbierten Nutzen-Kosten-Faktor. Ein sehr peinliches Gefälligkeitsgutachten zum Tourismus, das unübersehbar tendenziös war und mit diversen Tricks arbeitete, wird heute lieber verschwiegen. Eine Korrektur hat es indes nie gegeben.
"Es ist erstaunlich, wie locker man hierzulande mit Fakten umgehen kann, wenn man Steuergelder für eine Baumaßnahme haben will", so der Sprecher von Pro-Mosel, Georg Laska. "Jedes Kind lernt, dass Lügen kurze Beine haben. Deshalb müssten die beteiligten Politiker die Fertigstellung des Baus fürchten, denn mit der Realität kommt die Ernüchterung."
Warum wird immer noch an dieser Planung festgehalten? Wir erfahren, dass bereits viel Geld verbaut ist und ein Ausstieg teuer wäre. Doch es ist ein schlechter Schachspieler, der nicht in der Lage ist, eine mit viel Aufwand vorbereitete Strategie abzubrechen, wenn der eigene Untergang droht. Entscheidend für den Steuerzahler ist doch die Gesamtbilanz: Was ist teurer, ein sofortiger Baustopp oder ein Weiterbau bis zum bitteren Ende, mit allen noch anstehenden Schwierigkeiten und einer möglichen Vervielfachung der Kosten, mit jahrzehntelangem Erhaltungsaufwand für den Mammutbau und unvermeidbaren Verlusten in Tourismus und Weinbau?
Neuerdings wird die Mär vom 'Baustellentourismus' aus dem Hut gezaubert, als sei damit Ersatz für die drohenden Beeinträchtigungen geschaffen. Hand auf's Herz, Herr Minister, meinen Sie das wirklich ernst?
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Links:
Bericht über Lewentz' Äußerungen zum Hochmoselübergang im Pfälzischen Merkur
http://www.pfaelzischer-merkur.de/region/landespolitik/art27452,4252083
Internetseite der Bürgerinitiative Pro-Mosel
http://www.pro-mosel.de/
Das Tourismus-'Gutachten'
http://daten.pro-mosel.de/eti.pdf
Rund um das Tourismus-'Gutachten'
http://material.pro-mosel.de/tourismus/eti.html">http://material.pro-mosel.de/tourismus/eti.html
Der rechtsgültige Planfeststellungsbeschluss
http://daten.pro-mosel.de/beschlus.pdf
Materialien zum Hochmoselübergang
http://material.pro-mosel.de/