Dr. Hontschik über Hirntod und Organspende

Dr. Hontschik über Hirntod und Organspende

Beitragvon Juliane » Montag 14. Mai 2012, 21:03

Dr. Hontschik FR online:

"Der "Hirntod" ist eine Erfindung des Menschen. Aus Sicht von
Organempfängern ist sie segensreich, aber aber für Organspender ist
die Definition beängstigend......


Der Hirntod ist eine Erfindung von Menschen, so wie jede Definition
des Todes eine gesellschaftliche Vereinbarung, einen kulturellen
Konsens darstellt. Was ist hirntot? Nicht mehr lebendig, noch nicht
tot? Gibt es verschiedene Tode?

Aus der Sicht von Organempfängern ist der Hirntod eine segensreiche
Erfindung, eine gelungene Konstruktion. Ohne den Hirntod könnte man
keine Organe entnehmen. Tote Organe kann man nicht transplantieren.
Aus der Sicht der Organspender ist der Hirntod hingegen eine riskante
Erfindung, eine beängstigende Konstruktion.

Es ist nicht ehrlich, dass davon nichts im Organspenderausweis steht,
denn den trägt man ja als Spender bei sich, nicht als Empfänger."

http://www.fr-online.de/wissenschaft/organspenden-der-hirntod---eine-gefaehrliche-definition,1472788,15225140.html
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Dr. Hontschik über Hirntod und Organspende

Beitragvon Juliane » Donnerstag 24. Mai 2012, 00:50

FR Interview



"Alexandra Manzei hat 15 Jahre lang Komapatienten betreut und zur Organspende vorbereitet. Als sie das nicht länger ertragen konnte, gab sie ihre Arbeit als Krankenschwester auf und studierte Soziologie. Ein Gespräch über den Hirntod, das Sterben und Alternativen zu Transplantationen.


Frau Manzei, besitzen Sie einen Organspendeausweis?
Nein. Ich möchte weder Organe spenden noch erhalten, und ich möchte auch nicht, dass auf mich ein moralischer Druck ausgeübt wird zu spenden.

Woher rührt Ihre Ablehnung?
Ich habe fünfzehn Jahre als Krankenschwester gearbeitet, die meiste Zeit auf einer Intensivstation. Sie haben es dort mit Komapatienten zu tun, mit Menschen, die an schweren neurologischen Erkrankungen leiden. Und ich habe Hirntote gepflegt, die für eine Organtransplantation freigegeben waren. Das habe ich irgendwann einfach nicht mehr ausgehalten


Was war für Sie das Schlimmste?
Es war der Umgang mit den hirntoten Organspendern, die Sie ja als Krankenschwester oder Pfleger so weiter therapieren wie Sie es bei kranken Patienten gewohnt sind. Der einzige Unterschied ist ein rechtlicher. Nämlich, dass sie die hirntoten Patienten nicht mehr um ihrer selbst willen behandeln, sondern für einen Dritten, der seine Organe erhält. Das war mir nicht möglich




Hirntote können Schmerzen empfinden?

Bekannt ist, dass es klare Schmerzreaktionen wie Schwitzen, Zucken, Blutdruckanstieg und die Rötung des Gesichts gibt. Sie treten nicht nur zufällig auf, sondern können auch konkret ausgelöst werden. Beispielsweise dann, wenn der Bauchraum zur Entnahme der Organe geöffnet wird. Dann steigen Blutdruck und Herzfrequenz sprunghaft an. Daher werden den Hirntoten in einigen Krankenhäusern sogar Schmerz- und Beruhigungsmittel gegeben. Das soll aber vor allem verhindern, dass das Personal verunsichert wird




Hirntote Kinder wachsen, sie kommen in die Pubertät, Jungen entwickeln Bartwuchs. Die Wunden von Hirntoten heilen, sie können Fieber bekommen. Männer könnten noch Kinder zeugen. In einer Studie wurden bis 2003 weltweit zehn Fälle dokumentiert, bei denen eine schwangere Hirntote ein Kind entbunden hat. Das zeigt, dass das Gehirn eben nur ein Teil des Körpers ist, der längst nicht die herausragende Funktion für die Organisation des gesamten Organismus besitzt. Hinzu kommt, dass sich mit neuen technischen Verfahren bei Patienten, die als hirntot diagnostiziert sind, ohnehin noch Aktivitäten im Gehirn nachweisen lassen.......



Vielen ist gar nicht bewusst, dass ihre Patientenverfügung im Widerspruch zu einem Ja auf dem Organspendeausweis steht. Wenn Sie am Ende Ihres Lebens nicht von Apparaten abhängig sein wollen, scheiden Sie als Spender praktisch aus. Denn dann werden Sie nicht mehr intensivmedizinisch betreut und intubiert, also beatmet. Nur auf der Intensivstation können Sie den Hirntod erleiden. Als Organspender nehmen Sie in Kauf, dass Ihr eigenes Sterben verlängert wird. Das ist genau das Gegenteil dessen, was viele in ihrer Patientenverfügung festgelegt haben. Auch hier zeigt sich, wie problematisch es ist, dass es keine offene und sachliche Debatte über die Organspende gibt.




Es geht um elementare Fragen des Zusammenlebens. Wie wollen wir mit kranken und sterbenden Menschen umgehen, wie mit Gesunden? Dürfen wir Begehrlichkeiten wecken, die Menschen dem moralischen Anspruch aussetzen, Teile ihres Körpers spenden zu sollen? Welchen medizinischen Fortschritt wollen wir? Das sind keine Fragen für Expertengremien. Das muss man öffentlich diskutieren......"


http://www.fr-online.de/politik/organspende-reform-im-bundestag-wer-noch-warm-ist--ist-nicht-tot,1472596,16092604.html
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Beitragvon nora » Sonntag 27. Mai 2012, 19:27

".......Angesichts der Fülle von Lebenszeichen,
die Patienten mit totalem Hirnversagen
aufweisen, kann nicht vom Verlust
des Lebensprinzips ausgegangen werden.
Es ist ein wesentliches Kennzeichnen
für »lebende« Systeme, einen geordneten
Zustand aufrechtzuerhalten beziehungsweise
einen solchen bei Störungen
wieder anzustreben. Der Tod, der Verlust
des Lebensprinzips, führt dagegen
zu einem Zerfall des Organismus,
zur Auflösung in seine biologischen
und physikalischen Bestandteile.
Bei Patienten mit Hirntod-
Syndrom ist aber gerade keine
zunehmende Desintegration, kein
Zerfall der Organe, Gewebe und
Zellen zu beobachten........"

http://www.alfa-ev.de/fileadmin/user_upload/Lebensforum/2012/lf_0112-10-hirntot.pdf
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Beitragvon Juliane » Montag 28. Mai 2012, 16:13

Aktueller FR Leserkommentar zum Thema Organspende:

Zitat

Man muß schon sehr verzweifelt sein und keinen anderen Ausweg mehr
sehen, wenn man seine Zustimmung dazu gibt, aufgesägt zu werden und
sich die Organe eines anderen einsetzen zu lassen, der dafür sterben
mußte. Diese Verzweiflung wird künstlich erzeugt, ist einkalkuliert
und gehört zum Geschäftskonzept der Organhändler. Abhängigkeit
erzeugen, Ausweglosigkeit suggerieren, um dann als Retter und Heiland
aufzutreten. Alle anderen Möglichkeiten der Besserung in Bezug auf
geschädigte Herzen, Nieren und Lungen werden systematisch verschwiegen
und unterdrückt, arztfreie Möglichkeiten, bei denen man nicht nach 5
Jahren stirbt (wie bei der Lungentransplantation die Regel), sondern
weiterlebt. Es ist wie bei der Krebstherapie. Ihr chronifizierter
Bankrott ist seit Jahrzehnten offensichtlich. Aber weiterhin werden
Patienten Jahr um Jahr belogen, betrogen, unter Druck gesetzt,
terrorisiert, bis sie sich durch Chemotherapie vergiften und durch
Operationen verstümmeln lassen. Wieviele ganz ohne Ärzte überlebt
haben, viel mehr als mit Therapie, daß nämlich alles viel besser geht
ohne Ärzte, das wird verschwiegen. Genauso wie die Ärzte alle Berichte
unterdrücken über die wieder aufgewachten "Hirntoten", die heute
studieren, zum dritten Mal verheiratet sind, sich ihres Lebens freuen
und mit Entsetzen daran denken, wo sie heute wären, hätten sie nicht
den Ärzten entkommen können. Das Beispiel einer wiederaufgewachten
Frau, die von ihren Angehörigen vor den Ärzten geschützt wurde, findet
sich im Internet unter: Diapathik einer Auferstehung
http://www.spkpfh.de/Diapathik_einer_Auferstehung_Kollektive_Aktion.htm


http://www.fr-online.de/politik/organspende-was-hirntod-eigentlich-bedeutet,1472596,16111428.html
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Dr. Hontschik über Hirntod und Organspende

Beitragvon Juliane » Mittwoch 15. August 2012, 14:53

http://www.fr-online.de


"Ungereimtheiten im Hirntod-Konzept
Auf das Gehirn kommt es an - auch bei Organspenden.



Für den Erlanger Neurobiologen Ralph Dawirs steht fest: Die
Individualentwicklung beginnt unmittelbar mit der Befruchtung und
endet mit dem Tod. Solange Vitalfunktionen aller Organe
aufrechterhalten würden, auch mit medizinisch-technischer
Unterstützung, sei der Hirntote ein lebender Mensch. „Solche lebenden
Menschen – Hirntote – sind potenzielle Organspender“, sagt Dawirs.
Der Biologe fordert deshalb einen ehrlichen Umgang mit dem Thema: Dazu
gehöre die eindeutige Vermittlung der Botschaft, dass
Organtransplantate einem Menschen nicht nach seinem Tod entnommen
werden, sondern während er noch lebt. Dabei spiele es keine Rolle,
unter welchen Umständen dieser Mensch noch lebe. Ob mit oder ohne
lebenserhaltende Maßnahmen, sei unerheblich......


Sabine Müller, Medizinethikerin an der Berliner Charité, fordert
gesetzlich vorgeschriebene Diagnostik- und Behandlungsmaßnahmen: „Es
sollte sicher ausgeschlossen werden, dass potenzielle Organspender
gegen ihren Willen durch die Organentnahme getötet werden und dabei
leiden.“ Die Elektroenzephalographie (EEG), Angiographie und zum Teil
auch die funktionelle Bildgebung zur Hirntoddiagnose sollten ebenso
selbstverständlich sein wie die Vollnarkose für die Organentnahme.
Bislang kommen die technischen Diagnostika nur optional in Betracht,
als Mittel der Wahl gilt in den meisten Kliniken eine 12- bis
72-stündige Beobachtungszeit..."

http://www.fr-online.de/wissenschaft/organspende-ungereimtheiten-im-hirntod-konzept,1472788,16885678.html
Juliane
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Re: Dr. Hontschik über Hirntod und Organspende

Beitragvon Kira » Dienstag 29. September 2015, 19:16

siehe auch



Dokumentationen/ Aufklärung zum Thema Organspende viewtopic.php?f=47&t=18110&p=122690#p122690

Falsche Hirntod-Diagnosen in deutschen Kliniken viewtopic.php?f=141&t=20287
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(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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