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"Neuer Ärger um Novartis-Grippeimpfstoff
In Italien und der Schweiz ist der Verkauf von Novartis-Grippeimpfstoffen gestoppt worden - offenbar wegen Nebenwirkungen. Beide Präparate gibt es auch auf dem deutschen Markt, eines davon hatte zuletzt wegen Lieferproblemen Schlagzeilen gemacht. In Deutschland wollen sich Experten heute dazu äußern.
Von Florian Wöhrle, tagesschau.de und Stefan Troendle, ARD-Hörfunkstudio Rom
Kurz vor der Erkältungssaison tauchen weitere Probleme bei Grippeimpfstoffen auf: Das italienische Gesundheitsministerium hat den Verkauf der Präparate Agrippal und Fluad des Pharmakonzerns Novartis mit sofortiger Wirkung verboten. Beide Impfstoffe sind auch in Deutschland auf dem Markt, dem Präparat Agrippal entspricht hier das vor Kurzem in die Schlagzeilen geratene Standard-Mittel Begripal.
Behörde spricht von Vorsichtsmaßnahme
Zum Grund für das Verbot hielt sich das italienische Gesundheitsministerium zunächst bedeckt. Es scheint wohl so zu sein, dass Teile der in Ampullen abgefüllten Impfstoffe ausgeflockt oder verklumpt sind, möglicherweise wegen Reaktionen von Eiweissstoffen. Dies kann nach Angaben der Gesundheitsbehörden möglicherweise unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete, dass es Qualitätsprobleme gebe, die potenziell gefährlich für die öffentliche Gesundheit sein könnten.
Der italienische Gesundheitsminister Renato Balduzzi sagte, der Hersteller Novartis sei seit Juli über die Probleme informiert gewesen. Vor fünf Tagen habe Novartis Unterlagen über die Anomalien der Impfstoffe geschickt.
Die italienische Pharmaagentur, die auch für die Medikamentenzulassung zuständig ist, hat am Abend eine schnelle Alarmmeldung über den Vorfall an alle europäischen Partnerbehörden und auch nach Kanada geschickt.
Wegen der Entwicklung in Italien erließ die Medikamenten-Aufsicht Swissmedic auch für die Schweiz einen vorsorglichen Auslieferungsstopp für Agrippal und Fluad. Hier war von in Spritzen festgestellten weißen Partikeln die Rede, bei denen es sich um Verklumpungen von normalen Bestandteilen des Impfstoffes handeln könnte.
Novartis vertraut auf Wirksamkeit
Novartis reagierte inzwischen auf den Verkaufsstopp. Man sei sicher, dass keine Gesundheitsgefahren von den Mitteln ausgehen.
In einer in der Nacht verbreiteten Erklärung hieß es weiter, Novartis vertraue auf die Wirksamkeit der Impfstoffe Agrippal und Fluad.
In Deutschland wird noch geprüft
Das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut kündigte gegenüber tagesschau.de eine Prüfung der Präparate an. Ergebnisse sollen am Vormittag bekannt gegeben werden.
Bei dem Novartis-Präparat Begripal gab es zuletzt in einigen Regionen Deutschlands massive Lieferengpässe. Anfang Oktober teilte das Unternehmen mit, den Impfstoff vorerst nicht liefern zu können. "Generell ist die Herstellung von Grippeimpfstoffen im Gegensatz zu vielen anderen Medikamenten ein komplexer biologischer Prozess, der jährlichen Schwankungen unterliegt", sagte ein Sprecher der Novartis Vaccines and Diagnostics GmbH zur Begründung der Knappheit.
Krankenkassen lösen Bindung an Novartis
Die gesetzlichen Krankenkassen zogen in Hamburg und Schleswig-Holstein Konsequenzen aus dem Engpass: Bis der Impfstoff des Herstellers Novartis wieder in ausreichender Menge zur Verfügung stehe, dürften die Ärzte im Norden nun auch alle anderen zugelassenen Impfstoffe verabreichen. Zuvor war es den Ärzten nicht erlaubt gewesen, auf Impfstoffe anderer Hersteller auszuweichen, da die Kassen exklusive Verträge mit Novartis abgeschlossen hatten.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Schutzimpfung in erster Linie älteren Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranken mit Grundleiden wie Diabetes, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, medizinischem Personal und Schwangeren. Der Oktober und November ist nach Angaben von Ärzten und Gesundheitsbehörden die beste Zeit für die Schutzimpfung.
Quelle: tagesschau.de"
siehe dazu auch (Oktober 2011):
viewtopic.php?t=16507
Beobachter