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Wie steht es um die Gesundheit des deutschen Nachwuchses?
Erste Ergebnisse des Kinder- und Jugendsurveys vorgestellt
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(aid) - Glaubt man der medialen Berichterstattung der letzten Jahre, so scheint neben dem so genannten Bildungsnotstand vom Übergewicht das größte gesundheitliche und gesellschaftspolitische Gefährdungspotenzial für Kinder und Jugendliche in Deutschland auszugehen. Erstmals liegen jetzt mit den am 25. September vom Robert-Koch-Institut vorgestellten Ergebnissen der KiGGS-Studie konkrete und repräsentative Zahlen über die Gesundheitssituation der Kinder und Jugendlichen in Deutschland vor. Dazu wurden bundesweit 17 641 Kinder und Jugendliche von 0 bis 17 Jahren und zum Teil auch deren Eltern befragt und untersucht. Vorgestellt wurden in einer ersten Auswertung Zahlen zu Übergewicht und Adipositas, Essstörungen, Allergien, Schilddrüsenvergrößerungen und Jodmangel, Bewegungsverhalten, psychischer Gesundheit sowie Belastungen durch Umweltkontaminanten.
Ausgewählte Ergebnisse im Einzelnen:
Übergewicht und Adipositas: Energiewaage im Ungleichgewicht
Das Problem von Übergewicht und Adipositas (starkes Übergewicht) hat sich seit dem Zeitraum von 1985/99 dramatisch verschärft. So gibt es 50 % mehr übergewichtige und doppelt so viele adipöse Kinder wie noch vor 20 Jahren. In absoluten Zahlen ausgedrückt: 1,9 Mill. übergewichtige (15 %) und 800.000 (6,3 %) adipöse Kinder und Jugendliche. Besonders häufig betroffen sind Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus, mit Migrationshintergrund und deren Mutter übergewichtig oder adipös ist. Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern wurden nicht festgestellt. Insgesamt verschieben sich die Gewichtskurven aller Kinder mit zunehmendem Alter nach oben, also auch die Dünnen werden schwerer.
Essstörungen: Körpergefühl im Ungleichgewicht
Jedes 5. Kind (21,9 %) zeigt Symptome einer Essstörung. Erwartungsgemäß sind deutlich mehr Mädchen als Jungen betroffen. Ein niedriger Sozialstatus, geringe Schulbildung, Rauchen und sexuelle Belästigungen erhöhen das Risiko. Bemerkenswert ist die Fehleinschätzung des eigenen Körpergewichts unter den Normalgewichtigen mit Tendenz zur Essstörung. So empfinden sich mehr als dreiviertel dieser Gruppe als zu dick und nur 20 % betrachten ihr Gewicht als normal.
Deutschland ist kein Jodmangelgebiet mehr
Die seit den 80er Jahren durchgeführten Jodierungen von Lebens- und Futtermitteln zeigen deutlich Erfolge: So erreicht die durchschnittliche Jodausscheidung von 117 Mikrogramm den WHO-Zielwert von 100-200 Mikrogramm. Das in früheren Jahren festgestellte Nord-Süd-Gefälle existiert nicht mehr. Erfreulicherweise wurden bei der Jodversorgung keine sozialen Unterschiede festgestellt. Um den Erfolg zu sichern, müssen die Jodierungsmaßnahmen fortgeführt werden.
50 Minuten Bewegung am Tag
So lautet der Befund der KiGGS-Studie. Das Minimalziel von 60 Minuten pro Tag ist damit knapp verfehlt. Zwar geben 72 % der Kinder, an täglich draußen zu spielen, aber die effektiven Bewegungszeiten scheinen eher kurz zu sein. Auch in einer Schulsportstunde sind Kinder durchschnittlich nur 3 bis 7 Minuten körperlich aktiv. So wundert es nicht, dass 35 % der Kinder nicht mehr zwei Schritte rückwärts balancieren können und 43 % es nicht mehr schaffen, beim Rumpfbeugen die eigene Fußspitze zu berühren.
Trotz aller Befunde geben 95 % der Studienkinder an, dass sie sich gut und wohl fühlen.
aid, Maria Flothkötter
Weitere Informationen: Zusammenfassungen und Präsentationen aller Vorträge finden sich unter http://www.kiggs.de