DEHP in Blutbeuteln

DEHP in Blutbeuteln

Beitragvon Karlheinz » Freitag 29. Juni 2007, 06:37

URL: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/641354/

FORSCHUNG AKTUELL

28.06.2007 · 16:35 Uhr

Bei Blutkonserven werden bald die Beutel ausgetauscht. (Bild: AP)

Risikolose Blutbeutel
Verdächtiger Weichmacher soll aus dem Plastik verschwinden
Von Ralph Arens
Chemie. - Die moderne Technik bietet zahlreiche Vorteile, verknüpft diese aber oft auch mit Nachteilen. Ein Beispiel ist das Plastik, aus denen Medizinprodukte wie Blutbeutel, Infusionsschläuche und anderes hergestellt werden. Es enthält den Weichmacher DEHP, der das Material flexibel macht, gleichzeitig aber unter Verdacht steht, die Zeugungsfähigkeit einzuschränken. Langsam wird DEHP auch in diesem Bereich ersetzt, als letzte Hürde dürften jetzt Blutbeutel fallen.


Das Forschungslabor der Firma Raumedic im fränkischen Münchberg. Bislang wird hier Plastik für Dialysesets und Magen-Darm-Sonden produziert. Jetzt soll getestet werden, ob sich ein neuer Kunststoff auch für Blutbeutel eignet. Chemieingenieur Georg Kühlein:

"Die Pumpe saugt jetzt diese Gase an. Und die Folie bietet also diesen Widerstand. Und jetzt wird geguckt, was passiert, wie viel von diesen Gasen können diese Folie passieren."

Die Folie besteht aus PVC. Sie ist flexibel und durchsichtig - Eigenschaften, für die bisher die Beimischung des Weichmachers Phthalat DEHP sorgte. Doch der ist in Verruf geraten. Josef Zündorf vom Bundesinstitut für Medizinprodukte und Arzneimittel in Bonn:

"In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass DEHP ab einer bestimmten Dosierung, ab einer bestimmten Expositionsdauer, also Verabreichungsdauer durchaus zu Störungen der geschlechtlichen Fortpflanzung und auch der Geschlechtsentwicklung insbesondere bei männlichen Nachkommen führen kann."

Die Suche nach Ersatzstoffen begann bereits vor rund 30 Jahren, auch bei Raumedic. Der heute 61-jährige Georg Kühlein erinnert sich:

"Die Weichmacherdiskussion beherrschte tatsächlich seit 1978 die Fachwelt. Immer wieder mit unterschiedlichen Höhen und Tiefen, aber für uns Anlass, immer und ständig ein Auge oder ein Ohr auf dem Markt zu haben, um zu sehen, gibt es etwas Neues, kann man denn dieses DEHP - ja, manche würden sagen vielleicht 'endlich' - ablösen."

Das könnte jetzt mit dem Weichmacher Hexamoll DINCH gelingen. Seit 2005 bietet ihn der Chemiekonzern BASF an. Doch einen neuen Stoff zu entwickeln, ist nur der erste Schritt. In einem zweiten Schritt muss er sich in der Praxis bewähren. Infusionsschläuche und andere Medizinprodukte mit dem neuen Weichmacher sind auf dem Markt. Doch noch keine Firma bietet DEHP-freie Blutbeutel an. Josef Zündorf:

"Unseres Wissens gibt es bisher keinen Kunststoff, kein anderes Aufbewahrungsbehältnis, das eine solange Überlebensdauer der roten Blutkörperchen garantiert wie PVC mit DEHP."

Natürlich sollten auch Blutbeutel keinen fruchtbarkeitsschädigenden Weichmacher enthalten. Das Bundesinstitut für Medizinprodukte und Arzneimittel empfiehlt daher dringend, solche Blutbeutel zu entwickeln.

Chemieingenieur Kühlein steht im firmeneigenen Forschungslabor vor einem Prüfgerät und beobachtet auf einem Bildschirm, wie dicht die Kunststofffolie aus PVC und Hexamoll DINCH ist. Kühlein:

"Man sieht also jetzt, wie der Wasserdampf diesen Beutel passiert. Das wird hier auf dem Graphen angezeigt: Und jetzt wollen wir mal sehen, wie viel beispielsweise so ein Infusionsbeutel Flüssigkeit oder Wasserdampf an einem Tag Lagerzeit verlieren würde."

Das Ergebnis: Die Folie lässt sehr wenig Wasserdampf und in geringen Mengen Sauerstoff und Kohlendioxid durch. Sie ermöglicht also, dass das Blut 'atmen' kann. Jetzt bereitet Kühnlein gemeinsam mit einer Blutbank den letzten Praxistest vor, einen Haltbarkeitstest. Auch in den neuen Blutbeuteln soll sich Blut mehrere Wochen halten - und das muss das Material erst noch beweisen.

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Erstaunliche Aktivitäten, wo es doch bloß um eine Massenhysterie geht.
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DEHP in Blutbeuteln

Beitragvon Alex » Freitag 29. Juni 2007, 08:50

Die Frage nach einem Behälter, der nicht ausgast ist leicht zu beantworten:
Man nehme Glas.

Sicher ist Glas nicht so praktisch, leicht und kann brechen, aber für Risikopatienten
wie z.B. Babys, sollten allemal Konserven in Glas bereitstehen.
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