Selbstmordhäufigkeit bei Ärzten

Selbstmordhäufigkeit bei Ärzten

Beitragvon Dundee » Samstag 20. Mai 2006, 22:49

Mortalität und Todesursachen bei dänischen Ärzten 1973-1992
In einer historischen Kohortenstudie wurden dänische Ärzte, die zwischen 1973 und 1992 der dänischen Ärzteorganisation beigetreten waren (N = 21.943), hinsichtlich der Mortalität bis zum Jahr 1992 durch Verknüpfen von Registerdaten untersucht. Gut ein Viertel aller Ärzte waren Frauen (27%). Wie bei einer beschäftigten Kohorte zu erwarten, war die Gesamtmortalität durch den sogenannten Healthy-Worker-Effekt geringer als die der entsprechenden Altersgruppen der dänischen Bevölkerung. Das betraf speziell die Fachärzte, deren Gesamtmortalität signifikant niedriger war als die der Hausärzte. Gewisse Unterschiede zeigten sich bei der Aufgliederung der Gesamtmortalität nach Untergruppen (Hausärzte, Fachärzte, junge Krankenhausärzte), Jahr des Universitätsabschlusses bzw. Beitritts zur Ärzteorganisation und nach Geschlecht. Bei den Todesursachen war die vergleichsweise geringe Zahl an Todesfällen infolge von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen (mit Ausnahme von Brustkrebs bei Frauen) auffällig; an Lungenkrebs starben nur etwa halb so viel Ärzte wie erwartet (Standardisierte Mortalitätsrate (SMR) bei männlichen bzw. weiblichen Ärzten 0,48 bzw. 0,53). Demgegenüber waren die beobachteten Todesfälle durch Selbsttötung signifikant höher als erwartet (SMR bei männlichen bzw. weiblichen Ärzten 1.64 bzw. 1.68). Besonders ausgeprägt war die Überhäufigkeit an Selbsttötungen durch Vergiftung, insbesondere bei männlichen Hausärzten und Fachärzten (SMR 5,89 bei männlichen Fachärzten). Bei weiblichen Ärzten wurde außerdem eine signifikante Überhäufigkeit an Todesfällen aufgrund von Unfällen oder anderen Gewalteinwirkungen beobachtet (SMR 1,65). Über eine erhöhte Selbstmordrate bei Ärzten wurde bereits in früheren Studien in Finnland, Großbritannien und Dänemark berichtet. Als Gründe werden Kenntnisse der Prognose bei chronisch kranken Ärzten, anstrengende Arbeitsbedingungen und Selbstselektion eines bestimmten Persönlichkeitstyps in den Beruf angeführt. Die Autoren heben hervor, dass im Hinblick auf Präventionsmaßnahmen weiter untersucht werden sollte, warum Ärzte eine Selbsttötung planen bzw. begehen. Eine Aufgliederung nach Fachrichtungen und Regionen hätte hier eventuell zur weiteren Klärung beitragen können. Eine entsprechende Studie für die Mitglieder der deutschen Ärztekammern liegt nach unserer Kenntnis bisher nicht vor.

Juel K, Mosbech J, Stoettrup Hansen E: Mortality and causes of death among Danish medical doctors 1973-92. Int J Epidemiol 28 (1999) 456-460
Dundee
 

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